Marcé Gesellschaft

Internationale Fachgesellschaft für schwangerschafts-assoziierte psychische Erkrankungen

Die Marcé Gesellschaft[1] ist eine internationale Fachgesellschaft für schwangerschafts-assoziierte psychische Erkrankungen.

Gründung und internationale Entwicklung Bearbeiten

Die Gesellschaft wurde im Juni 1980 von dem britischen Psychiater Ian Brockington initiiert und während einer internationalen Konferenz gegründet.[2] Benannt ist die Gesellschaft nach dem französischen Psychiater Louis Victor Marcé (1828–1864), dem Autor des Buches „Traité de la folie des femmes enceintes, des nouvelles accouchés et des nourrices, et considerations medico-légales qui se rattachent à ce sujet“ („Die Behandlung der Verrücktheit der Schwangeren, frisch Entbundenen und der Stillenden und medizinrechtliche Überlegungen dazu“). Die englischsprachige Marcé Society gibt einen regelmäßigen Newsletter heraus und veranstaltet alle zwei Jahre eine Tagung.

Inzwischen hat sich die Fachgesellschaft international ausgebreitet. Sie existiert seit 1995 in Australien und seit 1998 in Frankreich. Im Jahr 2000 wurde die deutschsprachige Marcé-Gesellschaft beim „1. World Congress on Women’s Mental Health“ in Berlin gegründet. Bisherige Vorsitzende waren von

  • 2000 bis 2006 Christiane Hornstein, Wiesloch
  • 2006 bis 2010 Anton Bergant, Innsbruck
  • 2010 bis 2012 Christiane Hornstein, Wiesloch
  • 2012 bis 2019 Patricia Trautmann-Villalba, Frankfurt am Main
  • seit 2019 Luc Turmes, Dortmund

Die deutschsprachige Marcé Gesellschaft für peripartale psychische Erkrankungen e.V. veranstaltet alle zwei Jahre eine Tagung für alle perinatal tätigen Fachgruppen, wie Ärzte/Ärztinnen, Psychiater/Psychiaterinnen, Hebammen, Sozialarbeiter/Sozialarbeiterinnen, Fachpersonal für Psychiatrie und Kinderheilkunde und Leiter/Leiterinnen von Selbsthilfegruppen.

Aufgaben und Ziele Bearbeiten

Die Gesellschaft zählt zu ihren Aufgaben die Aufklärung, Öffentlichkeitsarbeit und Entstigmatisierung der schwangerschafts-assoziierten psychischen Erkrankungen sowie die Vertretung der Interessen betroffener Mütter und Väter in der Gesundheitspolitik. In medizinischer Hinsicht setzt sie sich für die Verbesserung der präventiven Maßnahmen ein, weiter für die Entwicklung ambulanter, teil- und stationärer Behandlungskonzepte für betroffene Frauen sowie die Einrichtung spezialisierter Behandlungseinrichtungen (Mutter-Vater-Kind-Einheiten). Ein weiterer Schwerpunkt ist die Förderung der Forschung über die Entstehungsbedingungen sowie die psychosozialen und biologischen Faktoren von schwangerschafts-assoziierten psychischen Erkrankungen. Außerdem setzt sich die Fachgesellschaft für interdisziplinäre Kooperation ein und organisiert alle zwei Jahre Fortbildungsveranstaltungen für alle beteiligten Berufsgruppen (Marcé-Symposien).

Auszeichnungen Bearbeiten

 
Urkunde Berliner Gesundheitspreis 2023
 
Sabine Surholt (Schatten und Licht e.V.) und Luc Turmes (Marcé Gesellschaft) 2023

Die deutsche Marcé Gesellschaft wurde mit dem Sonderpreis des Berliner Gesundheitspreises 2023 ausgezeichnet, gemeinsam vergeben vom AOK-Bundesverband und der Ärztekammer Berlin.

Literatur Bearbeiten

  • C. Hornstein, P. Trautmann-Villalba (2010): Psychotherapie von mütterlichen Erkrankungen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt. In: V. Arolt, A. Kersting (Eds.): Psychotherapie in der Psychiatrie. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York. ISBN 978-3-943243-22-2
  • C. Hornstein, N. Baranski, E. Wild, P. Trautmann-Villalba (2011): Mutter-Kind-Behandlung: Frühe Hilfen bei Kindeswohlgefährdung? Ein Beitrag der Psychiatrie. Kindesmisshandlung und –Vernachlässigung. Interdisziplinäre Fachzeitschrift für Prävention und Intervention 14:34-49
  • P. Trautmann-Villalba, P. Davidova, M. Kalok, C. Essel, F. Ben Ahmed, Y. Kingeter, A.-L. Leutritz, A, Reif, F. Bahlmann, S. Schneider (2023): Parental bonding is influenced by prenatal paternal depression and trait-anxiety. Journal of Reproductive and Infant Psychology. doi:10.1080/02646838.2023.2223608
  • L. Turmes, S. Appelt, H. Lier-Schehl, M. Kramer, C. Norra (2015): Die deutsche Version der Marcé-Clinical-Checklist als Basisdokumentation für stationäre Mutter-Kind-Einheiten. Psychiat Prax 42: 90-95
  • L. Turmes (2010): Beziehungsstörungen im Postpartum. Die gemeinsame Behandlung der postpartal psychisch erkrankten Mutter mit ihrem (beziehungsgestörten) Säugling im psychiatrischen Krankenhaus. Eine seltene, weil nicht finanzierte primärpräventive Maßnahme in der Psychiatrie. Psychiat Prax 37: 310-315
  • L. Turmes, C. Hornstein (2007): Stationäre Mutter-Kind-Behandlungseinheiten in Deutschland. Ein Bericht zum Status quo. Nervenarzt 42: 90-95
  • L. Turmes (2012): Historische Entwicklung und Bedarfssituation. In: S. Wortmann-Fleischer, R. von Einsiedel, G. Downing (Eds.): Stationäre Eltern-Kind-Behandlung. Ein interdisziplinärer Leitfaden. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart. ISBN 978-3-17-021607-5
  • E. Heine, P. Trautmann-Villalba, C. Schoemig, E. Hucklenbruch-Rother, A. Kribs, K. Mehler (2023): Delivery room skin-to-skin contact brings mother-child-interaction of preterm infants close to normal. Acta Paediatrica Scandinavica. 2023 Jul 18. doi:10.1111/apa.16909. Epub ahead of print
  • C. Hornstein, J. Müller, P. Trautmann-Villalba (2019): Psychische Erkrankungen verstehen: Schizophrenie und frühe Mutterschaft. In: Kinderschutz-Zentren (Eds.): Psychische Erkrankungen verstehen. Die Kinderschutz-Zentren Verlag, Köln

Weblink Bearbeiten

Belege Bearbeiten

  1. [1] Website der Deutschen Marcé Gesellschaft, abgerufen am 19. Januar 2024.
  2. [2] History der Internationalen Marcé Gesellschaft, abgerufen am 19. Januar 2024.