Liste der Stolpersteine in Říčany

Wikimedia-Liste

Die Liste der Stolpersteine in Říčany listet die Stolpersteine auf, die in der Stadt Říčany verlegt wurden. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden vom Kölner Künstler Gunter Demnig konzipiert und werden im Regelfall von ihm selbst verlegt.

Die ersten Stolpersteine in Říčany erinnern an die Familie Fišer.

Stolpersteine Bearbeiten

1930 lebten in der Stadt 38 Menschen jüdischen Glaubens.[1]

Nach der Besetzung der restlichen Staatsgebiete der Tschecho-Slowakischen Republik durch die deutschen Truppen 1939 erfolgte auch in Říčany die Arisierung von jüdischen Geschäften.[2] Ab 1942 erfolgten Deportationen, ungefähr 50 Menschen wurden deportiert, an 42 von ihnen erinnert eine Gedenktafel in Říčany.[3] Aus 9 Häusern am Masarykovo náměsty und der angrenzenden Lázeňská erfolgten 22 Deportationen, darunter befand sich auch die Familie Fišer mit der 91-jährigen Anna Mahlerová. Nur drei Deportierte haben die Shoah überlebt.[4][5]

Stolpersteine Übersetzung Verlegeort Name, Leben
 
HIER LEBTE
KAREL FIŠER
GEB. 1895
DEPORTIERT 1943
NACH THERESIENSTADT
ERMORDET 1943
IN AUSCHWITZ
Masarykovo nám. 7/16
 
Karel Fišer wurde am 11. August 1895 geboren. Er betrieb auf dem Masaryk-Platz ein Textilgeschäft. Er war verheiratet mit Kamila, geborene Mahlerová (siehe unten). Das Paar hatte zwei Söhne: Jindřich und Pavel. Bei der Familie lebte auch Anna Mahlerová, die Großmutter seiner Frau. Am 10. August 1942 wurden Karel Fišers Frau, die gemeinsamen Söhne und Kamilas Großmutter von Prag ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Am 22. März 1943 wurde auch Karel Fišer mit dem Transport Cx (seine Nummer auf dem Transport war die 31) von Prag ebenfalls ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Hier befanden sich auch noch Karel Fišers Frau und seine Söhne. Am 6. September 1943 wurde er mit dem Transport Dm in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, seine Transportnummer war 3348. Mit ihm wurden am selben Tag auch seine Frau und seine zwei Söhne deportiert. In Auschwitz wurde die Familie am Tag der Ankunft, am 6. September 1943, ermordet.[6][7][8][9][10][11]

Anna Mahlerová wurde im Oktober 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.[12]

 
HIER LEBTE
JINDŘICH FIŠER
GEB. 1927
DEPORTIERT 1942
NACH THERESIENSTADT
ERMORDET 1943
IN AUSCHWITZ
Masarykovo nám. 7/16
 
Jindřich Fišer wurde am 26. Juli 1927 als Sohn von Karel Fišer und Kamila Fišerová geboren. Er hatte einen jüngeren Bruder, Pavel. Sein Vater betrieb ein Textilgeschäft. Zusammen mit seiner Mutter, seinem Bruder und seiner Urgroßmutter, die ebenfalls bei der Familie lebte, wurde er am 10. August 1942 von Prag aus mit dem Transport Ba ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Jindřich Fišers Transportnummer war 1372. Sein Vater wurde im März 1943 deportiert, ebenfalls nach Theresienstadt. Am 6. September 1943 wurde die Familie in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert (Jindřich Fišers Transportnummer war 3227) und dort kurz nach der Ankunft ermordet.[13][10][6][8][11]

Seine Urgroßmutter Anna Mahlerová wurde im Oktober 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.[12]

 
HIER LEBTE
PAVEL FIŠER
GEB. 1932
DEPORTIERT 1942
NACH THERESIENSTADT
ERMORDET 1943
IN AUSCHWITZ
Masarykovo nám. 7/16
 
Pavel Fišer wurde am 18. Juli 1932 als Sohn von Karel Fišer und Kamila Fišerová geboren. Er hatte einen älteren Bruder, Jindřich. Der Vater betrieb auf dem Platz ein Textilgeschäft. Zusammen mit seiner Mutter, seinem Bruder und seiner Urgroßmutter, die ebenfalls bei der Familie lebte, wurde er am 10. August 1942 von Prag aus mit dem Transport Ba ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Seine Transportnummer war 1371. Sein Vater wurde im März 1943 deportiert, ebenfalls nach Theresienstadt. Am 6. September 1943 wurde die Familie in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert (Pavel Fišers Transportnummer war 3347) und dort kurz nach der Ankunft ermordet.[14][10][6][8][11]

