Korjaken

Volksstamm im Osten Sibiriens

Die Korjaken sind ein Volk auf der Halbinsel Kamtschatka im äußersten Osten Russlands. Sie leben vorwiegend im Autonomen Kreis der Korjaken. Ihre Anzahl beträgt etwa 8000.

Siedlungsgebiet der Korjaken
Porträt eines korjakischen Tänzers (2015)

Sprache Bearbeiten

Die korjakische Sprache gehört mit dem nahe verwandten Tschuktschischen zur Gruppe der tschuktscho-kamtschadalischen Sprachen.

Lebensweise Bearbeiten

 
Korjaken mit ihren Waffen um 1900
 
Korjakin mit Kind um 1900

Vor Ankunft der Russen lebten die Korjaken in patriarchal strukturierten Großfamilien. Es gab sowohl nomadische, rentierzüchtende Gruppen als auch sesshafte Gruppen, die von der Jagd und vom Walfang lebten. Ende des 19. Jahrhunderts gingen die Erträge aus dem Walfang drastisch zurück, da amerikanische Walfänger die Walbestände stark dezimierten, und der Fischfang begann eine Rolle zu spielen. Zu Sowjetzeiten wurden die nomadischen Stämme sesshaft gemacht und die Rentierhaltung in großem Stil eingeführt.

Religion Bearbeiten

Bis zur Christianisierung durch die Russisch-Orthodoxe Kirche (Beginn im 17. Jahrhundert, nennenswert jedoch erst ab Ende des 19. Jahrhunderts) war der sogenannte „klassische Schamanismus“ die ethnische Religion der Korjaken.[1] Der Ethnologe Klaus E. Müller spricht hier von „Elementarschamanismus“ und meint damit die archaischste Form dieser spirituellen Praxis, die typisch für sibirische Ethnien war, bei denen die Jagd kulturell eine herausragende Rolle spielte. Bei den Korjaken existierte ein „Familienschamanismus“; jedes Familienmitglied besaß eine heilige Schamanentrommel.

Die Christianisierung hat bei vielen abgelegenen Völkern Sibiriens nur oberflächlich stattgefunden, so dass synkretistische Mischreligionen heute häufig sind. Die Korjaken gehören zu den Völkern, die auch heute noch größtenteils der Tradition des Schamanismus folgen.[2]

Politik Bearbeiten

Politisch sind die Korjaken der Gruppe der kleinen indigenen Völker des russischen Nordens, Sibiriens und des russischen Fernen Ostens zugeordnet, die im Dachverband RAIPON organisiert sind.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Petra Rethmann: Tundra Passages: History and Gender in the Russian Far East. Pennsylvania State University Press, University Park 2000, ISBN 978-0-271-02058-7.
  • Waldemar Jochelson: The Koryak (= Publications of the Jesup North Pacific Expedition. Band 6), zwei Bände, New York 1905, (Digitalisat).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Korjaken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Leonid Zapok: Gemeindeaufbau in Tschukotka. In: Institut G2W. Ökumenisches Forum für Glauben, Religion und Gesellschaft in Ost und West, Zürich, 2012, abgerufen am 3. März 2015.
  2. Rolf Wilhelm Brednich (Hrsg.): Schinden, Schinder – Sublimierung. Band 12 der Enzyklopädie des Märchens: Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 3110921715. S. 617.