Landbanking ist der Handel und Besitz von Land in Erwartung einer künftigen Wertsteigerung oder mit dem Ziel, es zu Agrar-, Industrie-, Wohn- und Geschäftsflächen weiterzuentwickeln.

Allgemeines

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Beim Landbanking kaufen Investoren Grundstücksflächen, um sie später zu einem höheren Preis zu verkaufen oder sie in anderer Form gewinnbringend zu nutzen.[1] Heute treten neben Privatanlegern zunehmend Investmentgesellschaften als Grundstückskäufer auf. Ihre Investoren erwerben Anteile am Grundstückskauf, zum Beispiel in Form von Beteiligungsfonds. Die Gewinne vom Verkauf oder der Nutzung eines Grundstücks werden dann an die Anleger ausgeschüttet.[2]

Eine Variante des Landbankings wird von Städten und Kommunen betrieben. Hier steht in der Regel nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund, sondern das Ziel, eine Stadt kontrolliert weiterzuentwickeln, Brachflächen wiederzubeleben und bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen.

In der Praxis werden die oftmals großen Flächen häufig in kleinere Parzellen aufgeteilt, um sie für einzelne Bau- und Nutzungsprojekte besser handhabbar zu machen.

Landbanking als Investition

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Investition in Agrarflächen

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Vor allem durch den weltweit steigenden Nahrungsmittelbedarf werden Brachflächen interessant für die zukünftige landwirtschaftliche Nutzung. Investoren erwerben solche Brachflächen, um sie später an landwirtschaftliche Nutzer weiterzuverkaufen.

Einige Investoren erwerben bereits bewirtschaftetes Agrarland oder komplette Landwirtschaftsbetriebe. Ziel ist dabei, unrentable Betriebe zu modernisieren und ihren Ertrag zu steigern. Die Anleger profitieren unter anderem von steigenden Nahrungsmittelpreisen (z. B. Fleisch, Milch) oder von Bodenwertsteigerungen.[3]

Beispiel: Anleger können mit Geschlossenen Fonds in Milch-, Lammfleisch- und Wollfarmen in Neuseeland investieren. Der Inselstaat gilt unter anderem als weltweit größter Milchexporteur.[4]

Umwandlung von Brachflächen und Agrarland in Bauland

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Durch Wachstum und Zuzug dehnen sich vor allem Metropolen immer mehr in ihr Umland aus. Investoren erwerben noch ungenutzte oder bisher landwirtschaftlich genutzte Grundstücke mit der Hoffnung, sie später als hochwertiges Bauland verkaufen zu können. Im Vordergrund steht dabei die Schaffung von Wohnraum und Erwerbsflächen, darunter auch Gastronomie, Kongress- und Einkaufscenter, Ferienresorts oder Schwimmbäder.

Neben Investoren werden auch Kommunen im Landbanking aktiv. Einige verknüpfen den Verkauf von Bauland an Investoren mit einer Herstellungsverpflichtung. Bauland kann nur dann erworben werden, wenn in absehbarer Zeit konkrete Bauprojekte realisiert werden.[5]

Beispiel: Anfang der 60er-Jahre wurden 11.000 Hektar günstiges Sumpfland nahe Orlando (Florida) in einen Vergnügungspark umgewandelt. Das Projekt gilt als Musterbeispiel für eine Projektentwicklung auf Basis von Landbanking-Aktivitäten.[6]

Landbanking im Rahmen von Stadtentwicklung und Stadtplanung

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Historische Entwicklung

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Die Ursprünge dieser Variante des Landbankings liegen in den USA der 1920er- und 30er-Jahre. Ziel war es damals, vorhandenes Brachland in preisgünstige Wohngrundstücke umzuwandeln und eine geordnete Stadtentwicklung sicherzustellen.[7] Ab den frühen 70er-Jahren suchten Kommunen nach Lösungen, um Brachflächen wiederzubeleben, die in den 50er-Jahren durch Deindustrialisierung und Stadtflucht entstanden waren. Mit der ersten „Landbank“ wurde 1971 in St. Louis ein Modell geschaffen, das in der Folge von immer mehr Kommunen übernommen wurde.[8] Nach der Banken- und Finanzkrise ab 2007 kam die Praxis des Landbanking ins Gespräch, um den Auswirkungen des kollabierten Immobilienmarktes gegenzusteuern.[9]

Landbanking und Stadtentwicklung in Deutschland

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Besonders vor dem Hintergrund der zunehmenden Knappheit an günstigen Wohnräumen, Industrie- und Gewerbeflächen gewinnt die Praxis des Landbankings als Instrument der Stadtentwicklung auch in Deutschland an Bedeutung.[10]

Im Fokus stehen dabei ungenutzte Grundstücke, für die ein Flächennutzungsplan, aber kein Baurecht existiert. Interessierte Baufirmen, Investoren und Projektentwickler werden häufig von den langwierigen und komplexen Baugenehmigungsverfahren abgeschreckt. Erschwerend kommt hinzu, dass Banken für Grundstücke ohne Baurecht keine Kredite gewähren.[11]

Spezialisierte Beteiligungsunternehmen treten in solchen Fällen als Mittler zwischen Behörden und Projektentwicklern auf. Sie kaufen innerstädtische Brachflächen auf und führen sie durch das komplizierte Baugenehmigungsverfahren. Dabei übernehmen sie in der Regel auch den erheblichen technischen und administrativen Aufwand der Projektentwicklung bis zur Baureife. Das vorbereitete Grundstück kann dann von Baufirmen und Projektentwicklern übernommen und ohne weiteren Verzug realisiert werden.

Für die Finanzierung des Grundstückskaufs werden eigene Fonds geschaffen. Diese richten sich vor allem an erfahrene institutionelle Anleger wie Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerke.[12][13]

Einzelnachweise

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  1. Johannes Edelhoff, Christian Salewski: Die Landbanker. Die Zeit, 20. April 2017, Nr. 17, S. 24
  2. Horn, Peter, Lage, Lage, Lage. Der Handel mit Land floriert in Flächenstaaten besonders gut. Süddeutsche Zeitung, 12. Dezember 2008, Ausgabe Deutschland, Bayern, München, S. V2/1
  3. Schulz, Michael H., Landbanking: Anlegen auf dem Bauernhof. www.finanzen.net, 8. April 2011
  4. Schulz, 2011
  5. Altes Klinik-Areal: 270 Wohneinheiten und 100 Kitaplätze geplant, Usinger Anzeiger, 13. Februar 2019, Seite 17
  6. Schulz, 2011
  7. Caves, R. W.: Encyclopedia of the City. Routledge. 2011, S. 419ff.
  8. Alexander, Frank S.: Land Banks and Land Banking. BusinessWeek, Juni 2011
  9. Sage Computing, Inc.: Revitalizing Foreclosed Properties with Land Banks. U.S. Department of Housing and Urban Development: Office of Policy Development and Research, August 2009
  10. Horn, 2008
  11. Kowalski, Matthias, Wie aus Brachflächen Wohnraum entsteht. Die DLE Deutsche Landentwicklung bringt reihenweise ungenutzte Grundstücke zur Baureife. Focus Spezial Nr. 25, 2021, Seite 18–20
  12. Richter und Denker: Yolanda Schmidtke, CEO der DLE Group. In: morgenpost.de. 22. September 2021, abgerufen am 11. Februar 2024.
  13. Kobel-H., Constanze, 98 Wohnungen und ein Markt. Märkische Allgemeine - Potsdamer Tageszeitung, 15. Oktober 2020, Seite 17