Kladrum (Schwanheide)

Wüstung in der Gemeinde Schwanheide in Mecklenburg-Vorpommern

Kladrum (auch Cladrum, Kladrem, Kladram) ist der Name eines im Spätmittelalter eingegangenen Dorfes in der Gemeinde Schwanheide in Mecklenburg-Vorpommern. Der Name setzt sich aus den altslawischen Wortstämmen klaba für „Baum“ und rąb für „schneiden, fällen“ zusammen[1] und bedeutet „Holzfällerort“.[2]

Mühlenteich der ehemaligen Kladrumer Mühle

Die Dorfstelle befand sich ungefähr 1,5 km südlich von Schwanheide am rechten Ufer des hier zu einem Teich aufgestauten Mühlenbaches. 1444 wird das Dorf als Kladrem in einer Urkunde Heinrich des Dicken erstmals erwähnt. 1458 waren außer einem Mühlengehöft nebst Kathen noch zwei Bauernstellen vorhanden[3], 1459 bis 1468 wird neben dem Müller noch ein Bauer aufgeführt. Demgegenüber ist 1462 im benachbarten Zweedorf ein von Cladrem verzeichnet[4]. Schließlich ist 1485 ist nur noch die Mühle selbst bewohnt. Diese sogenannte Claren-Mühle wurde 1625 im Zuge des Dreißigjährigen Krieges niedergebrannt, aber bereits 1648 wiederaufgebaut und fortan als Schwanheider Mühle bezeichnet. Hier waren die Bauern der Heidedörfer Bickhusen, Nostorf, Rensdorf und Zweedorf mahlpflichtig. In den 1960er Jahren kam es zur Einstellung des Mühlenbetriebes. Das verbliebene Gebäude wird nach einem Umbau nunmehr als Fledermaushabitat genutzt.

Die Feldmark des Dorfes war vergleichsweise klein und grenzte im Süden an Nostorf und im Westen an Zweedorf. Entsprechend wurde sie 1538 von drei Bauern aus Nostorf und einem aus Zweedorf bewirtschaftet.[5] 1660 wurde die Feldmark zum großherzoglichen Meiereihof in Schwanheide gelegt.[6] In den 1890er Jahren wurde einige 100 m westlich der Dorfstelle im Rahmen des Kiesabbaus ein spätbronzezeitliches Urnengräberfeld gefunden.[7]

In der Schmettauschen Karte von 1788 ist angrenzend an die Dorfstelle die Flurbezeichnung Wende Bruch ausgewiesen, so dass in Verbindung mit dem Namen und der geringen Größe von Dorf und Flur von einem wendischen Dorf auszugehen ist.[8]

Die Besiedelung des Dorfes noch lange nach 1252 und die Umlegung der Feldmark zum Meierhof in Schwanheide sprechen gegen die verschiedentlich geäußerte Annahme[9], es habe eine namensstiftende Vereinigung mit einem anderen Dorf zum späteren Zweedorf stattgefunden.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Paul Kühnel: Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 46, 1881, ISSN 0259-7772, S. 3–168, hier S. 68, 70 online.
  2. Greve verweist auf die Wortstämme clodene und ramme, gelangt aber zu derselben Bedeutung. Dieter Greve: Flurnamenatlas für das südliche Westmecklenburg. Band 1: Stadt Boizenburg, Dörfer des Amtes Boizenburg-Land. Teil 1. Thomas Helms, Schwerin 2011, ISBN 978-3-940207-25-8, S. 83 und 167.
  3. Boizenburger Pacht- und Bederegister von 1458, zitiert nach Franz Schildt: Die untergegangenen Dörfer Mecklenburg-Schwerins. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 56, 1891, S. 149–222, hier S. 153, online.
  4. Werner Felten: Die Personennamen der Stadt und des Landes Boizenburg vom 13. bis 17. Jahrhundert. In: Mecklenburgische Jahrbücher. Bd. 100, 1936, ISSN 0930-8229, S. 1–178, hier S. 138 online.
  5. Boizenburger Bederegister von 1538, zitiert nach Franz Schildt: Die untergegangenen Dörfer Mecklenburg-Schwerins. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 56, 1891, S. 149–222.
  6. Landbederegister von 1660, zitiert nach Franz Schildt: Die untergegangenen Dörfer Mecklenburg-Schwerins. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 56, 1891, S. 149–222, hier S. 155.
  7. Robert Beltz: Die Grabfelder der älteren Eisenzeit in Mecklenburg. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 71, 1906, S. 1–152, hier S. 70 f. online.
  8. Zur methodischen Zulässigkeit dieser Zuordnung siehe Kerstin Kirsch: Slawen und Deutsche in der Uckermark. Vergleichende Untersuchungen zur Siedlungsentwicklung vom 11. bis 14. Jahrhundert (= Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa. Bd. 21). Steiner, Stuttgart 2004, ISBN 3-515-08604-8, S. 68 online.
  9. Ina Kahns: Zur Volkskunde des Landes Mecklenburg am Beispiel des alten Amtes Boizenburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts (= Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ortsmitteleuropa an der Universität Dortmund. Reihe B, Nr. 32). Universität Dortmund – Forschungsstelle Ostmitteleuropa, Dortmund 1983, ISBN 3-923293-02-X, S. 8; Dieter Greve: Flurnamenatlas für das südliche Westmecklenburg. Band 1: Stadt Boizenburg, Dörfer des Amtes Boizenburg-Land. Teil 1. Thomas Helms, Schwerin 2011, ISBN 978-3-940207-25-8, S. 83 und 167.

Koordinaten: 53° 25′ 10″ N, 10° 40′ 21″ O