Mischmar haEmek

Siedlung in Israel

Mischmar haEmek (hebräisch מִשְׁמַר הָעֵמֶק Mischmar ha-ʿEmeq, deutsch ‚Wache des Tales‘) ist ein Kibbuz im nördlichen Israel. Da es in der Jesreelebene liegt, fällt es unter die Zuständigkeit des Megiddo-Regionalrats. 2018 hatte der Kibbuz 1255 Einwohner.[2] Es wurde 1922 gegründet und hat als einziges Kibbuz noch die traditionellen sozialistischen Strukturen bewahrt. Fünf ehemalige Mitglieder der Knesset stammen von hier.[3]

Mischmar haEmek
Mischmar haEmek
Basisdaten
hebräisch: מִשְׁמַר הָעֵמֶק
Staat: Israel Israel
Bezirk: Nord
Gegründet: 1922
Koordinaten: 32° 37′ N, 35° 9′ OKoordinaten: 32° 36′ 35″ N, 35° 8′ 31″ O
Höhe: 105 m
 
Einwohner: 1255 (Stand: 2018)[1]
 
Gemeindecode: 0130
Zeitzone: UTC+2
Postleitzahl: 19236
 
Website:
Mischmar haEmek (Israel)
Mischmar haEmek (Israel)
Mischmar haEmek

Geschichte Bearbeiten

 
Mischmar haEmek (1933)

1921 wurde der Kibbuz gegründet,[4] und zwar von polnischen Juden der Bewegung Hashomer Hatzair. Sie nannten ihren Kibbuz zunächst „Hashomer Hatzair Bet“ (= „Hashomer Hatzair Nr. 2“). Später wurde gelegentlich symbolisch die Geburt des ersten Kindes einer Siedlerfamilie am 19. Januar 1922 in der American Zionist Medical Unit (AZMU), aus der das Hadassah Medical Center hervorging, als der „Geburtstag“ (= das Gründungsdatum) des Kibbuz bezeichnet. 1925 bestand der Kibbuz aus 60 Männern und Frauen und sechs Kindern.[5] Zu den Gründern gehörten unter anderen Zofia Poznańska und Leopold Trepper.

Das Gebiet der Jesreelebene stand bei der Siedlungspolitik des Jüdischen Nationalfonds an erster Stelle, und so kamen viele neue Bewohner mit der Einwanderungswelle ab 1925 hierher. 1926 wurde der spätere israelische Politiker Ya'akov Hazan, eines der ersten Mitglieder der zionistischen Organisation Hechaluz, Mitglied des Kibbuz. Den heutigen Namen Mischmar haEmeq bekam der Kibbuz im November 1928.[6]

Im August 1929 wurde der Kibbuz von Arabern angegriffen. Dieses Ereignis geschah im Rahmen von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Juden und Arabern in den damaligen jüdischen Siedlungsgebieten.[7][8]

Im Herbst 1942 wurde es von der britischen Armee als Ausbildungslager genutzt. Vor dem Hintergrund britischer Befürchtungen eines weiteren Vorrückens der Achsenmächte wurden 160 Mitglieder der Hagana in Sabotage und Fernzündern ausgebildet. Mehrere Tonnen Sprengstoff wurden im Gelände um Mischmar haEmek für den Fall einer deutschen Besetzung versteckt. Im Mai 1944 fand in den Wäldern Mischmar haEmeks die erste Versammlung des Palmachs, des stehenden Heeres der Hagana, statt.[9]

Am 4. April 1948, gegen Ende des britischen Mandat, wurde es Ziel eines Angriffs der Arabischen Befreiungsarmee. Dieser wurde durch eine Brigade der Palmach abgeschlagen. In den Folgetagen wurden bis zum 15. April 1948, also einen Monat vor Israels Unabhängigkeit, die von nichtjüdischen Palästinensern bewohnten Dörfer in der Umgebung von Mischmar HaEmek dem Erdboden gleichgemacht und die Bewohner vertrieben.

Wirtschaft Bearbeiten

Die Wirtschaft des Kibbuz basiert hauptsächlich auf einer Plastikfabrik im Kibbuz mit mehreren zusätzlichen Niederlassungen in Israel. Der Kibbuz züchtet außerdem Hühner und verfügt über rund 7000 Dunam landwirtschaftlich nutzbare Fläche. Eine Informationstechnologiefirma aus Mischmar haEmek betreibt das Datenbanksystem der Holocausterinnerungsstätte Yad Vashem.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Mischmar haEmek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. אוכלוסייה ביישובים 2018. (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
  2. אוכלוסייה ביישובים 2018. (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
  3. David Dagan: Kibbutz Diary: Socialism for the 21st century, 25. Mai 2008. Abgerufen am 19. Juli 2016 (hebräisch). 
  4. Noam Zadoff: Geschichte Israels. Von der Staatsgründung bis zur Gegenwart. C.H. Beck, München 2020, ISBN 978-3-406-75755-6, S. 17.
  5. משמר העמק [Mishmar HaEmek]. In: Megido Regional Council website. Archiviert vom Original am 3. März 2016; abgerufen am 10. Juli 2016 (hebräisch).
  6. משמר העמק – היסטוריה [Mishmar HaEmek – History]. In: Mishmar HaEmek website. Abgerufen am 9. Juli 2016 (hebräisch).
  7. אירועים ביטחוניים בתולדות משמר העמק [Security events in the history of Mishmar HaEmek]. In: Mishmar HaEmek website. Abgerufen am 9. Juli 2016 (hebräisch).
  8. siehe auch Hermann Meier-Cronemeyer: Zionismus – Von den Anfängen bis zum Staat Israel, 2. Auflage 1989, Seite 82
  9. Mordechai Naor: Eretz Israel. Könemann, Köln 1998, ISBN 3-89508-594-4, S. 240.