Marcia (Mutter Trajans)

möglicherweise Mutter des Trajan

Marcia ist der für die Mutter des römischen Kaisers Trajan erschlossene mögliche Name.

Als Marcia gedeuteter kolossaler Porträtkopf vom Trajansforum, Museo dei Fori

Kaiser Trajan, geboren als Marcus Ulpius Traianus, hatte eine Schwester namens Ulpia Marciana, Trajan selbst war Eigentümer der figlinae Marcianae – Grundbesitz, der zur Gewinnung von Lehm für die Ziegelproduktion diente und bei der Mündung des Nar in den Tiber lag, nahe Ameria und etwa 100 Kilometer nördlich von Rom.[1] Zudem gründete er im Jahr 100 die Colonia Marciana Ulpia Traiana Thamugadi zu Ehren seiner Schwester und möglicherweise seiner Mutter. Insbesondere der Schwestername und die figlinae Marcianae führten zu der Annahme, seine Mutter entstammte der gens Marcia und trug den Namen Marcia.[2] Allerdings könnte das Cognomen Marciana auch auf einen Großvater Marcius aus der gens Marcia oder auf das Praenomen Marcus des Vaters zurückzuführen sein.[3]

Sollte Marcia die Mutter Trajans gewesen sein, so war sie sehr wahrscheinlich die Tochter des Quintus Marcius Barea Sura und der Antonia Furnilla. Sie stammte damit aus der römischen Nobilität, ihr Großvater Quintus Marcius Barea Soranus war Suffektkonsul im Jahr 34, ihr gleichnamiger Onkel im Jahr 52. Ihre Mutter war eine Angehörige der bedeutenden gens Antonia und wohl Tochter des Aulus Antonius Rufus, Suffektkonsul 45.[4] Sie war in dem Fall eine Schwester der Marcia Furnilla, der zweiten Frau des späteren Kaisers Titus.[5] Sie heiratete den jungen Senator Marcus Ulpius Traianus, der im Jahr 70 Suffektkonsul wurde. Aus der Ehe gingen die Tochter Ulpia Marciana und – als Zweitgeborener – wohl im Jahr 53 der spätere Kaiser Trajan hervor.[6]

Über ihr Leben selbst ist nichts weiter bekannt, doch wird angenommen, dass mit ihrem Tod Trajan als Erbe in den Besitz der figlinae Marcianae kam.[7] Ein kolossaler Porträtkopf, der auf dem Trajansforum gefunden und früher als Porträt der jüngeren Agrippina gedeutet wurde, wird mittlerweile als Porträt der Mutter Trajans, Marcia, angesehen.[8]

Literatur

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  • Dietrich Boschung, Werner Eck: Ein Bildnis der Mutter Traians? Zum Kolossalkopf der sogenannten Agrippina minor vom Traiansforum. In: Archäologischer Anzeiger. 1998, S. 473–481 (Digitalisat).
  • Edward Champlin: Figlinae Marcianae. In: Athenaeum. Band 61, 1983, S. 257–264 (Digitalisat).
  • Werner Eck: Marcia 8. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 853 (Digitalisat).
  • Marie-Thérèse Raepsaet-Charlier: Prosopographie des femmes de l’ordre senatorial (Ier–IIe siècles). Peeters, Löwen 1987, S. 439–441 Nr. 521.

Anmerkungen

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  1. Edward Champlin: Figlinae Marcianae. In: Athenaeum. Band 61, 1983, S. 257–264
  2. Isidor Rubel: Die Familie des Kaisers Traian. In: Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien. Band 67, 1916, S. 481–503, hier S. 488; Ronald Syme: Tacitus. Band 2. Clarendon Press, Oxford 1958, S. 603; Rudolf Hanslik: Ulpius 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband X, Stuttgart 1965, Sp. 1032–1035 (hier Sp. 1035; Digitalisat).; Hildegard Temporini: Die Frauen am Hofe Trajans. Ein Beitrag zur Stellung der Augustae im Principat. De Gruyter, Berlin u. a. 2011, ISBN 978-3-11-082156-7 (Nachdruck der Ausgabe Berlin u. a. 1979), S. 184; Julian Bennett: Trajan. Optimus Princeps. A Life And Times. 2. Auflage. Routledge, London 2001, ISBN 0-415-16524-5, S. 12; Werner Eck: Marcia 8. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 853..
  3. Isidor Rubel: Die Familie des Kaisers Traian. In: Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien. Band 67, 1916, S. 481–503, hier S. 483; so schätzte auch Werner Eck die Namenszuweisung zunächst als unsicher ein: Werner Eck: Ulpius 56a. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XV, Stuttgart 1978, Sp. 932–934 (hier Sp. 932; Digitalisat)..
  4. Marie-Thérèse Raepsaet-Charlier: Prosopographie des femmes de l’ordre senatorial (Ier–IIe siècles). Peeters, Löwen 1987, S. 93–95 Nr. 77; Olli Salomies: Römische Amtsträger und Römisches Bürgerrecht in der Kaiserzeit. Die Aussagekraft der Onomastik (unter besonderer Berücksichtigung der kleinasiatischen Provinzen). In: Werner Eck (Hrsg.): Prosopographie und Sozialgeschichte. Studien zur Methodik und Erkenntnismöglichkeit der kaiserzeitlichen Prosopographie. Böhlau, Köln u. a. 1993, S. 119–145, hier S. 141; derselbe: Die Bedeutung der Onomastik für die Rekonstruktion von Genealogien. In: Werner Eck, Matthäus Heil (Hrsg.): Prosopographie des römischen Kaiserreichs – Ertrag und Perspektiven. Kolloquium aus Anlass der Vollendung der Prosopographia Imperii Romani. De Gruyter, Berlin / Boston 2017, S. 109–132, hier S. 128 mit Anm. 48, S. 130 (Digitalisat).
  5. Marie-Thérèse Raepsaet-Charlier: Prosopographie des femmes de l’ordre senatorial (Ier–IIe siècles). Peeters, Löwen 1987, S. 94; Werner Eck: Marcia 8. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 853.; Karl Strobel: Kaiser Traian. Eine Epoche der Weltgeschichte. Pustet, Regensburg 2010, ISBN 3-7917-2907-1, S. 41.
  6. So auch Marietta Horster: Trajan. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 31, 2006, S. 119–123, hier S. 119.
  7. Edward Champlin: Figlinae Marcianae. In: Athenaeum. Band 61, 1983, S. 257–264, bes. S. 264.
  8. Der Kopf befindet sich seit 2007 im Museo dei Fori in den Trajansmärkten; zum Kopf siehe Dietrich Boschung, Werner Eck: Ein Bildnis der Mutter Traians? Zum Kolossalkopf der sogenannten Agrippina minor vom Traiansforum. In: Archäologischer Anzeiger. 1998, S. 473–481; Karl Strobel: Kaiser Traian. Eine Epoche der Weltgeschichte. Pustet, Regensburg 2010, S. 340–341; Olivier Hekster: Emperors and Ancestors: Roman Rulers and the Constraints of Tradition. Oxford University Press, Oxford 2015, ISBN 978-0-19-873682-0, S. 71–72.