Moore südlich von Schönheide

Die Moore südlich von Schönheide sind ein Naturschutzgebiet (NSG) in Sachsen.

Das Naturschutzgebiet Moore südlich von Schönheide ist ein „Komplex von artenreichen montanen Grünlandgesellschaften wie Borstgrasrasen, Berg- und Feuchtwiesen, die zum Teil mosaikartig eng miteinander verzahnt sind. Weiterhin befinden sich Zwergstrauchheiden sowie Moorbereiche und Moorwälder der verschiedensten Ausprägungsformen entsprechend der hydrologischen und geologischen Bedingungen“.[1] Auf dem nicht abgebautem Moorrest steht ein Moorbirken-Moorwald mit Moor-Kiefern (Pinus rotundata).[2]

Moore südlich von Schönheide

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

In den Baumgärtels-Kiefern

In den Baumgärtels-Kiefern

Lage Schönheide, Sachsen, Deutschland
Fläche 27,83 Hektar
Kennung C 101
WDPA-ID 555560773
Natura-2000-ID 5441-303
FFH-Gebiet 27,83 Hektar
Geographische Lage 50° 30′ N, 12° 31′ OKoordinaten: 50° 29′ 39″ N, 12° 31′ 27″ O
Moore südlich von Schönheide (Sachsen)
Moore südlich von Schönheide (Sachsen)
Meereshöhe von 650 m bis 710 m
Einrichtungsdatum 2013
Verwaltung Erzgebirgskreis

Lage Bearbeiten

Das Naturschutzgebiet liegt am Südhang des Berges Baumannsberg (725,5 m ü. NHN) und erstreckt sich von einer Höhe von etwa 710 m ü. NN an seiner höchsten Stelle bis auf eine Höhe von etwa 658 m ü. NN. Es ist weitgehend Teil des nach der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) (kurz „FFH-Richtlinie“) ausgewiesenen Natura-2000-Gebietes Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün.[1] In seinem südöstlichen Randbereich ragt es etwas über das FFH-Gebiet hinaus.[3] Seine Nordgrenze bildet der in Landkarten als „Fichzigweg“ bezeichnete Weg und seine Südgrenze der in Landkarten nicht bezeichnete Rautenkranzer Weg, bis dieser an den Weg stößt, der in Landkarten als „Hammergockel“ bezeichnet wird.[4] Im Gebiet gibt es flache Mulden mit einer Neigung nach Süden von unterschiedlicher Neigung des Hanges.[1] Nach der Höhe gehört das Gebiet zu den Mittleren Lagen des Erzgebirges mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 5,5 ° bis 7,0 °.[1] Es liegt nach der Naturraumkarte von Sachsen in der Mesogeochore „Schönheider Hochflächen“ und gehört zur Mikrogeochore „Schönheider Kuppengebiet“.[5] Durch das Gebiet fließt zur Zwickauer Mulde ein an seinem Nordrand entspringender Bach, der in Karten bis ins ausgehende 20. Jahrhundert namenlos war, im Gutachten von RANA – Büro für Ökologie und Naturschutz als „Purichbächel“[6] und in der Topographischen Karte 1:10.000 Nr. 5541-NW-Wilzschhaus[7] sowie im Gewässerhaushaltsportal von Sachsen[8] als „Hochmoorbächel“ bezeichnet wird. Dieser Bach trug früher die Bezeichnung „Geyer Seiffen Bach“, so schon im Jahr 1792 auf Blatt 196 der Meilenblätter von Sachsen,[9] und auch auf Blatt 195 des Berliner Exemplars von 1791 dieser Landkarte findet sich dieselbe Bezeichnung dieses Baches.[10] Am West- und Südrand des Gebietes beginnen die bis zur Zwickauer Mulde reichenden Wälder, in denen als höhere Erhebungen der Obere Keilberg (689,1 m ü. NHN)[3] und der Untere Keilberg (686 m ü. NHN)[3] liegen. Zwischen diesen liegt westlich der zur Mulde führenden Forststraße, die in Karten als „Hammergockel“[11][3] eingetragen ist, der Berg Hammerkogel (686,6 m ü. NHN).

