Knickmeyer’s Restaurant

ehemaliges Restaurant in Hannover

Knickmeyer’s Restaurant,[1] auch Restaurant Knickmeyer genannt, war ein vom späten 19. Jahrhundert bis in den Zweiten Weltkrieg im Zentrum der Stadt Hannover gelegenes Restaurant mit Weinkeller. Das gastronomische Unternehmen war ein bekannter Treffpunkt und Stammlokal des späteren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und des Dichters Gottfried Benn.[2][3] Standort war der Theaterplatz 14, später Rathenauplatz 14[4] in der heutigen Rathenaustraße[5] im hannoverschen Stadtteil Mitte.[6]

Carl Ferdinand Knickmeyer (1853–1927) mit Ehefrau Johanna und den fünf Kindern, Ölgemälde von Otto Rauth, 1905, Historisches Museum Hannover

Geschichte und Beschreibung Bearbeiten

 
Knickmeyer's Restaurant in Hannover, Inhaber Joh. Kuhlmann, um 1898

Bereits aus der Zeit um 1875 findet sich eine Fotografie im Besitz des Historischen Museums Hannover, die die „Ecke Luisenstraße/Rathenaustraße“ im Stadtbild Hannovers zeigt.[7] „Die geräumigen Lokale von Knickmeyer“ finden dann 1880 in dem Werk von R. Hartmann zur Geschichte Hannovers Erwähnung,[8] ein englischsprachiger Norddeutschland-Reiseführer von Karl Baedeker aus dem Jahr 1886 nennt „Knickmeyer, Theaterst. 14“ in der Rubrik Restaurants.[9]

Der Architekt Johannes Franziskus Klomp fertigte in der ersten Hälfte der 1890er Jahre Entwürfe für das mehrstöckig angelegte, mit bunter Wandmalerei und Holzvertäfelung eingerichtete Restaurant mit Weinkeller.[10]

Laut dem Adressbuch Hannover von 1905 wohnte „Knickmeyer, Karl, D. phil.“ noch am Theaterplatz 14.[11] Im Jahr 1908 errichtete der Architekt Wilhelm Mackensen für Knickmeyer in der Tiedgestraße 11 ein noch heute teilweise erhaltenes Wohnhaus.[12]

Die hannoverschen Alten Herren des Weinheimer Verbands Alter Corpsstudenten trafen sich ab 1896 regelmäßig bei Knickmeyer's, ebenso wie die des Kösener Verbands Alter Corpsstudenten, die ihre Treffen „Spinnstube“ nannten. Eine Zeitlang war ein Klubzimmer für wechselnde Treffen vorhanden, das 1928 wieder eingerichtet wurde.[13]

1913 wurde in Knickmeyers Restaurant der Niedersächsische Landesverein für Familienkunde gegründet.[14]

Gottfried Benn traf sich in Knickmeyer’s Restaurant zum Stammtisch mit Offizieren der Wehrersatz-Inspektion.[3] Sein Resümee eines langen Abends im Knickmeyer: Ich schlief miserabel, nicht vom Suff, sondern von dem furchtbaren Tabaksqualm, der immer in dem Lokal herrscht, schwere Migräne u. kein Pyramidon da. Elend.[15]

Den völkisch gesinnten „braunen Pfarrern“ um den früh der NSDAP beigetretenen evangelischen Theologen Paul Jacobshagen diente die Gastwirtschaft nahe dem Opernhaus als regelmäßiger Treffpunkt, später war sie auch Versammlungsort der Deutschen Christen.[16]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Reinhold Hoemann (Red.): Gruppe Hannover, in ders.: Die Gartenkunst. Zeitschrift für Gartenkunst und verwandte Gebiete, hrsg. von der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst, 14. Jahrgang, Kommissionsverlag der Königlichen Universitätsdruckerei H. Stürtz AG Würzburg, 1912, S. 8; Volltext in der Google-Buchsuche
  2. Joachim Dyck: Der Zeitzeuge: Gottfried Benn 1929–1949. Wallstein, Göttingen 2006, ISBN 978-3-8353-0024-8, S. 174; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. a b Marguerite Valerie Schlüter (Hrsg.), Gottfried Benn: Briefe, Bd. 5: Briefe an Elinor Büller. 1930–1955, Klett-Cotta, Stuttgart 1992, ISBN 978-3-608-95355-8, passim; Vorschau über Google-Bücher
  4. Karl Baedeker: Deutschland in einem Bande. Kurzes Reisehandbuch, 3. Auflage, Baedeker, Leipzig 1925, S. 148; Vorschau in der Google-Buchsuche
  5. Helmut Zimmermann: Rathenaustraße, in ders.: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 202
  6. Der Theaterplatz in Hannover wurde 1922 in Rathenauplatz umbenannt. Von 1933 bis 1945 hieß er Adolf-Hitler-Platz, danach wieder Rathenausplatz. 1962 wurde der Dreiecksplatz aufgeteilt: Die Katheten heißen Rathenaustraße, der Platzteil vor der Oper Opernplatz, die den Opernplatz begrenzenden Straßen heißen in Verlängerung der gleichnamigen historischen Straßen Ständehaus- bzw. Windmühlenstraße. Siehe Friedrich Lindau: Hannover: Wiederaufbau und Zerstörung; die Stadt im Umgang mit ihrer bauhistorischen Identität. Schlüter, Hannover 2000, ISBN 3-87706-607-0, S. 88
  7. Franz Rudolf Zankl: Ecke Luisenstraße/Rathenaustraße. Fotografie um 1875, kommentierte Situationsbeschreibung in: Hannover Archiv, Blatt S 150
  8. R. Hartmann: Geschichte der Residenzstadt Hannover von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Kniep, Hannover 1880, S. 841; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  9. Karl Baedeker: Northern Germany: Handbook for Travellers. Baedeker, Leipzig [u. a.] 1886, S. 123
  10. Johannes Franziskus Klomp: Restaurant Knickmeyer, Hannover im Bestand des Architekturmuseums der TU Berlin
  11. Adreßbuch, Stadt- und Geschäftshandbuch der Königlichen Residenzstadt Hannover und der Stadt Linden von 1905, Seite 882 in den Digitalen Sammlungen der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek
  12. Reinhard Glaß: Mackensen, Wilhelm in der Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902) [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 23. Oktober 2017
  13. Herbert Kater: WVAC und VACC (Spinnstube) Hannover, in: Einst und jetzt, Bd. 37, 1992, S. 285–291; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  14. Kristian Teetz: Familiengeschichte / Landesverein für Genealogie forscht seit fast 100 Jahren auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 11. August 2011, zuletzt abgerufen am 23. Oktober 2017
  15. Marguerite Valerie Schlüter (Hrsg.): Gottfried Benn. Briefe Bd. 4., Briefe an Tilly Wedekind 1930–1955. Klett-Cotta, Stuttgart 1986, ISBN 978-3-608-95320-6, S. 75; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  16. Detlef Schmiechen-Ackermann: Kooperation und Abgrenzung. Bürgerliche Gruppen, evangelische Kirchengemeinden und katholisches Sozialmilieu in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in Hannover ( = Niedersachsen 1933–1945 Bd. 9), Hahn, Hannover 1999, ISBN 978-3-7752-5819-7, S. 140; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche

Koordinaten: 52° 22′ 28″ N, 9° 44′ 22,7″ O