Meister der Coburger Rundblätter

altdeutscher Zeichner und Maler
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Als Meister der Coburger Rundblätter[1] (englisch Master of the Coburg Roundels[2]) wird ein altdeutscher Zeichner und Maler bezeichnet, der von ca. 1485 bis ca. 1500 am Oberrhein und schließlich in Straßburg tätig war.

Namensgebung Bearbeiten

Der namentlich nicht bekannte Künstler erhielt seinen Notnamen nach zwei rundformatigen Federzeichnungen, die in der Kunstsammlung der Veste Coburg aufbewahrt werden.[3] Neben den Scheibenrissen in Coburg sind weltweit insgesamt mehr als 100 Werke des Meisters in den Kupferstichkabinetten anderer führender Museen wie Berlin, Los Angeles, Madrid oder Paris zu finden. Des Weiteren werden dem Meister der Coburger Rundblätter Gemälde und in Straßburg Entwürfe zu Glasfenstern zugeschrieben.[4]

Kunsthistorische Bedeutung Bearbeiten

Auch wenn es sich bei den Werken des Meisters der Coburger Rundblätter oft um Kopien oder Nachzeichnungen von Werken anderer Künstler[5] handelt, ist sein Schaffen eine wichtige Quelle für das Verständnis der Zeichen- und Malkunst kurz vor der Dürer-Zeit.[6][7] Dabei wird auch sichtbar, wie man sich gattungsübergreifend die räumliche Wanderung von Motiven und Kompositionen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vorstellen kann.

Meister der Gewandstudien Bearbeiten

Da einige Werke des Meisters der Coburger Rundblätter Studien von Faltenwurf in Gewändern sind, wird er auch als Meister der Gewandstudien bezeichnet.[8]

Werke (Auswahl) Bearbeiten

Dem Meister der Coburger Rundblätter werden über 100 Zeichnungen, zahlreiche Gemälde und andere Werke zugeschrieben, darunter:

  • Federzeichnungen
    • Christus am Ölberg. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe Inv. Nr. 2184
    • Maria im Rosenhag. Kunstsammlung der Veste Coburg
    • Drei Federzeichnungen. Kupferstichkabinetts der Musées de la Ville de Strasbourg
    • Christus am Ölberg, Feder in Braun und Schwarzbraun. Kunstsammlung der Veste Coburg
  • Gemälde
  • Glasfenster
    • Da einige Zeichnungen Glasfenster des Münsters von Straßburg von 1460 sind, wird vorgeschlagen, dass der Meister der Coburger Rundblätter die Entwürfe zu diesen Fenstern lieferte[10] oder weiter dass er dort in einer der Glaswerkstätten tätig war.

Literatur (chronologisch) Bearbeiten

  • Michael Roth: Die Zeichnungen des „Meisters der Coburger Rundblätter“. Berlin 1988 (Berlin, Freie Universität, Dissertation, 1988).
  • Anna Moraht-Fromm: Meister der Gewandstudien. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 88, de Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-023254-7, S. 384 f.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Meister der Koburger Rundblätter. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 37: Meister mit Notnamen und Monogrammisten. E. A. Seemann, Leipzig 1950, S. 182 (biblos.pk.edu.pl).
  2. Lee Hendrix: Ruminations on books in a drawing by the Master of the Coburg Roundels. In: Hildegard Bauereisen, Martin Sonnabend (Hrsg.): Correspondances. Festschrift für Margret Stuffmann zum 24. November 1996. H. Schmidt Mainz 1996, ISBN 3-87439-412-3, S. 43–50.
  3. Walter Hugelshofer: Der deutsche Zeichner der Rundblätter von 1515. In: Jahrbuch der Berliner Museen. Band 7, Heft 2, 1965, ISSN 0075-2207, S. 189–207.
  4. Michael Roth: Die Zeichnungen des sog. „Meisters der Gewandstudien“ und ihre Beziehung zur Straßburger Glas- und Tafelmalerei des späten 15. Jahrhunderts. In: Rüdiger Becksmann (Hrsg.): Deutsche Glasmalerei des Mittelalters. Band 2: Bildprogramme, Auftraggeber, Werkstätten (= Jahresgabe des Deutschen Vereines für Kunstwissenschaft. 1991). Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 1992, ISBN 3-87157-150-4, S. 153–172.
  5. Felix Thürlemann: Rogier van der Weyden. Leben und Werk (= Beck’sche Reihe 2502). C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-53592-5, S. 27.
  6. Michael Roth: Adaption durch Kopie. Überlegungen zur Funktion von Nachzeichnungen im Werk des Meisters der Gewandstudien. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums. 2009, ISSN 1430-5496, S. 97–109.
  7. Bildung und Kommunikation Städel (Hrsg.): 20. November 2003 bis 8. Februar 2004 Wendepunkte deutscher Zeichenkunst Spätgotik und Renaissance im Städel, Lehrermappe. Frankfurt am Main 2003.
  8. z. B. Fedja Anzelewsky: Peter Hemmel und der Meister der Gewandstudien. In: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft. Band 18, 1964, ISSN 0044-2135, S. 43–53.
  9. Dietmar Lüdke: Das Karlsruher Elisabeth-Triptychon. Ein unbekanntes Werk des Meisters der Coburger Rundblätter. In: Frank Matthias Kammel, Carola Bettina Gries (Hrsg.): Begegnungen mit alten Meistern. Altdeutsche Tafelmalerei auf dem Prüfstand. Germanisches Nationalmuseum (= Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums. Band 17). Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg 2000, ISBN 3-926982-67-5, S. 109–121.
  10. Hans Wentzel: Meisterwerke der Glasmalerei. Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, Berlin 1951.