Krustenschichtpilze

Gattung der Pilze der Familie Hericiaceae

Die Krustenschichtpilze (Laxitextum) sind eine Pilzgattung aus der Familie der Stachelbartverwandten. Die einjährigen Fruchtkörper bedecken schichtartig das Substrat und haben ein braunes Fleisch. Der dunkle Rand ist meist zurückgebogen und das Hymenophor weiß bis cremefarben. Die Pilze haben dünnwandige, amyloide und ornamentierte Sporen. Außerdem findet man in der Fruchtschicht (Hymenium) dünnwandige Gloeozystiden.

Krustenschichtpilze

Zweifarbiger Krustenschichtpilz (Laxitextum bicolor)

Systematik
Unterabteilung: Agaricomycotina
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung: Täublingsartige (Russulales)
Familie: Stachelbartverwandte (Hericiaceae)
Gattung: Krustenschichtpilze
Wissenschaftlicher Name
Laxitextum
Lentz

Die Typusart ist der Zweifarbige Krustenschichtpilz (Laxitextum bicolor).

Merkmale Bearbeiten

Makroskopische Merkmale Bearbeiten

Die schichtartig wachsenden (resupinat) oder zurückgebogenen (effuso-reflex) bis hutartigen (pileat), einjährigen Fruchtkörper sind relativ leicht vom Substrat abzulösen. Sie werden bis zu 2 mm dick und ihr zurückgebogener Teil ist radial fibrillös bis filzig beschaffen und oft gezont. Die Farbe ist ocker bis stumpf-braun oder (besonders nach innen) noch dunkler. Das glatte Hymenophor ist dagegen weiß bis cremefarben. Das Sporenpulver hinterlässt einen weißlichen Abdruck. Das braune Fleisch (Kontext) hat eher eine weiche Konsistenz und lässt sich bei frischen Pilzen gut biegsam. Ältere Exemplare können zäh sein.[1][2][3][4]

Mikroskopische Merkmale Bearbeiten

Die elliptischen, dünnwandigen und rauen Sporen haben niedrige Warzen oder Stachel. Sie sind zeigen unter der Zugabe von Iodlösung eine Farbreaktion (amyloid) und messen 4–6 × 2,5–3,5 µm. Das Hyphensystem ist monomitisch aufgebaut und besitzt eine ziemlich dichte Hyphentextur. Die Tramahyphen sind bräunlich und nicht aufgeblasen, Schnallen sind stets vorhanden. Die keulenförmigen Basidien messen 16–30 µm in der Länge und haben jeweils vier gekrümmte Sterigmen. Außerdem kommen in der Fruchtschicht (Hymenium) und im darunter liegenden Subhymenium zylindrische bis keulenförmige und relativ schlanke Gloeozystiden vor. Diese sind dünnwandig, glatt und 40–200 µm lang.[1][2][3][4]

Ökologie und Verbreitung Bearbeiten

Der Pilz lebt saprobiontisch auf Hartholz. Typischerweise wächst er auf Ästen und Stämmen die Bodenkontakt haben. Der Pilz erzeugt auf dem befallenen Holz eine Weißfäule. Das Hymenium zeigt oft schwarze, punktartige Flecken. Jeder Punkt repräsentiert dabei ein Pseudothecium des parasitären Schlauchpilzes Capronia porothelia.

Arten Bearbeiten

In Europa kommt nur eine einzige Art vor, der Zweifarbige Krustenschichtpilz (Laxitextum bicolor).[4] Weltweit gibt es drei Arten[5]:

Krustenschichtpilze (Laxitextum) weltweit
Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Autorenzitat
Zweifarbiger Krustenschichtpilz Laxitextum bicolor (Persoon 1801 : Fries 1821) Lentz 1956 ('1955')
Laxitextum incrustatum Hjortstam & Ryvarden 1981
Laxitextum lutescens Hjortstam & Ryvarden 1981

Systematik Bearbeiten

Als Lentz 1955 die Gattung Laxitextum definierte stellte er drei Arten in die Gattung: Laxitextum bicolor, Laxitextum crassum (= Phanerochaete crassa) und Laxitextum roseocarneum (= Dendrocorticium roseocarneum). Die beiden letztgenannten Arten wurden später in andere Gattungen gestellt, sodass die Gattung monotypisch blieb, bis Hjortstam und Ryvarden 1981 Laxitextum lutescens und Laxitextum incrustatum beschrieben. Innerhalb von Laxitextum bicolor lassen sich allerdings mindestens fünf intersterile Gruppen erkennen, die man ebenso gut als eigenständige Arten ansehen kann.[6]

Molekularbiologische Studien durch Larsson et al. und Miller et al. zeigen, dass die vormals aufgrund des ähnlichen Aussehens zu den Schichtpilzen (Stereum) gestellte Gattung sowohl nahe mit den Stachelbärten (Hericium) als auch mit den Zahnhäuten (Dentipellis) verwandt ist. Die Stachelbärte haben korallenartige Fruchtkörper und ein stacheliges (hydnoid) Hymenophor, während die Zahnhäute effuso-reflexe Fruchtkörper und ebenfalls ein hydnoides Hymenophor haben.[7][8]

Quellen Bearbeiten

  • H. Jahn: Stereolde Pilze in Europa (Stereaceae Pil. emend. Parm. u. a., Hymenochaete). mit besonderer Berücksichtigung ihres Vorkonımens in der Bundesrepublik Deutschland. In: Pilzkundliche Arbeitsgemeinschaft in Westfalen (Hrsg.): Westfälische Pilzbriefe. Band 8, Heft 4–7, 1971, S. 118 (online [PDF]).
  • Laxitextum. Lentz, U.S. Dept. Agric. Monogr. 24: 18 (1956). In: CABI databases: speciesfungorum.org. Abgerufen am 20. Februar 2013.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b G.P. Chamuris: The non-stipitate steroid fungi in the northeastern United States and adjacent Canada. In: Mycologia Memoirs. Vol.: 14, 1988, S. 83 (online).
  2. a b J. Eriksson & L. Ryvarden: The Corticiaceae of North Europe. Band 4. Fungiflora, Oslo 1976, S. 795 (online).
  3. a b J. Ginns & G.W. Freeman: The Gloeocystidiellaceae (Basidiomycota, Hericiales) of North America. In: Bibliotheca Mycologica. Vol.: 157, 1994, S. 70 (online).
  4. a b c Jens H. Petersen, Thomas Læssøe: about the genus Laxitextum. In: MycoKey. Abgerufen am 22. Februar 2013 (englisch).
  5. P.M. Kirk, P.F. Cannon, D.W. Minter, J.A. Stalpers: Dictionary of the Fungi. Hrsg.: CAB International. 10. Auflage. Wallingford, UK 2008, ISBN 978-0-85199-826-8.
  6. Laxitextum. In: MycoBank.org. International Mycological Association, abgerufen am 19. Februar 2013 (englisch).
  7. Ellen Larsson, Karl-Henrik Larsson: Phylogenetic relationships of russuloid basidiomycetes with emphasis on aphyllophoralean taxa. In: The Mycological Society of America (Hrsg.): Mycologia. Band 95, Nr. 6. Lawrence 2003, S. 1037–1065 (online).
  8. Steven L. Miller, Ellen Larsson, Karl-Henrik Larsson, Annemieke Verbeken & Jorinde Nuytinck: Perspectives in the new Russulales. In: The Mycological Society of America (Hrsg.): Mycologia. Band 98, Nr. 6. Lawrence 2006, S. 960–970 (online [PDF]).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Laxitextum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien