Neithhotep

Frau am altägyptischen königlichen Hof zu Beginn der 1. Dynastie
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Neithhotep (auch Neithotep oder Hetepu-Neith) war eine frühägyptische Königin der 1. Dynastie, welche an der Seite von König (Pharao) Narmer lebte und unter König Aha verstarb.

Neithhotep in Hieroglyphen
Eigenname
R4

Neithhotep
(Neith hotep)
Nj.t htp
Neith ist gnädig[1]
Serechname [2]
R4G43
Neithhotepu
Nj.t htpjw
Neith ist zufrieden/
(mit) Neith versöhnt
Alabastervase mit dem Namen der Neithhotep

Name und Identität Bearbeiten

Der Name von Neithhotep ist deutlich an die ägyptische Göttin Neith angelehnt, welche besonders in der ersten Hälfte der 1. Dynastie kultische Verehrung erfuhr. Ihr Kultzentrum lag in Sais. Neben Neithhotep sind auf Denkmälern und Artefakten die Namen einiger, vor allem weiblicher, Personen mit Verknüpfung zu Neith erhalten: Königin Meritneith sowie die Prinzessinnen Qaneith, Herneith und Ahaneith.[3]

Archäologische Funde legten bisher nahe, dass Neithhotep die Mutter von König Aha war, in den letzten Jahren von Narmer Königin wurde und unter Aha verstarb. Belege hierfür sind Tonsiegel aus ihrem Grab mit den Namen von Narmer und Aha. Über die Identität möglicher weiterer Nachkommen ist nichts bekannt.[4][5] Neuere Inschriften aus dem Wadi Ameyra im Süden des Sinai zeigen, dass Neithhotep wohl nach König Aha eine Rohstoff-Expedition ausrüstete. Demnach wäre sie nicht unter Aha verstorben.[6]

Mögliche Regentschaft Bearbeiten

 
Elfenbeinetikett mit dem Namen von Neithhotep (Grab des Aha)

Ähnlich wie Königin Meritneith könnte auch Neithhotep eigenständig regiert haben, da ihr Name auf Tonsiegeln aus dem Grab von König Aha und ihrem eigenen in einem Serech erscheint, über dem sich nicht wie sonst der Horusfalke befindet, sondern das Emblem der Göttin Neith. Serechs aber waren in der Regel den männlichen Regenten vorbehalten. Weiter unterstützt wird diese These außer durch die Serechs durch die ungewöhnlichen Ausmaße ihrer Grabanlage. Eine Grabstele wie im Fall von Königin Meritneith hat man bislang jedoch nicht gefunden. Die These der Alleinherrschaft war nicht allseits akzeptiert, da die Beweise bislang zu dürftig waren.[7][5] Doch im Licht der neuen Inschriften vom Sinai wird diese These untermauert. Das Interessante an den Inschriften ist, dass sie die Zeit der 0. Dynastie bis zum Beginn der 2. Dynastie abdecken, über die man insgesamt recht wenig weiß.[6]

Die Ägyptologen Werner Kaiser und Günter Dreyer haben die Vermutung geäußert, dass Neithhotep möglicherweise mit König Teti identisch ist, dessen Name traditionell als direkter Nachfolger von Menes, dem ersten Herrscher Ägyptens, in den Königslisten erscheint.[8] Kaiser und Dreyer vermuten, dass die Königin als eigenständige Regentin die Staatsführung für ihren Neffen, König Djer, übernahm, da dieser noch minderjährig und somit zu jung für das Königsamt war. Unterstützt wird diese Annahme durch den Eintrag des Namens „Teti“ im Turiner Königspapyrus, wonach Teti I. nur 1 Jahr und 45 Tage regierte.[9] Die neuen Sinai-Inschriften vom Wadi Ameyra stützen die Theorie, dass dem 1. König Narmer der 2. König Menes alias Hor-Aha folgte und nach seinem Tod dessen Witwe Neithhotep alias Teti I. für ein Jahr und 45 Tage das Land regierte, bevor König Hor-Djer die Regierung übernahm. Somit hat Narmer die Reichseinheit wohl durch Krieg hergestellt, während Menes das Land durch eine gemeinsame Ordnung einte.[6]

Grabanlage Bearbeiten

 
Neithhotep (Ägypten)
Naqada (Grab)
Helwan
Fundorte und Grabanlage

Im südlichen Bezirk der vordynastischen Nekropole von Naqada befindet sich eine große Grabanlage, deren ehemaliger Oberbau (Mastaba) heute durch Erosion zerstört ist. Die Anlage wurde um 1897 von Jacques de Morgan ausgegraben und später von Ludwig Borchardt nochmals untersucht. Zunächst wurde sie aufgrund eines umstrittenen Elfenbeinetiketts für das Grab des legendären Menes gehalten. Die Wahl des Ortes für die Grabanlage verweist möglicherweise auf die Herkunft von Neithhotep aus dem nördlichen Unterägypten, zumal ihr Name ebenfalls in diese Richtung weist. Dass sie in Oberägypten bestattet wurde, mag darauf hindeuten, dass Narmer Neithhotep heiratete, um die Einigung von Ober- und Unterägypten zu festigen.[10]

Literatur Bearbeiten

  • Walter Bryan Emery: Ägypten – Geschichte und Kultur der Frühzeit. Fourier, Wiesbaden 1964, ISBN 0-415-18633-1.
  • Jaques de Morgan: Recherches sur les origines de l’Égypte. Band 2: Ethnographie Préhistorique. Tombeau Royal de Negadah.- avec la collaboration de Prof. Wiedemann, G. Jéquier et D. Fouquet. Leroux, Paris 1897 (Digitalisat) (französisch).
  • Silke Roth: Die Königsmütter des Alten Ägypten von der Frühzeit bis zum Ende der 12. Dynastie. Harrassowitz, Wiesbaden 2001, ISBN 3-447-04368-7.
  • Hermann A. Schlögl: Das Alte Ägypten: Geschichte und Kultur von der Frühzeit bis zu Kleopatra. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54988-8.
  • Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt - Strategy, Security and Society. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-26011-6.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Silke Roth: Die Königsmütter des Alten Ägypten von der Frühzeit bis zum Ende der 12. Dynastie. Wiesbaden 2001, S. 377.
  2. nach Walter Bryan Emery
  3. Toby Wilkinson: Early dynastic Egypt. London 1999, S. 291.
  4. Toby Wilkinson: Early dynastic Egypt. London 1999, S. 70.
  5. a b Silke Roth: Die Königsmütter des Alten Ägypten von der Frühzeit bis zum Ende der 12. Dynastie. Wiesbaden 2001, S. 31–33.
  6. a b c Joachim Willeitner: Die erste Frau auf dem Pharaonenthron. In: Spektrum der Wissenschaft, Ausgabe März 2016 (online auf spektrum.de).
  7. Toby Wilkinson: Early Dynastic Egypt. London 1999, S. 70 & 291.
  8. Werner Kaiser: Zum Siegel mit frühen Königsnamen von Umm el-Qaab. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. (MDAIK) Nr. 43, von Zabern, Mainz 1987, S. 115–121.
  9. Günter Dreyer: Umm el-Qaab: Nachuntersuchungen im frühzeitlichen Königsfriedhof. 3./4. Vorbericht. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. (MDAIK) 46, von Zabern, Mainz 1990, S. 71–74.
  10. Toby Wilkinson: Early Dynastic Egypt. London 1999, S. 6 & 70