Nach geologischen Gesichtspunkten befindet sich das Schutzgebiet im Eibenstocker Granitmassiv.[1][12]

Geschichte Bearbeiten

 
Profilschnitt durch ein Gebirgshochmoor

Das „Schönheider Hochmoor“ (sog. Baumgärtels Kiefern) soll im Jahr 1899 etwa 21 Hektar ausgemacht haben. Der bäuerliche Torfabbau für Heizzwecke war in dieser Zeit schon begonnen, hatte aber seinen Schwerpunkt zwischen 1910 und 1960. Nach ersten Bemühungen um eine Unterschutzstellung 1933 kam eine Sicherstellung erst im Jahr 1962. Zu dieser Zeit war der stark vertorfte Kern[12] des Moores schon zum großen Teil abgebaut. Es waren aber noch ausgedehnte Torfwiesen vorhanden.[2] Eine Fläche von 3,08 Hektar war von 1967[13] bis 1983 Naturschutzgebiet.[14] Es wurde gelöscht, weil trotz der Schutzregelungen ortsfremde Murray-Kiefern (Pinus contorta) im Moor angepflanzt, Torfwiesen mit Fichten bestockt, Resttorfhügel abgetorft und die Mooraustrocknung durch Gräben betrieben wurden.[2]

Die Gemeinde Schönheide hat Anfang 2021 die ihr gehörenden Wiesen- und Waldflächen mit 21.000 Quadratmeter im westlichen Teil des Naturschutzgebietes zum Verkauf angeboten.[15][16]

Unterschutzstellung Bearbeiten

Die Verordnung des Erzgebirgskreises vom 25. November 2013 zur Festsetzung des Naturschutzgebietes „Moore südlich von Schönheide“ wurde im Sächsischen Gesetz- und Verordnungsblatt 2/2014 vom 31. Januar 2014 verkündet.[17][18] In das Naturschutzgebiet wurden zwei südlich des Berges Knock gelegene Flächennaturdenkmale einbezogen,[2] die im Jahr 1979 festgesetzt worden waren, nämlich die „Wiese an den Baumgärtelskiefern“ mit einer Größe von einem Hektar und das „Keilberg-Moor“ (0,18 Hektar) sowie außerdem das „Schönheider Hochmoor“, die sogenannten Baumgärtels Kiefern. Unter letzterem Namen ist das Naturschutzgebiet vor Ort bekannt.

Beschreibung Bearbeiten

 
Schmalblättriges Wollgras (2016)
 
Quellbereich des Purichbächels, in Landkarten auch Hochmoorbächel genannt

Das Areal des Naturschutzgebietes bilden die Quellmulden des Hochmoorbächels und anteilig angrenzende Vernässungszonen zum Keilbach, die beide in südliche Richtung zur Zwickauer Mulde entwässern. Die nebeneinander liegenden Zonen sind stellenweise von holozänen Sedimentuntergründen tonig-schluffiger Art und auflagernden Moorkörpern gekennzeichnet, die hier eine deutliche Torfbildung mit einer Mächtigkeit zwischen 0,6 und 2,5 m aufweisen. Die Ton-Schluff-Sedimente aus den Verwitterungszonen des im Umfeld anstehenden Granits bewirken die wasserstauende Wirkung in den Mulden. Gemäß der Äquidistantenkarte von 1875 waren im östlichen Teilbereich noch drei kleine Teiche vorhanden. Pollenanalytische Befunde in der Region verweisen auf einen Beginn der Moorbildung in diesem Teil des Erzgebirges am Übergang vom Atlantikum zum Subboreal. Größtenteils erstrecken im geschützten Areal deutlich ältere Solifluktionsbereiche aus Gehängelehm und Gesteinsschutt der Weichsel-Kaltzeit mit anmoorigen Auflagerungen.[19][12][20]

Im Naturschutzgebiet gibt es als wertvoll eingestufte Lebensraumtypen (LRT) nach der FFH-Richtlinie der Europäischen Union wie artenreiche Borstgrasrasen (LRT 6230), Übergangs- und Schwingrasenmoore, Berg-Mähwiesen (LRT 6520), Montane Fichtenwälder (LRT 9410) und Birken-Moorwälder (LRT 91D1).[1] Der Erzgebirgskreis erwähnt im Informationsblatt über das Schutzgebiet das Vorkommen gebietstypischer und besonders geschützter Pflanzen:

