Landesvertretung Schleswig-Holstein (Bonn)

Die Vertretung des Landes Schleswig-Holstein beim Bund hatte von 1949 bis 2000 ihren Sitz im Bonner Parlaments- und Regierungsviertel. Die ehemaligen Gebäude der Landesvertretung befanden sich im Ortsteil Gronau an der Kurt-Schumacher-Straße (Hausnummern 24–26) im Zentrum des Bundesviertels gegenüber Post Tower und Schürmann-Bau. 2018 wurden sie abgebrochen.

Ehemalige Gebäude der schleswig-holsteinischen Landesvertretung (2008)
Ansicht der beiden Häuser von oben (1979)

Geschichte Bearbeiten

Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 eröffnete Schleswig-Holstein eine Landesvertretung (Vertretung beim Bund) an dem zunächst vorläufigen Parlaments- und Regierungssitz Bonn. Bis zum erstmaligen Zusammentritt von Bundestag und Bundesrat im September 1949 hatte sie ihren Sitz in dem Gebäude Koblenzer Straße 111 (heute Adenauerallee) genommen, das zu diesem Zweck vom Land Nordrhein-Westfalen für 122.000 D-Mark erworben wurde. Als Residenz der Landesvertretung diente das am Hang des Venusbergs gelegene Haus Am Berghang 12 (heute Auf der Steige) im Ortsteil Kessenich, das ebenfalls – für einen Preis von 28.000 D-Mark – in den Besitz des Landes NRW übergegangen war.[1]

Im Juli 1953 erwarb Schleswig-Holstein das im Zentrum des neuen Parlaments- und Regierungsviertels gelegene vormals durch die Alliierte Pressestelle für Bürozwecke genutzte[2] Haus Kurt-Schumacher-Straße 24[3], ein 1932 errichteter Backsteinbau, für einen Kaufpreis von 150.000 D-Mark und richtete dort Anfang 1954 den neuen Sitz seiner Landesvertretung ein. 1970 kam das südliche Nachbarhaus Kurt-Schumacher-Straße 26[4], ein vormaliges Abgeordnetenwohnhaus[5] aus dem Jahre 1934[2], für einen Preis von 800.000 D-Mark hinzu. 1982[2] wurden beide Gebäude unter Leitung eines Kieler Bauamts durch einen Zwischentrakt in Stahl-Glasrahmen-Konstruktion[2] baulich miteinander verbunden und ein rückwärtiger Anbau in Backstein[2] geschaffen, der einen teilbaren Saal mit einer Kapazität von 250 Personen, Foyers, zwei Gästewohnungen, drei Gästezimmer und als Stube den sogenannten „Pesel“ aufnahm. Zudem entstand eine Tiefgarage[2]. Der Umbau der Landesvertretung, nunmehr eine Nutzfläche von etwa 3.000  beinhaltend, wurde 1984 abgeschlossen und eingeweiht.

Im Zuge der Verlegung des Parlaments- und Regierungssitzes (1999/2000) zog die Landesvertretung Schleswig-Holsteins mit zuletzt 39 Mitarbeitern[6] im Sommer 2000 mit dem Bundesrat nach Berlin um. Die Liegenschaft stand in der Folge ab Ende Mai 2001 leer. Das Land konnte sie Anfang 2003 für 2,2 Millionen Euro an den Bonner Unternehmer Marc Asbeck verkaufen, dem zahlreiche Immobilien im Zentrum des Bundesviertels gehören.[7] Nach einem 2005 fertiggestellten Umbau war in den ehemaligen Gebäuden der Landesvertretung eine private, international ausgerichtete Kindertagesstätte beheimatet, die überwiegend von Mitarbeitern der umliegenden Institutionen genutzt wurde.[8][9] Im Herbst 2018 wurden die Gebäude abgerissen.

Schiffspropeller Bearbeiten

 
Schiffspropeller vor der ehemaligen Landesvertretung (2014)

Vor den beiden Gebäuden stand ein im September 1984 aufgestellter originaler Schiffspropeller, der als Geschenk der mittleren Werften Schleswig-Holsteins und eines Lübecker Herstellers von Schiffsantriebsanlagen an die Landesvertretung auf die Bedeutung des Schiffbaus und der Fischerei für das Land hinweisen sollte. Der Propeller war fünfflügelig, bestand aus Manganbronze und wurde ursprünglich für ein Hochseeschiff hergestellt.[10]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Angelika Schyma: Die Häuser der Landesvertretungen in Bonn. In: Kerstin Wittmann-Englert, René Hartmann (Hrsg.): Bauten der Länder: Die Landesvertretungen in Bonn, Berlin und Brüssel. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2013, ISBN 978-3-89870-796-1, S. 17–55 (hier: S. 52–53).
  • Helmut Vogt: Brückenköpfe: Die Anfänge der Landesvertretungen in Bonn 1949–1955. In: Rheinische Vierteljahrsblätter, ISSN 0035-4473, Jahrgang 64 (2000), S. 309–362 (hier: S. 329–331, 361/362). (online)

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten

  1. Stadt Bonn, Stadtarchiv (Hrsg.); Helmut Vogt: „Der Herr Minister wohnt in einem Dienstwagen auf Gleis 4“: Die Anfänge des Bundes in Bonn 1949/50, Bonn 1999, ISBN 3-922832-21-0, S. 56, 59.
  2. a b c d e f Angelika Schyma: Die Häuser der Landesvertretungen in Bonn
  3. damals Drachenfelsstraße 17
  4. ehemals Drachenfelsstraße 18
  5. Deutscher Bundestag, Abteilung Wissenschaftliche Dokumentation (Hrsg.): Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen, Band 5, Verlag Boldt, 1988, S. 67
  6. Verkaufen, vermieten, verwerten: Abschied der Länder, General-Anzeiger, 9. Februar 1998, Stadtausgabe Bonn, Seite 3
  7. Veräußerung der ehem. Landesvertretung (Liegenschaft Kurt-Schumacher-Straße 24-26 in Bonn), Schleswig-Holsteinischer Landtag, 15. Wahlperiode, Drucksache 15/2455, 7. Februar 2003
  8. Landesvertretungen: Schleswig-Holstein – Schiffsschraube erinnert an die Nordlichter, General-Anzeiger, 22. September 2011
  9. Ehemalige Landesvertretung Schleswig-Holstein, Marc Asbeck Grundbesitz
  10. Gabriele Zabel-Zottmann: Skulpturen und Objekte im öffentlichen Raum der Bundeshauptstadt Bonn – Aufgestellt von 1970 bis 1991. Dissertation, Bonn 2012, Teil 2, S. 154. (online PDF; 5,8 MB)

Koordinaten: 50° 42′ 56,6″ N, 7° 7′ 42,2″ O