Herz-Jesu-Kloster (Düsseldorf)

Kloster in Deutschland
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Das Herz-Jesu-Kloster in Düsseldorf ist ein ehemaliges Klarissenkloster im Düsseldorfer Stadtteil Pempelfort. Es bestand von 1871 bis 2000 und ist dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht. 2004 wurde das Kloster von Zisterzienserinnen der dänischen Abtei Sostrup besiedelt, die 2013 nach Skandalen aufgelöst wurde. Die nach der Auflösung in Düsseldorf verbliebenen Schwestern haben sich vom Zisterzienserorden getrennt und gehören zu den sogenannten Claraval-Schwestern, einer im Entstehen begriffenen Ordensgemeinschaft unklarer Ausrichtung.

Herz-Jesu-Kloster (Düsseldorf)
Kloster mit Klosterkirche in der Kaiserstraße 40
Kloster mit Klosterkirche in der Kaiserstraße 40
Lage Düsseldorf-Pempelfort
Liegt im Bistum Erzbistum Köln
Koordinaten: 51° 13′ 56,9″ N, 6° 46′ 48,7″ OKoordinaten: 51° 13′ 56,9″ N, 6° 46′ 48,7″ O
Patrozinium Heiligstes Herz Jesu
Gründungsjahr 1871 durch Klarissen (bis 2000)
zisterziensisch seit 28. Oktober 2004
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
2013
Mutterkloster Zisterzienserinnenabtei Sostrup, Dänemark (2013 aufgelöst)[1]
Kongregation Böhmische Zisterzienser­kongregation (2014 aufgelöst)

Kloster Bearbeiten

Das Herz-Jesu-Kloster wurde zwischen 1861 und 1865 von dem Franziskaner Paschalis Gratze als Klarissenkloster errichtet. 1871 wurde der Bau von Klarissen des reformierten Zweigs der Coletinnen bezogen, die sich 1859 in Düsseldorf niedergelassen hatten.[2] Die Wiederherstellung des seit der Säkularisation weitestgehend untergegangenen Klarissenordens in Deutschland ging maßgeblich von den beiden Neugründungen der Coletinnen in Düsseldorf und Münster (1857) aus.[3] Während des Kulturkampfes in Preußen, als zwischen 1875 und 1887 alle römisch-katholischen Orden mit Ausnahme der reinen Krankenpflegeorden das Land verlassen mussten, wichen die Düsseldorfer Klarissen in ein Quartier in Harreveld bei Winterswijk in den Niederlanden aus, dessen Leitung die Franziskaner der dortigen Ausweichniederlassung der Sächsischen Franziskanerprovinz übernahmen.[4] Neben mehreren Klarissenklöstern in Nordamerika wurden von Düsseldorf aus die Klöster in Bocholt (1898), Köln-Kalk (1918) und in Bad Neuenahr (1920) gegründet.[5] Die drei letzten Schwestern zogen Anfang 2000 altersbedingt in das Klarissenkloster in Köln-Kalk um und beendeten damit die 140-jährige Präsenz ihres Ordens in der Stadt. Im Februar 2013 wurde auch das Kölner Kloster wegen Nachwuchsmangels aufgegeben und die verbliebenen Schwestern zogen ins Klarissenkloster nach Kevelaer.[6]

Die Übernahme des aufgegebenen Klosters in Düsseldorf durch die Zisterzienserinnen aus Dänemark, von denen viele aus Deutschland und allein vier aus dem Erzbistum Köln stammten, wurde im April 2000 vom Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner eingefädelt, der den Schwestern die leerstehende Anlage bei einem Besuch in Sostrup anbot. Am 29. Oktober 2002 legte er den Grundstein für den Umbau des Klostergebäudes und den Neubau eines Gästehauses; Ende 2004 kamen die ersten vier Nonnen nach Pempelfort. Die Sostruper Zisterzienserinnen richteten in dem Düsseldorfer Kloster, das ordensrechtlich den Status einer Residenz besaß, ein Postulat sowie ein Noviziat ein. Die Niederlassung gehörte zur Böhmischen Zisterzienserkongregation vom „Reinsten Herzen Mariens“, lat. Congregatio Purissimi Cordis B.M.V., die 2014 durch Dekret des Heiligen Stuhls ebenfalls aufgelöst wurde.[7]

