Kraftwerk Aufkirchen

Laufwasserkraftwerk am Mittlere-Isar-Kanal in Oberding im Landkreis Erding, Bayern, Deutschland

Das Kraftwerk Aufkirchen ist ein Wasserkraftwerk am Mittlere-Isar-Kanal im Gemeindeteil Aufkirchen der Gemeinde Oberding im Landkreis Erding.

Kraftwerk Aufkirchen
Lage
Kraftwerk Aufkirchen (Bayern)
Kraftwerk Aufkirchen (Bayern)
Koordinaten 48° 18′ 19″ N, 11° 51′ 27″ OKoordinaten: 48° 18′ 19″ N, 11° 51′ 27″ O

Land Deutschland
Ort Oberding-Aufkirchen
Gewässer Mittlere-Isar-Kanal| colspan="2" style="display:none" |f1
Kraftwerk

Betreiber Uniper Kraftwerke GmbH
Betriebsbeginn 1924[1]
Technik

Engpassleistung 27 MW Megawatt
Turbinen 4× 10 MW Francis-Turbinen (Voith Hydro)[2]
Sonstiges

Es ist eines der die Kraftwerkstreppe am Mittlere-Isar-Kanal bildenden Laufwasserkraftwerke. Das Kraftwerk wurde zusammen mit den Schwesterwerken Finsing, Eitting und Pfrombach von der Mittlere Isar AG erbaut,[3] die später vom Bayernwerk übernommen wurden, welche wiederum in E.ON aufgingen, der Muttergesellschaft des früheren Betreibers E.ON Wasserkraft GmbH, von der sie durch Umwandlungen zur Uniper Kraftwerke GmbH gelangten.[4] Seit Dezember 2022 gehört die Gesellschaft als Teil der Uniper Holding GmbH als indirekte Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine zu 99,12 % dem deutschen Staat.[5]

Das Kraftwerk hat ein Gefälle von 26,4 m.[6] In der schmalen Halle des Einlaufbauwerks hängen schwere Plattenschütze, mit denen das Wasser im Notfall abgesperrt werden kann. Die Wucht der herunterfallenden Schütze wird durch Öldruck-Bremsen abgefangen. Vom Einlaufbauwerk wird das Wasser in 4 großen Druckrohren mit einem Durchmesser von 5 m und einer Länge von rund 25 m zu den vier Francis-Turbinen in der quer zum Kanal stehenden Maschinenhalle geleitet. Die Maschinenhalle ist 83 m lang, 18 m breit und hat eine Höhe von 21 m über dem Maschinenboden.

Im Kraftwerk Aufkirchen und im technisch ähnlichen Kraftwerk Eitting wurden weltweit erstmals die Francis-Turbinen liegend mit senkrechter Welle und je einem darüber auf einem starken Gewölbe gelagerten Generator ausgeführt.[6] Die elektrische Leistung des Kraftwerks beträgt 27 MW.[7][8] Die ursprünglich von der Fa. Neumeyer in München gelieferten Francis-Turbinen haben eine Drehzahl von 166,66/min, einen maximalen Durchsatz von 48 m³/s und leisten 9559 kW. Die Fa. Neumeyer ging während der Ausführung des Kraftwerks Aufkirchen in Konkurs, so dass der Auftrag von der Fa. Voith fertiggestellt wurde. Das Kraftwerk erzeugt mit zwei Generatoren Drehstrom und mit den beiden anderen Generatoren Bahnstrom. Die Maschinenhalle ist umgeben von Transformatoren- und Schalterhallen. Da die Isolierungen seinerzeit in großem Maße ölgetränktes Papier enthielten, konnten die Anlagen nicht wie heute üblich im Freien aufgestellt werden.

Westlich der Maschinenhalle befindet sich der so genannte Leerschuss, ein Kanal, in dem das Wasser am Kraftwerk vorbei geleitet werden kann. Der architektonische Entwurf für das Kraftwerk stammt von Herman Sörgel. Das Bauwerk steht unter Denkmalschutz.[9]

Das Kraftwerk hatte bis vor ein paar Jahren noch eine eigene Steuerzentrale, musste aber als Teil der Kraftwerkstreppe schon immer im Einklang mit den anderen Kraftwerken gesteuert werden. Dazu erhielt es die Vorgaben aus dem Kraftwerk Neufinsing, in dem alle relevanten Daten koordiniert wurden. Später wurde das Kraftwerk Aufkirchen, wie alle Kraftwerke der E.ON Wasserkraft entlang des Mittlere-Isar-Kanals, zentral vom Kraftwerk Neufinsing überwacht und gesteuert. Im Kraftwerk Aufkirchen wird Personal deshalb nur noch für die notwendigen Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten benötigt.[10] Seit dem 1. Mai 2011 werden alle Kraftwerke der E.ON Wasserkraft an der Isar, am Lech und an der Donau von deren Hauptsitz in Landshut aus gesteuert.

Im Kraftwerk gibt es auch ein Infozentrum. Besichtigungen sind nach telefonischer Terminvereinbarung möglich. Auf dem betriebsinternen Parkplatz stehen ein altes, großes Wasserrad einer Erdinger Mühle sowie ein Laufrad einer kleineren Kaplan-Turbine und ein aus dem Walchenseekraftwerk stammendes Laufrad einer Pelton-Turbine. Südlich vom Kraftwerk steht die 3,5 m hohe Basispyramide der Basislinie Unterföhring–Aufkirchen für die erste Landesvermessung Bayerns von 1801.

Zum Bau wurde die Bahnstrecke Altenerding–Pfrombach errichtet.

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Commons: Kraftwerk Aufkirchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Aufkirchen feiert: Der Hundertjährige mit der Stromgarantie. 21. Juni 2024, abgerufen am 22. Juni 2024.
  2. Hydroelectric Plants in Germany – Bayern. (Memento vom 3. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) industcards.com (englisch)
  3. Mittlere Isar AG – Historisches Lexikon Bayerns. Abgerufen am 22. Juni 2024.
  4. Uniper Kraftwerke GmbH, Statusverfahren entsprechend §§ 97 ff. AktG betreffend die Zusammensetzung des Aufsichtsrats, Bekanntmachung vom 12. Oktober 2015. Abgerufen am 22. Juni 2024.
  5. Site verification. Abgerufen am 24. Dezember 2022.
  6. a b E. Matern: Die Wasserkraftanlagen in Bayern – Die Mittlere Isar. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 41, 1923, S. 242–243 (zlb.de).
  7. eon.com (Memento vom 5. Dezember 2014 im Internet Archive)
  8. Strategie und Kennzahlen 2005. (Memento vom 6. Februar 2009 im Internet Archive; PDF; 1,8 MB) eon.com, S. 45.
  9. Kraftwerk Aufkirchen (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  10. Bericht über eine Besichtigung des Kraftwerkes Pfrombach (Memento vom 23. Januar 2010 im Internet Archive)