Lycia (Album)

Album von Christian Dörge (1993)

Lycia ist ein Album des Schriftstellers und Dark-Wave-Musikers Christian Dörge.

Lycia
Studioalbum von Christian Dörge

Veröffent-
lichung(en)

August 1993

Aufnahme

November 1992 bis Januar 1993

Label(s) Hall of Sermon, Deathwish Office

Format(e)

CD

Genre(s)

Neue Deutsche Todeskunst

Titel (Anzahl)

9

Länge

41:14

Besetzung
  • Gitarre, Programmierung: Wolfram „Troy“ Nestroy
  • Programmierung: Kevin Lancashire

Produktion

Christian Dörge, Bruno Kramm und Kevin Lancashire

Studio(s)

Sonic-Delirium-Studio, Basel
Danse Macabre-Studio, Bayreuth

Chronologie
Anonymous
1992
Lycia Antiphon
1996

Geschichte Bearbeiten

Konzept und Entwicklung Bearbeiten

Nachdem Christian Dörges Debüt Anonymous von der ursprünglich geplanten Plattenfirma als „Viel zu künstlerisch!“ abgelehnt worden war, veröffentlichte er das Album über den, nicht mit Musik assoziierten, Signum Verlag. Das Folgealbum plante er als eine Variante eines Musiktheaterstücks mit unterschiedlichen Rollen. Als Autor des Musikmagazins Kodex verfügte Dörge über Kontakte zu Musikern des deutschsprachigen Dark Wave. Tilo Wolff von Lacrimosa und Oswald Henke von Goethes Erben, beides damals Interpreten des literarisch geprägten Genres Neue Deutsche Todeskunst, schienen Dörge „wie geschaffen für das, was [ihm] als Ergebnis vorschwebte.“[1]

Die Texte des Albums schrieb Dörge an einem Abend im September des Jahres 1992. Er empfand den Schreibprozess als etwas Besonderes, das Bedeutung und Qualität des geplanten Werkes andeutete.[1]

„Kein Zweifel, hier entstand ein künstlerisch relevantes Werk, daran bestand für mich nicht der geringste Zweifel.“

Christian Dörge: The Making of Lycia[1]

Aufnahme Bearbeiten

Das Album wurde in zwei Tonstudios mit eigenen Zeitfenstern aufgenommen. In Bayreuth nutzte Dörge das Danse Macabre Studio von Bruno Kramm, um mit Oswald Henke und dem Gitarristen Wolfram „Troy“ Nestroy aufzunehmende. Der Studiobetreiber und Das-Ich-Musiker Kramm übernahm die technische Begleitung. Im Sonic Delirium Studio in Basel wurden die Stücke mit Tilo Wolff aufgenommen. Hier übernahm Kevin Lancashire die Tontechnik. Wolff und Henke agierten vollkommen unabhängig voneinander.[1]

Die Aufnahme begann im November 1992 in Basel. Als erste Stücke wurden Weltschmerz und Der Satyr eingespielt. Im Dezember folgte das Lied Kriegsvögel. Ende Dezember besuchte Dörge Bayreuth, um mit Henke und Nestroy die Lieder Süße der Sünden, Lycia I, Lycia II, Sekretkelch und Die Kirche aufzunehmen. Während der Aufnahme in Bayreuth kam es zum Zerwürfnis zwischen den Musikern. Dörge mischte die Aufnahmen mit Kramm in Bayreuth ab und kehrte im Januar nach Basel für die Aufnahme des Stücks Mystische Rosenmadonna, zu dem Wolff auch die Musik geschrieben hatte, zurück.[1]

Rückblickend schrieb Dröge über beide Aufnahmesituationen positiv. Mit Wolff sei es zu amüsanten Augenblicken gekommen, und der gemeinsamen „Experimentierfreude schienen keine Grenzen gesetzt zu sein.“ Auch auf seine Zeit in Bayreut sah er, wenn auch distanzierter, wohlwollend zurück:

„Die Aufnahmen in Bayreuth waren bestens vorbereitet, es wurde sehr konzentriert und buchstäblich bis zur völligen Verausgabung gearbeitet, und auch in Bayreuth gab es viele Momente, an die ich mich gern und mit einem Lächeln zurückerinnere. […] Dennoch war bereits zu diesem Zeitpunkt klar: Oswald, Troy und ich hatten die Grenzen unserer Zusammenarbeit erreicht – emotional, künstlerisch -, und in diesem Tagen gingen Sturm und Drang mit großem Ausrufungszeichen mit uns durch.“