Aus dem Pflanzenspektrum im Lebensraumtyp Borstgrasrasen werden

Bruten von 22 Vogelarten wurden kartiert. Andere Tierarten wurden noch nicht genügend untersucht.[21] Der Neuntöter (Lanius collurio) kommt in den angrenzenden Hecken und im Offenland vor.[1]
Für Tagfalter bieten die „blütenbunten Wiesen“ einen Lebensraum. Erwähnung finden der Rundaugen-Mohrenfalter (Erebia medusa) und Weißbindige Mohrenfalter (Erebia ligea) und von den Perlmuttfaltern der Kaisermantel (Argynnis paphia) und der Große Perlmuttfalter (Argynnis aglaja).[1]

Pflege und Entwicklung Bearbeiten

„Hydrologische Erhaltung und gegebenenfalls Sanierung des Mooreinzugsgebietes, die naturschutzgerechte Pflege der Moor- und Offenlandbiotope sowie Arten- und Biotopschutzmaßnahmen, vor allem für die Moor-Kiefer“, so beschreibt Friedemann Klenke die im Schutzgebiet anstehenden Aufgaben.[21] Im Projektsteckbrief des Büros für Ökologie und Naturschutz wird betont, der Wasserhaushalt des Schutzgebietes sei zwar nicht vollständig wiederherstellbar, die Verbesserung des Wasserhaushalts aber durch klimatische und hydrologische Schutzzonen unerlässlich. Die wiedervernässte Torfabbaufläche werde sich zu Moor- und sonstigen Feuchtwäldern entwickeln, in die natürliche Offenflächen eingestreut seien. Durch Pflege müssten weitere Teilbereiche offengehalten werden. Auch wird ein Abschieben von Pfeifengrasdecken in Teilbereichen empfohlen, damit Rohtorfböden entstünden. Zur in Sachsen vom Aussterben bedrohten Moorspirke wird angeregt, sie an Ort und Stelle zu erhalten, zu vermehren und an geeignete Standorte des Schutzgebietes zu pflanzen sowie eine forstliche Bestandespflege durchzuführen. Für Zwischenmoore, Borstgrasrasen und Bergwiesen soll die bisherige Pflege und Bewirtschaftung beibehalten und optimiert werden. In den Montanen Fichtenwäldern sollen weitere Vernässungen und damit einhergehend die Verbesserung der Biotopstrukturen durchgeführt und natürliche Veränderungen zugelassen werden.[22]

Bildergalerie Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • RANA – Büro für Ökologie und Naturschutz Frank Meyer: Naturschutzfachliche Würdigung für das geplante Naturschutzgebiet „Moore südlich von Schönheide“, Halle 2012, 100 Seiten mit Abbildungen (Digitalisat)
  • Erzgebirgskreis (Hrsg.): Flyer Naturschutzgebiet Moore südlich von Schönheide, Annaberg (o. J., nach 2013, vor 2017), Digitalisat
  • RANA-Projektsteckbrief Naturschutzfachliche Würdigung für das geplante Naturschutzgebiet „Moore südlich von Schönheide“, Halle 2011, (Digitalisat)
  • Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (Hrsg.): Kurzfassung Managementplan 286 „Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün“ (Digitalisat)