Seine Urgroßmutter Anna Mahlerová wurde im Oktober 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.[12]

 
HIER LEBTE
KAMILA FIŠEROVÀ
GEB. 1904
DEPORTIERT 1942
NACH THERESIENSTADT
ERMORDET 1943
IN AUSCHWITZ
Masarykovo nám. 7/16
 
Kamila Fišerová wurde am 23. April 1904 geboren. Sie war verheiratet mit dem Textilhändler Karel Fišer. Das Paar hatte zwei Söhne: Jindřich und Pavel. Kamila Fišerovás Großmutter Anna Mahlerová lebte ebenfalls mit der Familie Fišer. Kamila Fišerová, ihre Söhne und die Großmutter wurden am 10. August 1942 von Prag aus mit dem Transport Ba in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Ihr Ehemann wurde im März 1943 deportiert, ebenfalls nach Theresienstadt. Am 6. September 1943 wurde die Familie in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert (Kamila Fišerovás Transportnummer war 1373) und dort kurz nach der Ankunft ermordet.[15][10][6][8][11]

Ihre Großmutter Anna Mahlerová wurde im Oktober 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.[12]

 
HIER LEBTE
ANNA MAHLEROVÁ
GEB. 1851
DEPORTIERT 1942
NACH THERESIENSTADT
ERMORDET 1942
IN TREBLINKA
Masarykovo nám. 7/16
 
Anna Mahlerová wurde am 4. Dezember 1851 geboren. Sie lebte mit der Familie ihrer Enkeltochter Kamila Fišerová. Gemeinsam mit ihr und den zwei Urenkeln wurde sie am 10. August 1942 von Prag aus mit dem Transport Ba in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Anna Mahlerovás Transportnummer war 1374. Von hier wurde sie am 19. Oktober 1942 mit dem Transport Bw in das Vernichtungslager Treblinka deportiert. Ihre Transportnummer war 998. Anna Mahlerová wurde in Treblinka vergast.[8][16][12]

Auch ihre Enkeltochter sowie deren Ehemann und die gemeinsamen Söhne wurden ermordet. Sie starben 1943 in Auschwitz.[10][6][11]

Verlegedatum Bearbeiten

Die Stolpersteine in Říčany wurden von Gunter Demnig persönlich am 19. September 2017 verlegt.

Quellen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Stolpersteine in Říčany – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Blanka Rozkošná, Pavel Jakubec: Židovské památky Čech: Historie a památky židovského osídlení Čech, ERA 2004, ISBN 978-80-86517-64-3, S. 356
  2. Museum Říčany, Die Geschichte von Říčany, abgerufen am 19. November 2018
  3. Holcaustgedenktafel, abgerufen am 19. November 2018
  4. Information zur Verlegung, abgerufen am 19. November 2018
  5. Liste von 43 deportierten Menschen mit Todesdatum, abgerufen am 19. November 2018
  6. a b c d e holocaust.cz: KAREL FISCHER, abgerufen am 11. November 2018
  7. The Central Database of Shoah Victims’ Names: KAREL FISCHER, beruhend auf einem Eintrag im Theresienstädter Gedenkbuch, abgerufen am 11. November 2018
  8. a b c d e info.ricany.cz: První kameny zmizelých v Říčanech, Information zur Verlegung in Říčany mit biografischen Informationen zur Familie Fišer, abgerufen am 11. November 2018
  9. holocaust.cz: JINDŘICH FISCHER, abgerufen am 11. November 2018
  10. a b c d e holocaust.cz: PAVEL FISCHER, abgerufen am 11. November 2018
  11. a b c d e holocaust.cz: KAMILA FISCHEROVÁ, abgerufen am 11. November 2018
  12. a b c d e holocaust.cz: ANNA MAHLEROVÁ, abgerufen am 11. November 2018
  13. The Central Database of Shoah Victims’ Names: JINDŘICH FISCHER, beruhend auf einem Eintrag im Theresienstädter Gedenkbuch, abgerufen am 13. November 2018
  14. The Central Database of Shoah Victims’ Names: PAVEL FISCHER, beruhend auf einem Eintrag im Theresienstädter Gedenkbuch, abgerufen am 13. November 2018
  15. The Central Database of Shoah Victims’ Names: KAMILA FISCHEROVA, beruhend auf einem Eintrag im Theresienstädter Gedenkbuch, abgerufen am 13. November 2018
  16. The Central Database of Shoah Victims’ Names: ANNA MAHLEROVA, beruhend auf einem Eintrag im Theresienstädter Gedenkbuch, abgerufen am 13. November 2018