Minister of Munitions

britische Behörde im Ersten Weltkrieg

Minister of Munitions war ein mit dem Munitions of War Act vom 2. Juli 1915 geschaffenes Amt in der britischen Regierung während des Ersten Weltkrieges. Der Minister war verantwortlich für das Überwachen und Kontrollieren der Produktion und Verteilung von Munition. Der Posten wurde als Reaktion auf die Munitionskrise von 1915 geschaffen, als in verschiedenen Zeitungen über einen Mangel an Munition und den Verdacht der Sabotage berichtet wurde. Unter der Führung des Liberalen David Lloyd George baute das Ministerium im ersten Jahr ein System auf, welches die Produktionskapazitäten erheblich erweiterte.

 
David Lloyd George, Minister 1915–1916

Durch die Munitionskrise wurde die öffentliche Meinung dahin gehend beeinflusst, dass der Armee die Munition ausginge. Es war ein starker Führer notwendig, der die Munitionsproduktion organisieren sollte. Als im Mai 1915 eine neue Koalitionsregierung gebildet wurde, wurde David Lloyd George Minister of Munitions. Er erarbeitete sich als Munitionsminister einen heldenhaften Ruf und seinen politischen Aufstieg.[1]

Er schaltete sich unter anderem in den Arbeitskampf am Fluss Clyde ein. Um die Arbeitsbedingungen in den Fabriken zu überwachen, wurde der Geheimdienst Labour Intelligence Service unter Colonel Arthur Lee, dem Parliamentary Military Secretary, dem Ministerium angegliedert.[2] Lloyd George war in seinem Amt so erfolgreich, dass er im Sommer 1916 Kriegsminister und im Dezember 1916 Premierminister wurde. Viele Historiker sind sich einig, dass er die nationale Moral gestärkt und die Aufmerksamkeit der Briten auf die Notwendigkeit einer höheren Produktion gelenkt hatte, meinten jedoch auch, dass der Anstieg der Munitionsproduktion zumindest teilweise auf Reformen vor seiner Amtszeit zurückzuführen gewesen sei.

Um die Effizienz und die Öffentlichkeitsarbeit des Ministeriums zu steigern, wurde eine Abteilung für Arbeiterwohlfahrt geschaffen. Diese verbesserte die Erste-Hilfe in den Betrieben, förderte die Arbeitssicherheit, verbesserte die medizinischen Bedingungen im Umgang mit gefährlichen Chemikalien und TNT, organisierte eine Kinderbetreuung, begrenzte die Überstunden und stellte Transport und Unterkunft für die Arbeiter zur Verfügung.[3]

Das Ministerium war auf höchster Ebene besetzt mit hochrangigen Militärs und Geschäftsleuten, die von ihren Unternehmen für die Dauer des Krieges an das Ministerium ausgeliehen wurden. Diese Mitarbeiter waren in der Lage, die Bedürfnisse der Unternehmen mit denen des Staates abzugleichen und einen Kompromiss über den Preis der Waren und den Gewinn der Unternehmen zu erreichen. Regierungsvertreter kauften wichtige Rohstoffe im Ausland. Nach dem Aufkauf überwachte das Ministerium die Verteilung. Dadurch wurden Preiserhöhungen durch Spekulationen vermieden. So wurde beispielsweise die komplette Ernte indischer Jute aufgekauft und verteilt. Bei Stahl, Wolle, Leder und Flachs ging man ähnlich vor. Bis 1918 hatte das Ministerium 65.000 Mitarbeiter und beschäftigte drei Millionen Arbeiter in 20.000 Fabriken. Erstmals arbeitete auch eine große Zahl von Frauen in Ingenieurberufen. Das Ministerium wurde 1921 im Zuge von Umstrukturierungen der Regierung abgeschafft. Nach dem Waffenstillstand 1918 war die Arbeit des Ministeriums nicht mehr nötig.

Richtlinien

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Der Historiker John Marriott fasst die Richtlinien der Regierung zusammen:

„No private interest was to be permitted to obstruct the service, or imperil the safety, of the State. Trade Union regulations must be suspended; employers' profits must be limited, skilled men must fight, if not in the trenches, in the factories; man-power must be economize by the dilution of labour and the employment of women; Private factories must pass under the control of the State, and new national factories be set up.“

„Kein privates Interesse durfte den Dienst des Staates oder die Sicherheit einschränken. Gewerkschaftsrechte werden suspendiert; der Gewinn der Arbeitgeber muss begrenzt sein, erfahrene Männer müssen kämpfen, wenn nicht in den Graben, dann in den Fabriken; Arbeitskraft muss durch Milderung der Arbeitshärte und den Einsatz von Frauen gespart werden; Private Fabriken müssen unter die Kontrolle des Staates gebracht werden und neue nationale Fabriken müssen aufgebaut werden.“[4]

