Halbgänse

Unterfamilie aus der Ordnung der Gänsevögel
(Weitergeleitet von Merganettini)

Die Halbgänse (Tadorninae) sind eine Unterfamilie der Entenvögel. Ihren Namen haben sie, da viele typische Vertreter gestaltlich zwischen Gänsen und „echten“ Enten vermitteln. Heute werden aber auch einige eindeutig entenartige Vertreter zu den Halbgänsen gezählt, weil detailliertere morphologische oder genetische Analysen deren Verwandtschaft mit den eigentlichen Halbgänsen ergeben haben.

Halbgänse

Brandgans (Tadorna tadorna)

Systematik
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Halbgänse
Wissenschaftlicher Name
Tadorninae
Reichenbach, 1850

Zu den drei rezenten Tribus der Halbgänse gehören sehr verschiedenartige Entenvögel. Die Merganettini werden an der Basis der Halbgänse angesiedelt; zu ihnen gehören fluss- und meeresbewohnende Enten Südamerikas und Neuseelands. Die Plectropterini umfassen drei gänseartige Vögel, die früher im aufgelösten Taxon der Glanzenten angesiedelt wurden und ebenfalls vor allem auf der Südhalbkugel beheimatet sind. Der Großteil der Arten gehört hingegen zum Tribus Tadornini, den „echten“ Halbgänsen, zu denen so bekannte Arten wie die Brandgans und die Nilgans gezählt werden.

Verbreitung Bearbeiten

Halbgänse sind nahezu weltweit verbreitet, die meisten Arten kommen jedoch in subtropischen oder gemäßigten Klimazonen vor. Sie fehlen vollständig in Nordamerika. Grundsätzlich kommen Halbgänse nur in geringen Höhenlagen vor. Eine Ausnahme stellen die Spiegelgänse und die Blauflügelgans dar, die in Hochgebirgen der Tropen vorkommen. Abgesehen von den Dampfschiffenten und der Tanggans leben sie an Süß- oder Brackgewässern und nutzen in Küstengebieten nur geschützte Meeresbuchten.[1]

Tribus Merganettini: Sturzbach-, Saumschnabel- und Dampfschiffenten Bearbeiten

Der Zoologe Bradley C. Livezey nahm 1986 als erster eine Verwandtschaft der drei äußerlich sehr verschiedenen Gattungen an. Zugrunde liegen dieser Vermutung anatomische Gemeinsamkeiten des Metacarpus. Die Stellung der drei Taxa zu den Halbgänsen ist keineswegs gesichert. Auch eine Zugehörigkeit zu den Schwimmenten halten manche Autoren für möglich.

Die Saumschnabelente ist ein endemischer Vogel Neuseelands, der an ein Leben an schnell fließenden Strömen angepasst ist. Sturzbachenten leben ebenfalls an Flüssen, allerdings in den Anden Südamerikas. Die Dampfschiffenten sind hingegen meeresbewohnende Enten vor den Küsten Südamerikas. Als einzige rezente Entenvögel haben manche ihrer Vertreter die Flugfähigkeit verloren.

 
Saumschnabelente

Tribus Plectropterini: Sporn- und Höckerglanzgänse Bearbeiten

Die Gruppierung dieser Arten ist besonders unsicher. Ob sie überhaupt miteinander oder mit den Halbgänsen verwandt sind, wird oft bestritten. Die Gruppierung erfolgte aufgrund von Gemeinsamkeiten im Verhalten. Zudem gibt es bei beiden Gattungen erhebliche Größenunterschiede zwischen den Geschlechtern.

Tribus Tadornini: „echte“ Halbgänse Bearbeiten

Die meisten „echten“ Halbgänse sind nach Art der Gänse Pflanzenfresser, die auf dem Land Gräser und Kräuter verzehren oder gründelnd an Wasserpflanzen gelangen. Von zwei Arten ist bekannt, dass sie hauptsächlich kleine wirbellose Tiere fressen – die Brandgans ist eine von diesen. Viele Arten sind Bewohner von Brackwasserzonen oder Salzseen.

 
Magellangans
 
Nilgans
 
Orinokogans

Die größte Artenvielfalt herrscht in Afrika und Südamerika. Einige Arten leben auch in Eurasien und Ozeanien, dagegen fehlen „echte“ Halbgänse in Nordamerika.

Literatur Bearbeiten

  • Janet Kear (Hrsg.): Ducks, Geese and Swans. Oxford University Press, 2005, ISBN 0-19-854645-9.
  • Josep del Hoyo et al.: Handbook of the Birds of the World. Band 1: Ostrich to Ducks. Lynx Edicions, 1992, ISBN 84-87334-10-5.
  • P. J. Higgins (Hrsg.): Handbook of Australian, New Zealand & Antarctic Bird. Band 1: Ratites to Ducks. Oxford University Press, Oxford 1990, ISBN 0195530683.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Entenvögel (Anatidae) – Sammlung von Bildern

Einzelbelege Bearbeiten

  1. Higgins, S. 1201