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Ein Narrenhäuschen als Strafgerät zur Ahndung geringer Vergehen befand sich in der Regel entweder in Kirchen, an Rathäusern oder auf Märkten. In den Narrenhäuschen wurde der Delinquent ähnlich wie an einem Pranger der Öffentlichkeit preisgegeben. Es gab keine einheitliche Form für Narrenhäuschen, die Ausführung reicht von einem drehbaren Lattenverschlag bis hin zu ummauerten Räumen mit einem Gitter an der Frontseite.[1] Zu den Vergehen, die mit dem Aufenthalt im Narrenhäuschen geahndet wurden, gehörten unter anderem ruhestörender Lärm, öffentliche Trunkenheit und Formen des Ehebruchs.

Während auf Märkten meist bewegliche Formen zum Einsatz kamen (belegt sind beispielsweise 1391 ein „Narrenhaus“ in Bozen[2] und um 1500 eines auf dem Konstanzer Obermarkt),[1] waren die Einrichtungen in Kirchen (beispielsweise Stadtkirche zu Meißen)[3] oder an Rathäusern, wie dem zu Heilbronn meist feste Einrichtungen. Weitere Narrenhäuschen finden sich an den Rathäusern von Oschatz bei Dresden, Nördlingen im Ries und Rothenburg ob der Tauber.

Die Namen des Narrenhäusel in Dresden und des Oberlößnitzer Narrenhäuschens gehen auf den eigentlichen Ursprung der Bedeutung zurück (Haus eines Narren), haben jedoch nichts mit den hier beschriebenen Gebäudeprangern in der übertragenen Sinnbedeutung zu tun.

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Frohne (2008), S. 39 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 414, Nr. 877.
  3. Götzinger (1885), S. 719

Literatur Bearbeiten

  • Bianca Frohne: Narren, Tiere und grewliche figuren. Zur Inszenierung komischer Körperlichkeit im Kontext von Bloßstellung, Spott und Schande vom 13. bis zum 16. Jahrhundert. S. 19–54. In: Christoph Auffarth, Sonja Kerth (Hrsg.): Glaubensstreit und Gelächter. Reformation und Lachkultur im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Hopf, Berlin 2008, ISBN 978-3-8258-1212-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Ernst Götzinger: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885, S. 719, Artikel Narrenhäuschen (Online, abgerufen am 3. März 2012).