Klassifikation nach ICD-10
T14.4 Verletzung eines oder mehrerer Nerven an einer nicht näher bezeichneten Körperregion
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Neurapraxie (altgriechisch νεῦρον neũron, deutsch ‚Nerv‘, ἀπραξία ‚Untätigkeit‘) beschreibt die meist durch Dehnung oder Druck hervorgerufene Funktionsstörung eines Nervs. Sie stellt die mildeste Form einer Nervenverletzung dar, weder die einzelne Nervenzelle selbst noch die Hüllstrukturen sind in ihrer Kontinuität verletzt.

Abgrenzung

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Gemäß der Klassifikation[1] des britischen orthopädischen Chirurgen Herbert J. Seddon (1903–1977) wird die Neurapraxie von den gravierenderen Schädigungsformen Axonotmesis (mit axonaler Kontinuitätsverletzung) und Neurotmesis (komplette Durchtrennung eines Nerven) abgegrenzt.

  Schema eines intakten Nervs
  Neurapraxie Axon und Hüllgewebe sind erhalten.
  Axonotmesis Das Axon ist durchtrennt, das Hüllgewebe ist aber erhalten.
  Neurotmesis Komplette Durchtrennung des Nervs und seiner Hüllstrukturen

Ursachen

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Die Neurapraxie ist häufig. Sie kann beispielsweise durch häufiges und lang anhaltendes Aufstützen des Ellbogens oder des Handgelenks auftreten, hier ist meist der Nervus ulnaris betroffen. Bei schlanken Personen kommt bei Übereinanderschlagen der Beine manchmal eine Schädigung des Nervus peronaeus communis vor. Weiterhin tritt die Neurapraxie als sogenannte Schlafdrucklähmung in Erscheinung (englisch pressure paralysis in sleep): Bei ungünstiger Lagerung von Armen oder Beinen während des Schlafes kann es zu Taubheit und Lähmungen des Körperglieds kommen (vgl. Parkbanklähmung).

Prognose

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Die Prognose, also die Heilungs-Chancen, sind bei der Neurapraxie durchweg gut: Die Leitfähigkeit des Nerven ist vor und nach dem Ort der Schädigung erhalten. Die Symptome bilden sich meist spontan innerhalb von Tagen bis Wochen vollständig zurück (Restitutio ad integrum).

Therapie

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Die Behandlung ergibt sich weitgehend aus den Ausführungen zur Prognose: Die Neurapraxie bedarf keiner Therapie. Gelegentlich wird bei Nervenschädigungen die Gabe von Vitamin B propagiert. Der Nutzen ist umstritten.

Literatur

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  • Herbert Seddon: Surgical disorders of the peripheral nerves. Churchill Livingstone, Edinburgh 1975, ISBN 0-443-01264-4.
  • Hans-Henning Horch (Hrsg.) u. a.: Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie – Praxis der Zahnheilkunde. Band 10, Urban & Fischer, München/Jena 2006, ISBN 3-437-05417-1.
  • Marco Mumenthaler, Manfred Stöhr, Hermann Müller-Vahl: Läsionen peripherer Nerven und radikuläre Syndrome. 8. Auflage. Thieme, Stuttgart 2003, ISBN 3-13-380208-9.

Einzelnachweise

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  1. Herbert J. Seddon: A classification of nerve injuries. British Medical Journal 2, 237–9 (1942)