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Naturschutzgebiet Moore südlich von Schönheide – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h i j Erzgebirgskreis (Hrsg.): Flyer Naturschutzgebiet Moore südlich von Schönheide, Annaberg (o. J., nach 2013, vor 2017), Digitalisat (Memento vom 13. Mai 2016 im Internet Archive)
  2. a b c d Friedemann Klenke: Schutzgebiete in Sachsen 2013, in: Naturschutzarbeit in Sachsen, Hrsg. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, 56. Jahrgang 2014, Dresden 2015, S. 78, PDF herunterladbar; s. auch hier
  3. a b c d Karte von FFH-Flächen und Naturschutzgebiet beim Kartendienst des Bundesamts für Naturschutz. Karten sind nicht direkt anklickbar: Neben dem Suchfeld auf das Zahnrad klicken, dann FFH-Gebiete anklicken und ins Suchfeld eintragen Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün, abgerufen am 24. August 2018
  4. Lagekarte beim Kartendienst des Bundesamtes für Naturschutz, abgerufen am 24. August 2018
  5. Naturraumkartendienst des Landschaftsforschungszentrum e.V. Dresden (Hinweise)
  6. RANA - Büro für Ökologie und Naturschutz Frank Meyer: Naturschutzfachliche Würdigung für das geplante Naturschutzgebiet „Moore südlich von Schönheide“, Halle 2012, S. 12 Digitalisat (Memento des Originals vom 6. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/moor.naturpark-erzgebirge-vogtland.de
  7. Topographische Karte 1:10.000 Nr. 5541-NW-Wilzschhaus des Staatsbetriebs Geobasisinformation und Vermessung des Landes Sachsen, 2. Auflage, Dresden 2012, ISBN 978-3-89679-546-5
  8. Gewässerhaushaltsportal Sachsen (Landkarte mit der Gewässerdarstellung ist nicht direkt abrufbar, im linken Kasten „Hochmoorbächel“ mit der Gewässerkennzahl 5411536 anklicken, dann öffnet sich die Detailkarte)
  9. Friedrich Ludwig Aster: Blatt 196 der Meilenblätter von Sachsen – Berliner Exemplar von 1792 (Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
  10. Friedrich Ludwig Aster: Blatt 195 der Meilenblätter von Sachsen – Berliner Exemplar von 1791 (Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
  11. Topographische Karte 1:25.000, Ausgabe mit Wanderwegen, WK25 Blatt 15 Westerzgebirge/Eibenstock, Johanngeorgenstadt – Sächsischer Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung, 2. Auflage, Dresden 2010, ISBN 978-3-86170-717-2
  12. a b c Dietmar Leonhardt et al.: Geologische Karte des Freistaates Sachsen 1:25 000, Blatt 5541 Eibenstock. 3. Auflage, Sächs. Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Freiberg 2011.
  13. Naturschutzgebiete der Bezirke Leipzig, Karl-Marx-Stadt und Dresden, Band 5 von: Handbuch der Naturschutzgebiete der Deutschen Demokratischen Republik, Urania-Verlag, Leipzig, Jena, Berlin 1974, S. 101
  14. Liste der Naturschutzgebiete in Sachsen (C 19)
  15. S. Angebote für Wald- und Landwirtschaftsgrundstücke auf Gemeinde-Schoenheide.de Abruf am 1. Februar 2021
  16. Wiesen- und Waldflächen im Bereich Pimpergarten und südlich bis an den Rautenkranzer Weg Abruf am 1. Februar 2021
  17. Verordnung des Landratsamtes Erzgebirgskreis zur Festsetzung des Naturschutzgebietes „Moore südlich von Schönheide“ vom 25. November 2013. In: Sächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 2/2014. 31. Januar 2014, S. 20–25, abgerufen am 7. April 2022 (PDF; 1,43 MB).
  18. Darstellung in Geoviewer.Sachsen.de (Memento des Originals vom 5. April 2023 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/geoviewer.sachsen.de, Abruf am 7. April 2022. Das Naturschutzgebiet ist nicht direkt aufrufbar: Im Reiter "Karteninhalt" (unten links) die Themenebene „Naturschutzgebiete“ und „WebAtlasSN“ anschalten. Anschließend in die Karte zoomen, dabei kann man sich im Westerzgebirge an der Eibenstocker Talsperre orientieren. Das Naturschutzgebiet wird mit einer grünen Fläche dargestellt. Bei einem Klick in die Fläche erscheinen Informationen über Größe und Unterschutzstellung.
  19. Dietmar Leonhardt et al.: Geologische Karte des Freistaates Sachsen, Erläuterungen zu Blatt 5541 Eibenstock. 3. neubearbeitete Auflage, Sächs. Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Freiberg 2011, S. 34–37, 70.
  20. Topographisches Bureau des Königlichen Generalstabes, Vollborn et al.: Äquidistantenkarte : 25 000, Section Eibenstock. Leipzig 1875.(Digitalisat)
  21. a b c Friedemann Klenke: Schutzgebiete in Sachsen 2013, in: Naturschutzarbeit in Sachsen, Hrsg. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, 56. Jahrgang 2014, Dresden 2015, S. 79, PDF herunterladbar
  22. RANA-Projektsteckbrief Naturschutzfachliche Würdigung für das geplante Naturschutzgebiet „Moore südlich von Schönheide“, Halle 2011, Digitalisat (Memento des Originals vom 2. März 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rana-halle.de