Selimiye-Moschee Wertheim

Moschee in Wertheim
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Die Selimiye-Moschee im Wertheimer Stadtteil Reinhardshof ist seit 2009 ein islamisches Gebetshaus für hauptsächlich türkischstämmige Muslime. Der offizielle Name der Moschee lautet auf türkisch Selimiye Camii Wertheim (deutsch: Selimiye-Moschee Wertheim). Sie trägt ihren Namen in Erinnerung an die „Sultansmoschee in Edirne“. Die Moschee wird vom Moscheeverein Türkisch-Islamische Gemeinde zu Wertheim e. V. betrieben, der Mitglied des Dachverbandes DİTİB ist.[1]

Selimiye-Moschee Wertheim
Koordinaten: 49° 45′ 11,1″ N, 9° 29′ 42,5″ OKoordinaten: 49° 45′ 11,1″ N, 9° 29′ 42,5″ O
Ort Wertheim
Eröffnung 2009
Richtung/Gruppierung DİTİB
Architektonische Informationen
Einzelangaben
Kuppeln 0
Minarette 0
Die Moschee in Wertheim

Geschichte Bearbeiten

Vorgeschichte: Die alte Wertheimer Moschee Bearbeiten

In den 1970er Jahren warb die wachsende Wertheimer Glasindustrie neue Arbeitskräfte aus der Türkei an. Die Stadt wurde vielen dieser Gastarbeiter zur Heimat und mit ihnen wuchs die muslimische Gemeinde Wertheim.[2] Als Moschee diente den Wertheimer Muslimen ab 1979 zunächst für mehrere Jahre ein heruntergekommenes Fabrikgebäude in der Nähe des Tauberstadions.[1][2]

Moscheeneubau und der Moscheebaukonflikt Bearbeiten

Nachdem die Wertheimer Muslime bereits in der die zweiten und dritten Generation in Deutschland lebten, wuchs der Wunsch nach einer neugebauten Moschee, um ihren Glauben in einer angemessen Umgebung praktizieren zu können. Nach langwierigen Verhandlungen mit der Stadt Wertheim und einigen Streitigkeiten mit Bürgerinitiativen und Anwohnern wechselten die Bau- und Lagepläne mehrfach.[2] Darüber hinaus fielen die wiederholten Neubaupläne nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in eine ungünstige Zeit, in der schneller Vorurteile gegenüber Muslimen geäußert wurden, zumal einige der Attentäter zuvor auch noch die Hamburger al-Quds-Moschee besuchten,[2] die 2010 geschlossen wurde.[3]

Ausgehend vom geplanten Moscheeneubau in Wertheim wurde im Jahre 2003 der rechtspopulistische Bundesverband der Bürgerbewegungen e. V. (BDB) gegründet, der zunächst versuchte, den Moscheeneubau in der Stadt zu verhindern und es sich später zum Ziel setzte, deutschlandweit alle islamfeindlichen Gruppierungen miteinander zu vernetzen und Moscheeneubauten auch andernorts zu verhindern. Der Wertheimer Moscheebaukonflikt fand in der Folge bundesweite Medienbeachtung und war im Jahre 2007 Gegenstand eines Dokumentarfilms mit dem Titel „Heimvorteil - Moscheebau in Wertheim“, der im SWR Fernsehen unter dem Titel „Moschee, nein Danke!“ ausgestrahlt wurde und die jahrelangen Konflikte zwischen der muslimischen Gemeinde Wertheim mit einzelnen Anwohnern, Bürgern und dem BDB thematisierte.[2][4] Der BDB bestand bis 2008, danach fusionierte er mit dem Verein Pax Europa zur rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pax Europa.[5]

Der gesamte Konflikt um eine neue Moschee in der fränkischen Kleinstadt Wertheim dauerte mehr als 20 Jahre.[6] Die muslimische Gemeinde verzichtete schließlich auf einen kompletten Moscheeneubau mit Minarett und Kuppel und erwarb stattdessen eine alte Gewerbehalle im Wertheimer Stadtteil Reinhardshof, die bis zum Jahre 2009 zu einer Moschee umgebaut wurde.

Lage, Architektur und Ausstattung Bearbeiten

Moschee im Stadtteil Reinhardshof Bearbeiten

Die Moschee ist von außen als Moschee kaum zu erkennen, da nach einem Kompromiss auf eine Kuppel und ein Minarett verzichtet wurde. Das Grundstück liegt in der Theodor-Heuss-Straße 111 im Wertheimer Stadtteil Reinhardshof und wird von Fabrikgebäuden und einem allgemeinen Wohngebiet umgeben.

Bildergalerie zur Inneneinrichtung Bearbeiten

Moscheegemeinde Bearbeiten

Verein Bearbeiten

Der Moscheeverein Türkisch-Islamische Gemeinde zu Wertheim e. V. ist als Trägerverein Mitglied der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e. V. (DİTİB). Der Dachverband DİTİB vertritt bundesweit über 960 Gemeinden.[7]

Gemeindeleben Bearbeiten

Abgesehen vom Gebet in Arabisch wird vorwiegend Deutsch und Türkisch gesprochen. Täglich werden Gebete abgehalten, besonderes Gewicht hat dabei vor allem das Freitagsgebet.

Imame Bearbeiten

  • 2018–2020: Ismail Arici[8]
  • Seit 2021: Abdullah Koçhan

Film Bearbeiten

  • „Heimvorteil - Moscheebau in Wertheim“. Deutschland 2007. 60 Minuten. TV-Dokumentarfilm. Südwestrundfunk. Regie: Jan Gabriel.[9]

Literatur Bearbeiten

  • Regina Kruse: Policy-Diskurse um den Bau von Moscheen in Deutschland. disserta-Verlag 2016, S. 80–97 (Kapitel: 4.1.1 Wertheim).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Selimiye-Moschee Wertheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Moscheesuche.de: Selimiye Camii Wertheim. Online auf moscheesuche.de. Abgerufen am 30. September 2017.
  2. a b c d e SWR: Junger Dokumentarfilm 2009: Moschee, nein Danke! Das Für und Wider eines Moschee-Baus. Dokumentarfilm zum Moscheebaukonflikt in Wertheim. Online auf www.swr.de. Abgerufen am 30. September 2017.
  3. Focus: DEUTSCHLAND. Moschee des 11. September. 9. August 2010. Online auf www.focus.de. Abgerufen am 30. Januar 2018.
  4. ARD: ARD Programmübersicht: Moschee, nein Danke!. 7. September 2012. Online auf www.programm.ard.de. Abgerufen am 30. September 2017.
  5. Pax Europa: Geschichte der BPE. Online auf www.paxeuropa.de. Abgerufen am 30. September 2017.
  6. Qantara.de: Moscheebaukonflikt in Franken. Heimvorteil für die Moscheebaugegner. 2009. Online auf qantara.de. Abgerufen am 30. Januar 2018.
  7. DITIB: Gründung und Struktur. Online unter www.ditib.de. Abgerufen am 7. Februar 2018.
  8. Main-Echo: Begegnungsraum für Jugendliche aller Nationalitäten und Religionen schaffen. 4. Oktober 2018. Online unter www.main-echo.de. Abgerufen am 28. Juli 2019.
  9. Filmportal.de Heimvorteil - Moscheebau in Wertheim. Deutschland 2007. TV-Dokumentarfilm. Online auf www.filmportal.de. Abgerufen am 30. September 2017.