Im Massaker von Odessa wurden während Herbst und Winter 1941 Juden in Odessa und in den umliegenden Städten sowie in ganz Transnistrien ermordet. Damit trugen rumänische Truppen zum Holocaust bei.

Übersicht über den Holocaust in der Ukraine; Davidsterne repräsentieren Ghettos, Totenköpfe repräsentieren Massaker.

Die Rote Armee musste die Stadt während der Schlacht um Odessa während der ersten Oktoberhälfte räumen, nachdem sie durch einen deutschen Vorstoß auf die Krim abgeschnitten zu werden drohte. Während der Kämpfe um die Stadt konnte etwa die Hälfte der jüdischen Bevölkerung Odessas die Stadt verlassen, zurück blieben etwa 80.000 Juden.[1] Die Stadt wurde am 16. Oktober eingenommen.[1]

Das eigentliche Massaker in Odessa vollzog sich vom 22. bis 24. Oktober und kostete zwischen 25.000 und 34.000 Menschen das Leben. Auslöser war eine am 22. Oktober von sowjetischen Partisanen gezündete Bombe im rumänischen Hauptquartier der Stadt, das vormals das Hauptquartier des sowjetischen NKWD war.[1] Bei der Detonation der Bombe starben 67 Menschen, darunter der rumänische Kommandant Ion Glogojanu, 16 weitere rumänische Offiziere und vier deutsche Marineoffiziere. Als Repressalie wurde vom rumänischen Staatsführer Ion Antonescu angeordnet, dass 200 Kommunisten für jeden Offizier und 100 für jeden einfachen Soldaten hingerichtet werden sollten.[1] Am 23. Oktober wurden 19.000 Juden in der Nähe des Hafens ermordet.[1] 20.000 Juden wurden auf dem Gelände des Gefängnisses zusammengetrieben und am 24. nach Dalnik getrieben, wo sie umgebracht wurden.[1]

Die überlebenden Juden Odessas wurden im Stadtteil Slobodka ghettoisiert und ab Januar 1942 in die Lager Bogdanowka, Domanewka und Akhmetchetka deportiert.[1]

Erinnerungskultur

Bearbeiten

Marieluise Beck erfuhr bei einem Besuch in Odessa 2017 zufäl­lig von dem Mas­sa­ker. Beck suchte Ver­bün­dete für ein neues Mahnmal. Die Stadtverwaltung von Odessa schrieb das Projekt öffentlich aus. Die bun­des­ei­gene Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sagte zu, es zu finanzieren.

Am 22. Oktober – dem 80. Jah­res­tag des Massakers – wurde der Grundstein für das Mahnmal gelegt.[2]

Siehe auch

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Mariana Hausleitner u. a. (Hrsg.): Rumänien und der Holocaust. Zu den Massenverbrechen in Transnistrien 1941–1944. Metropol, Berlin 2001
  • Mariana Hausleitner: Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust in Rumänien, in: Micha Brumlik (Hrsg.): Umdeuten, verschweigen, erinnern : die späte Aufarbeitung des Holocaust in Osteuropa, Frankfurt : Campus-Verl. 2010, S. 71–89, zu Odessa siehe S. 75.
  • Radu Ioanid: The Holocaust in Romania: the destruction of Jews and Gypsies under the Antonescu regime, 1940–1944. Chicago : Ivan R. Dee, 2000 (Übersetzung aus dem Rumänischen)
  • Sven F. Kellerhoff: Der vergessene Holocaust, in: Die Welt, 30. August 2006
  • United States Holocaust Memorial Museum: Holocaust History – Odessa (englisch)
  • United States Holocaust Memorial Museum: Final Report – International Commission on the Holocaust in Romania (Memento vom 16. August 2012 im Internet Archive), S. 59 (englisch; PDF-Dokument; 399 kB)
  • Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (VEJ), Band 7, 2011
    • Dokument 299: Ion Antonescu ordnet am 23. Oktober 1941 an, das Bombenattentat auf das rumänische Militärhauptquartier in Odessa durch Massenexekutionen zu vergelten
    • Dokument 300: Ion Antonescu befiehlt am 24. Oktober 1941 Massaker an jüdischen Flüchtlingen in Odessa
    • Dokument 304: Der Leiter der Abwehrstelle Rumänien berichtet am 4. November 1941 über das Bombenattentat in Odessa und die folgenden Erschiessungen von Juden
    • Dokument 306: Pravda: Meldung vom 16. November 1941 über das Massaker rumänischer Einheiten an Juden in Odessa
  • Odessa, in: Guy Miron (Hrsg.): The Yad Vashem encyclopedia of the ghettos during the Holocaust. Jerusalem : Yad Vashem, 2009, ISBN 978-965-308-345-5, S. 540f.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c d e f g Lemma Odessa, in: Encyclopedia of the Holocaust. III, 1990, S. 1080f
  2. Nikolaus von Twickel: Grund­stein gegen das Vergessen (Reportage)