Pantelosaurus
Pantelosaurus („komplette Eidechse“) ist eine ausgestorbene Gattung der Gruppe der Sphenacodontia aus dem frühen Perm. Sie enthält eine einzige Art, Pantelosaurus saxonicus.[1][2]
Pantelosaurus | ||||||||||||
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Pantelosaurus | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Oberkarbon bis Unterperm | ||||||||||||
305 bis 272,5 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
Königin-Carola-Schacht, Freital, Sachsen | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Pantelosaurus | ||||||||||||
von Huene, 1925 |
Entdeckung
BearbeitenEs existieren sechs Pantelosaurus-Fossile, darunter Schädel und Teilskelette. Alle Exemplare befinden sich auf einer Platte, die von dem Steiger Erler am 19. November 1901 im Abbauort Nr. 156 im Hangenden des Hauptflözes im Königin-Carola-Schacht in Freital, im obersten Teil der Döhlen-Formation entdeckt wurde.[3][4] Die Döhlen-Formation gehört zur Unterrotliegend-Gruppe (Asselium) des Döhlener Beckens. Die Fossilien sind über 299 bis 296,4 Millionen Jahre alt.[1][2] Die untere oder Liegend-Platte löste sich von der Firste des hier vier Meter hohen Abbaus und zerbrach beim Aufschlag. Die 1,00 × 1,30 Meter große Hangend-Platte wurde unter der Anleitung des Markscheiders August Robert Hausse aus der Firste geborgen.
Verbleib der Platten
BearbeitenDie Hangend-Platte wurde von Christian Strunz präpariert. Wissenschaftlich bearbeitet und erstbeschrieben wurde der Fund 1925 von dem Paläontologen Friedrich von Huene. Zwischenzeitlich befand sich die Platte im Museum für Mineralogie und Geologie Dresden. Heute befindet sie sich im Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Freiberg. Die Liegend-Platte wurde bis 1999 im Originalzustand im Bohrkern-Archiv in Freiberg aufbewahrt. Danach wurde sie dem Museum für Naturkunde Chemnitz zur Präparation übergeben. Im Naturhistorischen Museum in Schleusingen wurde sie von Georg Sommer präpariert und von dem Paläontologen Frederik Spindler wissenschaftlich bearbeitet. Seit 2001 ist die Platte in der Dauerausstellung des Chemnitzer Museums für Naturkunde zu sehen.
Beschreibung
BearbeitenPantelosaurus saxonicus wurde etwa 1,40 m lang. Er hat einen gedrungenen, spitz zulaufenden Schädel mit seitlichen Augenhöhlen und kegelförmigen Zähnen. Die Wirbel haben bis in die Schwanzregion relativ lange, kräftige Dornfortsätze. Der Schwanz ist länger als der Rumpf. Die kurzen Gliedmaßen haben einen kräftigen Knochenbau und je fünf Zehen.[4]
Klassifizierung
BearbeitenNach von Huenes Erstbeschreibung als Pelycosaurier 1925 überarbeiteten Alfred Romer und Llewellyn Ivor Price 1940 die Systematik[5] und synonymisierten Pantelosaurus mit Haptodus, wodurch sie die neue Kombination Haptodus saxonicus schufen. Nachdem Phil Currie 1977 eine neue Art von Haptodus beschrieben hatte, synonymisierte er 1979 alle europäischen Haptodontinae sowie Cutleria wilmarthi, mit der Typusart der Gattung, H. baylei. 1993 und 1994 stellte Michel Laurin die Haptodontinae als polyphyletisches Glied der Sphenacodontidae dar und revalidierte Pantelosaurus zusammen mit anderen Gattungen und Arten. Seine Revision ist seitdem akzeptiert.[6] In nur drei phylogenetischen Analysen ist Pantelosaurus enthalten: Laurin (1994), Fröbisch et al. (2011) und Benson.[1][2][7]
Kladogramm
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… Sphenacodontia |
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Etymologie
BearbeitenDie Typusart von Pantelosaurus ist Pantelosaurus saxonicus. Der Gattungsname ist von altgriechisch παντελής pantelḗs „abgeschlossen, vollständig“ abgeleitet und nimmt Bezug auf den nahezu vollständigen Zustand der ursprünglichen fossilen Exemplare. Das Art-Epitheton saxonicus bedeutet „sächsisch“; es ist vom latinisierten Namen des Freistaates Sachsen, Saxonia, abgeleitet.[1]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d Friedrich von Huene: Ein neuer Pelycosaurier aus der unteren Permformaiton Sachens. In: Geologische und Paläontologische Abhandlungen. Nr. 18, 1925, S. 215–264.
- ↑ a b c d R.J. Benson: Interrelationships of basal synapsids: cranial and postcranial morphological partitions suggest different topologies. In: Journal of Systematic Paleontology. 2012, doi:10.1080/14772019.2011.631042 ([1]).
- ↑ R. Hauße: Ein Massengrab von Sauriern im Unter-Rothliegenden des Döhlener Kohlenbecken im Plauen’schen Grunde bei Dresden. In: C. Menzel (Hrsg.): Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen. Craz&Gerlach, Freiberg 1902, S. 25–50.
- ↑ a b Bild 4: Pantelosaurus saxonicus. (PDF) In: Erläuterungsblatt für die Hochschulbildreihe Leitfossilien IV. Deutsches Zentralinstitut für Lehrmittel Berlin, 1953, S. 3, abgerufen am 29. August 2016.
- ↑ eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Michel Laurin: Re-evaluation of Cutleria wilmarthi, an Early Permian synapsid from Colorado. In: Journal of Vertebrate Paleontology. 1. Auflage. Band 14, 1994, S. 134–138, doi:10.1080/02724634.1994.10011544 ([2]).
- ↑ Jörg Fröbisch, Rainer R. Schoch, Johannes Müller, Thomas Schindler und Dieter Schweiß: A new basal sphenacodontid synapsid from the Late Carboniferous of the Saar-Nahe Basin, Germany. In: Acta Palaeontologica Polonica. 1. Auflage. Band 56, 2011, S. 113–120, doi:10.4202/app.2010.0039 ([3] [PDF]).
Weblinks
Bearbeiten- Urzeit-Forschung mit Sachsen-Saurier. In: sz-online.de. 6. Mai 2014, abgerufen am 29. August 2016.
- Eckardt Mildner: Erforschung der sächsischen Saurierplatte mit sechs Skeletten aus der Perm-Zeit. In: tu-freiberg.de. TU Bergakademie Freiberg, 6. Mai 2014, abgerufen am 29. August 2016.
- Wolfgang Reichel, Manfred Schauer: Das Döhlener Becken bei Dresden – Geologie und Bergbau –. (Pdf) In: Bergbau in Sachsen, Band 12. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Februar 2007, S. 19–29, abgerufen am 29. August 2016.
- Frederik Spindler: The basal Sphenacodontia – systematic revision and evolutionary implications. (PDF) Fakultät für Geowissenschaften, Geotechnik und Bergbau der Technischen Universität Bergakademie Freiberg, 30. April 2015, abgerufen am 29. August 2016 (englisch, Dissertation).