Zurzeit leben 17 Schwestern verschiedener Nationalitäten im Konvent des Düsseldorfer Herz-Jesu-Klosters. Sie folgen der Benediktusregel und gehören einer päpstlich nicht anerkannten Gemeinschaft an, deren Kern aus den Resten der Anhängerinnen der 2011 abgesetzten Äbtissin von Sostrup besteht, die aus einer bekannten deutsch-niederländischen Unternehmerfamilie stammt und nach ihrer Flucht aus dem Orden ein eigenes Mutterhaus in Spanien gegründet hat. Ihre Gemeinschaft besteht aus insgesamt 68 Schwestern, die in Gandía in der Provinz Valencia (18 Schwestern), in Pachacútec im Bistum Callao in Peru (33 Schwestern) und in Düsseldorf ein kontemplatives Leben führen und Ikonen, Kerzen und Ambotücher herstellen. Das Düsseldorfer Kloster ist im Erzbistum Köln nicht als Ordensniederlassung anerkannt (Stand: 2023);[8] allerdings gehört die Immobilie dem Erzbistum, das die Frauen dort offenbar mietfrei wohnen lässt.[9] Der Gemeinschaft wird ein enges Verhältnis zur Neokatechumenalen Bewegung (NK-Bewegung) bescheinigt,[10] die aus Spanien kommt und in Köln und Callao in den diözesanen Strukturen breit verankert ist; sie wird von NK-nahen kirchlichen Würdenträgern wie Paul Josef Cordes oder José Luis del Palacio unterstützt,[11][12] einem langjährigen NK-Funktionär und früheren Ortsbischof von Callao (2011–2020), der sie auch im Bereich der Familienpastoral einsetzte.[13]

Klosterkirche Bearbeiten

 
Altar mit Chorgestühl
 
Blick zur Orgelempore

Die Klosterkirche wurde 1865/66 neben dem Klarissenkloster im neuromanischen Stil errichtet. Es handelt sich um einen einschiffigen dreijochigen Bau mit Chorabschluss und Kreuzgratgewölbe auf parabelförmigen Schildbögen. Die Kirche ist eine typische franziskanische Anlage in der Tradition der Bettelordenskirchen, ohne Turm, nur mit Dachreiter mit einer Glocke. Die Glocke wird von Hand mit einem Glockenstrick aus der Mitte des Kirchenschiffes geläutet. Die Kapelle steht parallel zur Düsseldorfer Kaiserstraße. Sie wurde 1956 restauriert, 2000 nach dem Auszug der Klarissen erneut saniert und wird bis heute von den im Kloster ansässigen Schwestern genutzt.[2]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Klarissenkloster Düsseldorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eintrag des Klosters Sostrup in der Cistopedia.
  2. a b Clemens von Looz-Corswarem: Herz-Jesu-Kapelle (Klarissenkloster, Pempelfort). In: ders. mit Benedikt Mauer (Hrsg.), Peter Henkel (Red.): Das große Düsseldorf-Lexikon. Greven Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7743-0485-7, S. 322 (Leseprobe, PDF; 2,2 MB).
  3. Carolin Weichselgartner: Klarissen. In: Historisches Lexikon Bayerns, publiziert am 4. August 2014.
  4. Hans-Georg Aschoff: Vom Kulturkampf bis zum Ersten Weltkrieg. In: Joachim Schmiedl (Hrsg.) Vom Kulturkampf bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts (= Geschichte der Sächsischen Franziskanerprovinz von der Gründung bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts, Bd. 3, hrsg. von der Sächsischen Franziskanerprovinz) Schöningh, Paderborn 2010, ISBN 978-3-506-76991-6, S. 23–287; Klaus Unterburger, Rezension auf H-Soz-Kult, 23. Mrz. 2012.
  5. Wolfgang Augustyn, Ingeborg Bähr, Dieter Berg, Reimund Haas, Gerard P. Freeman, Marie-Luise Heckmann, Roland Pieper, Esther Pia Wipfler: Franziskaner, Franziskanerinnen. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Band X (2006/2009), Sp. 453–556; Onlinefassung vom 26. Oktober 2019.
  6. Eintrag des Klarissenklosters Köln-Kalk auf Orden online (Stand: 2013).
  7. Elenchus Monasteriorum Ordinis Cisterciensis (Memento vom 17. Dezember 2018 im Internet Archive) (Verzeichnis der Klöster des Zisterzienserordens), Ausgabe vom 28. Mai 2018, S. 41.
  8. Frauenorden im Erzbistum Köln auf der Webseite des Erzbistums, geprüft am 10. August 2019, 16. März 2021 und 24. November 2023.
  9. Jordana Schmidt: Ente zu verschenken. Barfuß unterwegs zu mir selbst. Rowohlt, Hamburg 2015, ISBN 978-3-499-62936-5, S. 174.
  10. Kim Schou: Hvad skete der egentlig på Sostrup Kloster? In: Kristeligt Dagblad 30. August 2013, abgerufen am 10. August 2019 (dänisch).
  11. Paul Josef Kardinal Cordes: Drei Päpste. Mein Leben. Herder, Freiburg im Breisgau 2014, ISBN 978-3-451-80169-3, S. 299.
  12. Jordana Schmidt: Ente zu verschenken. Hamburg 2015, S. 168.
  13. P. J. Ginés: «Mi sueldo son 70 euros al mes, y aún invito a comer a alcaldes, para ver si evangelizo alejados». In: Religión en Libertad, 16. Dezember 2014, abgerufen am 10. August 2019 (spanisch).