Krankheitsgefühl

Eindruck des Patienten, krank zu sein

Die Bezeichnung Krankheitsgefühl hat zwei Bedeutungen:

  • Als allgemeines Krankheitsgefühl bezeichnet man mehrere Symptome, die auch mit der französischen Bezeichnung Malaise zusammengefasst werden.[1]
  • Als Krankheitsgefühl bezeichnet man den Eindruck des Patienten krank zu sein. Das Krankheitsgefühl kann im psychopatologischen Befund gemäß AMDP-System eingeschätzt werden und ist von der Krankheitseinsicht zu unterscheiden.[2] Ein Patient mit Hypochondrie hat ein Krankheitsgefühl, weil er sich körperlich krank fühlt, aber keine Krankheitseinsicht, wenn er das Krankheitskonzept einer psychischen Erkrankung nicht akzeptiert.[2] Ein Patient mit Manie kann krankheitseinsichtig sein, obwohl er kein Krankheitsgefühl hat und den Zustand der Manie sogar angenehm findet.[2] Ein Schizophrener kann sich völlig gesund fühlen und keine Krankheitseinsicht haben, obwohl er eine ausgeprägte Negativsymptomatik zeigt oder sogar akustische Halluzinationen hat.[2] In folgender Tabelle wird das Verhältnis von Krankheitsgefühl und Krankheitseinsicht nochmals veranschaulicht.
Unabhängigkeit von Krankheitsgefühl und -einsicht
Diagnose Krankheitsgefühl Krankheitseinsicht
Hypochondrie ja nein
Manie nein ja
Schizophrenie nein nein

Krankheitsbewusstsein im Sinne von Pick 1882 Bearbeiten

Der Begriff des Krankheitsbewusstseins wurde von Arnold Pick im Jahr 1882 genauer betrachtet, nachdem er Psychosen, Zwangsstörungen und Depressionen untersucht hatte. Er veröffentlichte einen Artikel mit dem Titel: Über Krankheitsbewusstsein in psychischen Krankheiten.[3][4][5] Später unterteilte er den Begriff in Krankheitsgefühl und Krankheitsbewusstsein.[6]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Volker Diehl: Medizinische Therapie in Klinik und Praxis. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-12451-2, S. 781 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b c d Arbeitsgemeinschaft f Methodik u Dokumentation in d Psychiatrie: Das AMDP-System: Manual zur Dokumentation psychiatrischer Befunde. Hogrefe Verlag, 2006, ISBN 978-3-8409-1925-1, S. 120 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Ivana Marková: Insight in Psychiatry. Cambridge University Press, 2005, ISBN 978-0-521-82518-4, S. 316 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Alma Kreuter: Deutschsprachige Neurologen und Psychiater: Ein biographisch-bibliographisches Lexikon von den Vorläufern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Walter de Gruyter, 1995, ISBN 978-3-11-096165-2, S. 1093 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Dr Arnold Pick: Ueber Krankheitsbewusstsein in psychischen Krankheiten. In: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten. Band 13, Nr. 3, 1. Oktober 1882, ISSN 0003-9373, S. 518–581, doi:10.1007/BF02013549 (springer.com [abgerufen am 28. Juli 2015]).
  6. Sonay Bal: Krankheitseinsicht und kognitive Funktionen bei Schizophrenie mit persistierender Positivsymptomatik. Wuppertal 2011, S. 60 (PDF download 1,7MB).