Die Chirqa (arabisch خِرْقَةٌ, wörtl. Lappen) ist ein wollener Mantel, der meist aus einzelnen Stoffstücken genäht wurde und im Sufismus einem Adepten (Murīd) bei seiner Aufnahme in einen Sufi-Orden überreicht wird. Wer eine Chirqa erhalten hat, bleibt seinem Scheich für immer geistig verbunden.

Die Verwendung einer Chirqa bei der Aufnahme in einen Sufi-Orden ist seit dem 8. Jahrhundert bezeugt. Seit dem 11. Jahrhundert besteht die Initiationszeremonie durch einen Sufi-Scheich aus drei Elementen:

  • Weitergabe der esoterischen Lehre (talqīn) und Erläuterung des Dhikr
  • Treuegelöbnis gegenüber dem Scheich (Baiʿa bzw. achdh al-'ahd)
  • Investitur durch Übergabe der Chirqa. Diese besteht aus zwei Teilen:
    • Chirqat at-tabarruk (Chirqa der Segnung), mit welcher die Segenskraft vom Gründer des jeweiligen Ordens auf den amtierenden Scheich übertragen wird.
    • Chirqat al-wird (Chirqa des mystischen Gebets), womit die spirituelle Kette vom Propheten bis auf den Ordensgründer veranschaulicht wird.[1]

Nach einer Legende geht die Chirqa auf die Himmelfahrt Mohammeds zurück, der nach seiner Nachtreise seine damals getragenen Kleider an seine Lieblingsschüler verteilt haben soll.[2]

Wesen und Bedeutung der Chirqa beschreibt der andalusische Mystiker Ibn Arabi in seinem Werk al-Futūḥāt al-Makkīya („Die mekkanischen Offenbarungen“).[3]

Siehe auch

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Mantel des Propheten

Einzelnachweise

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  1. Gardet: Dhikr. In: The Encyclopaedia of Islam. Band 2. New Edition. 1965, S. 224.
  2. Octave Depont, Xavier Coppolani: Les confréries religieuses musulmanes, Alger: Adolphe Jourdan, 1897 (Digitalisat)
  3. Stephen Hirtenstein: Der grenzenlos Barmherzige: das spirituelle Leben und Denken des Ibn Arabi

Literatur

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