Christian Dörge: The Making of Lycia[1]

Insbesondere die unterschiedlichen Settings und damit verbundene Erwartungshaltungen hätten musikalische und kreative Unterschiede begründet, die „zu einer merkwürdigen emotionalen Disharmonie führte, zu einem Vakuum, das sich in den Monaten nach Vollendung des Albums zu einem emotionalen Graben“ entwickelte.[1] Henke bemängelte im Nachhinein fehlendes Teamwork und dass die Abmischung, in die er nicht eingebunden war, ein anderes als das von ihm erwartete Endergebnis schuf.[2]

Die Beteiligten Bearbeiten

Nachhall Bearbeiten

Das Album gilt aufgrund der Beteiligung mehrerer bekannter Akteure des jungen Genres Neue Deutsche Todeskunst als bedeutsame Veröffentlichung des Genres. Dörge lehnte die Zuordnung allerdings ab, kehrte hingegen selbst mehrmals zu der populären Veröffentlichung zurück. So veröffentlichte er im Jahr 2008 ein Lycia.Redux, unter anderem mit Aufnahmen von Lesungen. Im Jahr 2012 und 2022 erschienen jeweils überarbeitete und erweiterte Jubliäumsausgaben des Albums.

Albuminformationen Bearbeiten

Im August 1993 erschien Lycia mit neun Titeln und einer Spieldauer von 41:14 Minuten über Hall of Sermon.[1]

Stil und Beurteilung Bearbeiten

In einer für Nonpop verfassten Rezension des Syria-Albums American Gothic wurde auf Lyria zurückblickend verwiesen: Mit dem „theatralisch-pathetische[n] Album“ und seinen Kooperationspartnern habe Dörge die „Neue Deutsche Todeskunst zementiert[e]“ und „seither einen festen Platz in der Gothic-Szene“.[3] Das Genre ist geprägt von der engen Verbindung eines meist gesprochenen Textvortrags mit literarischen Anlehnungen an Romantik, Symbolismus und Expressionismus,[4] mit orchestraler Musik, die aus „Darkwave-Elektronik und neoklassische[n] Instrumente[n] und Arrangements“ besteht.[5] Lycia gilt derweil als „eines der innovativsten Alben seiner Zeit“, dem es gelang „die jüngsten und innovativsten Künstler der deutschen Gothic-Szene […] zu versammeln“.[6]

Titelliste Bearbeiten

  1. Introduktion: Süße der Sünden: 3:13 (Text: Dörge, Musik: Dörge)
  2. Der Satyr: 5:52 (Text: Dörge, Musik: Dörge, Wolff)
  3. Lycia I: 6:09 (Text: Dörge, Musik: Henke, Nestroy)
  4. Lycia II: 5:57 (Text: Dörge, Musik: Henke, Nestroy)
  5. Die Kirche: 1:59 (Text: Dörge, Musik: Henke, Nestroy)
  6. Weltschmerz: 4:36 (Text: Dörge, Musik: Dörge, Wolff)
  7. Sekretkelch 2:23 (Text: Dörge, Musik: Henke, Nestroy)
  8. Kriegsvögel 3:04 (Text: Dörge, Musik: Dörge, Wolff)
  9. Mystische Rosenmadonna 6:53 (Text: Dörge, Musik: Wolff)

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h Christian Dörge: The Making of Lycia. christiandoerge.de, abgerufen am 12. März 2024.
  2. Xavier Kruth: Interview Goethes Erben. Peek a Boo, abgerufen am 12. März 2024.
  3. rak: Syria: American Gothic. NonPop, abgerufen am 12. März 2024.
  4. Judith Platz: Die schwarze Musik. In: Axel Schmidt, Klaus Neumann-Braun (Hrsg.): Die Welt der Gothics. Spielräume düster konnotierter Transzendenz. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 3-531-14353-0, S. 253–284, 281.
  5. Peter Matzke & Tobias Seeliger (Hrsg.): Das Gothic- und Dark-Wave-Lexikon. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2003, ISBN 3-89602-522-8, Neue Deutsche Todeskunst, S. 401.
  6. Christian Dörge: Lycia. Lux Atenea, abgerufen am 12. März 2024.