Magellan Star ist ein ehemaliger Name eines Containerschiffs. Bereedert wurde das unter der Flagge von Antigua und Barbuda fahrende Schiff durch die Hamburger Quadrant Bereederungsgesellschaft mbH & Co. KG (seit 2000 Teil der Reederei DS Schifffahrt), die zur Dr. Peters Gruppe mit Sitz in Dortmund gehört. Das Schiff wurde im September 2010 von somalischen Piraten gekapert.

Magellan Star
Ein Hubschrauber UH-1N Twin Huey überwacht aus der Luft die Kommandoaktion zur Befreiung der gekaperten Magellan Star
Ein Hubschrauber UH-1N Twin Huey überwacht aus der Luft die Kommandoaktion zur Befreiung der gekaperten Magellan Star
Schiffsdaten
Flagge Antigua und Barbuda Antigua und Barbuda
andere Schiffsnamen

Judith Borchard (2002)
Pioneer Albatross (2002)
Gracechurch Star (2002–2008)
Judith Borchard (2008–2009)
Conmar Cape (2012)
Sun Express (2012–2018)
Boya (seit 2018)

Schiffstyp Containerschiff
Klasse Sietas-Typ 169[1]
Rufzeichen V2OE7
Heimathafen St. John’s
Bauwerft J. J. Sietas, Hamburg
Stapellauf 28. März 2002
Verbleib als Boya in Fahrt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 133,53 m (Lüa)
123,68 m (Lpp)
Breite 18,70 m
Tiefgang (max.) 7,22 m
Vermessung 6.277 BRZ / 3.249 NRZ
Maschinenanlage
Maschine 1 × Dieselmotor (Caterpillar MAK 8 M 43)
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 6.600 kW (8.974 PS)
Höchst­geschwindigkeit 18 kn (33 km/h)
Propeller 1 × Verstellpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 7.933 tdw
Container 735 TEU
Anschlüsse Kühlcontainer 104[2]
Sonstiges
Klassifizierungen Germanischer Lloyd
Registrier­nummern IMO-Nr. 9242572

Geschichte Bearbeiten

Bau und Einsatz Bearbeiten

Das Schiff wurde von 2000 bis 2002 unter der Baunummer 1195 als Typschiff des Sietas-Typ 169 auf der J.J. Sietas KG Schiffswerft GmbH & Co. gebaut. Die Kiellegung fand am 5. Dezember 2000, der Stapellauf am 28. März 2002 statt. Die Fertigstellung des Schiffes erfolgte im Mai 2002.

Das Schiff wurde über den von HCI aufgelegten Schiffsfonds HCI Schiffsfonds I finanziert.[3]

Das Schiff kam am 11. Mai 2002 als Gracechurch Star in Fahrt.[4][1] Es wurde 2005 vom Schiffsfonds verkauft.

Piratenangriff vor der Küste Somalias, 6. September 2010 Bearbeiten

Somalische Piraten kaperten das Schiff am Morgen des 8. September 2010 (13° S, 50° O). Die Magellan Star war mit einer Ladung Ankerketten aus Bilbao nach Singapur unterwegs.[5]

Die Besatzung des Schiffes unter dem polnischen Kapitän[6] bestand aus sechs Philippinern, zwei Russen, zwei Ukrainern, und einem Bulgaren.[7] Die Magellan Star war das dritte Schiff eines im Abstand von zwei Seemeilen von US-Kriegsschiffen begleiteten Konvois. Auch das erste Schiff aus dem Konvoi, der unter maltesischer Flagge fahrende Frachter Olig B, wurde angegriffen.[8]

Die türkische Fregatte Gökçeada (F-494) der Oliver-Hazard-Perry-Klasse[9] des multinationalen Einsatzverbandes Combined Task Force 151 zur Bekämpfung der Piraterie am Horn von Afrika erhielt einen Notruf des Frachters, woraufhin das Kriegsschiff USS Dubuque (LPD-8) (US-Marine) eine 24 Mann starke Maritime Raid Force (MRF) der 15th Marine Expeditionary Unit (MEU) (1st Battalion 4th Marines) vom United States Marine Corps unter dem Befehl von Oberstleutnant Joseph R. Clearfield entsandte. Der Kapitän hatte rechtzeitig die Maschinen abgeschaltet und sich mit der Besatzung in einem Sicherheitsraum eingeschlossen. Von dort aus konnte er mit einem Satellitentelefon den Notruf absetzen. Die Besatzung wurde von den Piraten nicht gefunden. Die somalischen Piraten nahmen während der Kaperung über eine Telefonnummer, die auf der Brücke für Notfälle angebracht war, Kontakt mit der Reederei in Deutschland auf, um zu fragen, wo die Mannschaft sei und wie sie die Maschinen in Gang bringen könnten. Darauf erhielten sie jedoch keine Antwort.[6]

Nach 20 Stunden in der Hand der Piraten wurden das Schiff und die Besatzung am Morgen des 9. September 2010 um 3.30 Uhr Ortszeit[8] durch das Boardingteam der Dubuque befreit.[10] Bei der Aktion wurden unter anderem acht Hubschrauber eingesetzt.[8] Die Marines überwältigten die neun Entführer ohne Schusswechsel.[11] Verletzt wurde niemand. Um 6.30 Uhr gingen die Soldaten mit den festgesetzten Piraten von Bord. Die Piraten wurden an Bord des begleitenden Kriegsschiffs USS Princeton (CG-59) gebracht.[8]

Während der Kaperung zerstörten die Seeräuber die Innenausstattung, das Steuersystem und andere Teile des Schiffes.[12] Dadurch war das Schiff nach dem Angriff nicht mehr voll seetüchtig. Begleitet von einem US-Kriegsschiff fuhr die Magellan Star zur Generalüberholung nach Dubai. Der Naval Criminal Investigative Service (NCIS) übernahm die Ermittlungen zu diesem Fall.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Magellan Star – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b BRS Liner Newsletter No 24 - May 2002 (Memento vom 19. Januar 2013 im Webarchiv archive.today). Abgerufen am 9. August 2012.
  2. Magellan Comet (Antigua and Barbuda), Jane’s Merchant Ships. Abgerufen am 9. August 2012.
  3. HCI Leistungsbilanz 2006 (PDF; 3,0 MB), S. 130. Abgerufen am 9. August 2012.
  4. HCI Leistungsbilanz 2002, S. 74. Abgerufen am 9. August 2012.
  5. Brian Murphy: Marines retake ship hijacked by pirates (Memento vom 5. Mai 2012 im Internet Archive), Marine Corps Times, 9. September 2010 (abgerufen 11. September 2010)
  6. a b Philipp Kienast: Coole Crew ließ Piraten abblitzen, Frankfurter Rundschau, 11. September 2010 (abgerufen 11. September 2010)
  7. Piraten kapern deutschen Frachter mit Russen, RIA Novosti, 9. September 2010 (abgerufen 9. September 2010)
  8. a b c d Simone Utler: Piraten bitten Reederei bei Entführung um Hilfe, Der Spiegel, 9. September 2010 (abgerufen 10. September 2010)
  9. American Forces Press Service (11. September 2010) Germany - Marines Seize Control of Ship From Pirates, GlobalDefence.net (abgerufen 11. September 2010)
  10. US Marines capture ship hijacked by pirates off Somalia, BBC News, 9. September 2010.
  11. US-Marine rettet entführten deutschen Frachter, Die Welt, 9. September 2010 (abgerufen 9. September 2010)
  12. dpa: „Magellan Star“ auf dem Weg nach Dubai, DVZ, 10. September 2010 (abgerufen am 10. September 2010)