Libussa (Musäus)

Märchen im dritten Band von Johann Karl August Musäus‘ Volksmährchen der Deutschen, 1784

Libussa ist ein Märchen im dritten Band von Johann Karl August MusäusVolksmährchen der Deutschen, 1784.

Illustration von Georg Osterwald
Illustration von Georg Osterwald

Als Herzog Czech und die Slawen den Böhmerwald bevölkern, fliehen die Elfen. Nur eine bleibt bei ihrem Baum. Darunter schläft Knappe Krokus, der des Herrn Rosse weidet. Sie hilft ihm mit Traumbildern, wenn ein Tier fehlt. Dafür schützt er den Baum, als man ihn fällen will. Sie haben drei Töchter. Er wird ein gefragter Weiser. Dann stirbt die Elfe. Die zwei älteren Töchter nutzen ihre Zauberkräfte selbstsüchtig. Die Jüngste, Libussa lebt bescheiden beim Vater. Primislas versorgt seinen alten Vater, dem man das Land nahm. Sie hilft ihm, beide verlieben sich heimlich. Nach Herzog Krokus’ Tod verhelfen zwei Ritter ihr vor den Schwestern zum Thron. Sie widersteht ihrem Werben, muss gar Untertanen vor ihnen in Schutz nehmen. Ein roter Apfel, den sie sich zum Lohn für gemeinsamen Sieg über die Sorben teilen sollen, erregt vollends ihrem Unmut. Sie erwirken Beschluss, dass die Herzogin heiraten muss. Sie schickt ihr Ross und zwölf Mann, den Fürst zu holen, der im Wald auf eisernem Tisch äße. Es ist Primislas, der eben auf seinem Pflug rastet. Libussa stellt den drei Freiern eine Rechenaufgabe, die er allein löst. Sie leben in Liebe, gründen Prag und ein Königsgeschlecht.

Quellen und Nachwirkung

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Illustration von Georg Osterwald

Musäus beginnt, wie die Elfen vor den „slawischen Horden“ des Herzog Czech von Ungerland aus dem Böhmerwald flohen. Wie in Richilde bringt ein Apfel Unheil. Nachdem schließlich Herzog Primislas’ Hof zu eng war, habe man Prag gegründet, von „Prah“, Türschwelle, weil eben ein Mann dort eine Türschwelle sägte.

Laut Harlinda Lox benutzte Musäus Johannes DubraviusHistoria Bohemica, 1552 und Enea Silvio Piccolominis Historia Bohemica, 1458. Auf Musäus’ Fassung gehen später Ritterromane, Clemens Brentanos Drama Die Gründung Prags, 1815 und Franz Grillparzers Drama Libussa (verfasst 1819, gedruckt 1872) zurück.[1]

Die Libussasage ist seit der Chronica Bohemorum des Cosmas von Prag (12. Jhd.) reich belegt. Musäus schöpfte aus den Chroniken des Enea Silvio und des Dubravius. Brentanos Die Gründung Prags und Grillparzers Drama Libussa greifen den Stoff wieder auf.[2]

Literatur

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  • Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 371–444.
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Commons: Libussa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Harlinda Lox: Musäus, Johann Karl August. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 9. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1999, S. 1025–1030.
  2. Bohuslav Beneš: Libussa. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 8. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1996, S. 1025–1029.