Ministers of Munitions, 1915–1921

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Name Amtszeitbeginn Amtszeitende
David Lloyd George 25. Mai 1915 9. Juli 1916
Edwin Montagu 9. Juli 1916 10. Dezember 1916
Christopher Addison 10. Dezember 1916 17. Juli 1917
Winston Churchill 17. Juli 1917 10. Januar 1919
Andrew Weir, 1. Baron Inverforth 10. Januar 1919 21. März 1921

Parliamentary Secretaries to the Ministry of Munitions, 1916–1919

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Name Amtszeitbeginn Amtszeitende
Laming Worthington-Evans 14. Dezember 1916 30. Januar 1918
F. G. Kellaway 14. Dezember 1916 1. April 1920
J. E. B. Seely 10. Juli 1918 10. Januar 1919
John Baird 10. Januar 1919 29. April 1919

Parliamentary and Financial Secretaries to the Ministry of Munitions, 1918–1921

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Name Amtszeitbeginn Amtszeitende
Laming Worthington-Evans 30. Januar 1918 18. Juli 1918
James Hope 27. Januar 1919 31. März 1921
  • David Lloyd George: War Memoirs (2nd ed. 1934) vol 1 ch 9. 19.

Literatur

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  • R. J. Q. Adams: Arms and the Wizard. Lloyd George and the Ministry of Munitions, 1915–1916. Cassell, London 1978, ISBN 0-304-29916-2.
  • Anthony J. Arnold: ‘A paradise for profiteers’? The importance and treatment of profits during the First World War. In: Accounting History Review. Band 24, Nr. 2/3, 2014, ISSN 2155-2851, S. 61–81, doi:10.1080/21552851.2014.963950.
  • Eugene Edward Beiriger: Churchill, Munitions and Mechanical Warfare. The Politics of Supply and Strategy (= American University Studies. Series 9: History. 183). Lang, New York u. a. 1997, ISBN 0-8204-3314-4.
  • Kathleen Burk: Britain, America and the Sinews of War, 1914–1918. Allen & Unwin, London u. a. 1985, ISBN 0-04-940076-2.
  • Hugh A. Clegg, Alan Fox, Arthur F. Thompson: A History of British Trade Unions since 1889. Band 2: 1911–1931. Clarendon Press, Oxford u. a. 1985, ISBN 0-19-828298-2, S. 18–212.
  • Bentley Brinkerhoff Gilbert: David Lloyd George. A polit. Life. Band 1: The Organizer of Victory 1912–16. Batsford, London 1992, ISBN 0-7134-5627-9, S. 209–250.
  • John Grigg: Lloyd George. From Peace to War 1912–1916. Methuen, London 1985, ISBN 0-413-46660-4, S. 223–256.
  • Denys Hay: The Official History Of The Ministry Of Munitions. In: Economic History Review. Band 14, Nr. 2, 1944, ISSN 0013-0117, S. 185–190, JSTOR:2590428.
  • L. Brooks Hill: David Lloyd George as minister of munitions: A study of his speaking tour of industrial centers. In: The Southern Speech Journal. Band 36, Nr. 4, 1971, ISSN 0038-4585, S. 312–323.
  • Roger Lloyd-Jones, Myrddin J. Lewis: Arming the Western Front. War, Business and the State in Britain 1900–1920. Routledge, London u. a. 2016, ISBN 978-0-7546-6613-4 (online review).
  • Sheila Marriner: The Ministry of Munitions 1915–1919 and government accounting procedures. In: Accounting and Business Research. Band 10, sup1, 1980, ISSN 0001-4788, S. 130–142, doi:10.1080/00014788.1979.9728778.
  • Angela Woollacott: On her their lives depend. Munitions workers in the Great War. University of California Press, Berkeley CA u. a. 1994, ISBN 0-520-08397-0.

Einzelnachweise

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  1. Peter Fraser: The British „Shells Scandal“ of 1915. In: Canadian Journal of History. Band 18, Nr. 1, 1983, ISSN 0008-4107, S. 69–86, doi:10.3138/cjh.18.1.69.
  2. Nicholas Hiley: Internal security in wartime: The rise and fall of P.M.S.2, 1915–1917. In: Intelligence and National Security. Band 1, Nr. 3, 1986, S. 395–415, doi:10.1080/02684528608431864.
  3. Fred R. van Hartesveldt: Caring for workers: the health and welfare programs of the British Ministry of Munitions, 1916–1918. In: The Maryland Historian. Serie 2, Band 1, Nr. 1, 2001, ISSN 0025-424X, S. 26–43.
  4. John A. R. Marriott: Modern England 1885–1945. A History of my own Times (= A History of England. 8). 4th edition. Methuen, London 1948, S. 376.