Das Kehr-Zeichen (englisch Kehr’s sign) ist eine in die linke Schulter ausstrahlende Schmerzsymptomatik mit begleitender Überempfindlichkeit (Hyperästhesie) der Haut, die als klassisches Zeichen einer Milz- oder Tubarruptur gilt,[1] aber auch bei weiteren Erkrankungen, häufig mit direkter oder indirekter Beteiligung des Zwerchfells (Ruptur der Zwerchfellarterie (Arteria phrenica)[2], Magenperforation[3], subphrenischer (unter dem Zwerchfell sitzend) Abszess[4]), auftreten kann. Bei einem liegenden Patienten mit Verdacht auf eine Milz-Ruptur kann das Kehr-Zeichen durch Tieflagerung des Kopfes besser ausgelöst werden.[5] Das Kehr-Zeichen ist ein Beispiel für übertragenen Schmerz, der auf einer fehlerhaften Zuordnung einer viszerosensiblen Empfindung zu einem Hautareal (Dermatom) beruht.

Ob die Erstbeschreibung – wie lange vermutet – tatsächlich auf den Berliner Chirurgen Hans Kehr (1862–1916) zurückgeht, ist unklar.[6]

Siehe auch

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Saegesser-Zeichen

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. Begründet von Willibald Pschyrembel. Bearbeitet von der Wörterbuchredaktion des Verlages unter der Leitung von Helmut Hildebrandt. 261. Auflage. De Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-018534-8
  2. Christopher D. Sutton, Leslie-Jayne Marshall, Steve A. White, David P. Berry, Ashley R. Dennison: Kehr’s sign – a rare cause: spontaneous phrenic artery rupture. In: ANZ Journal of Surgery, Band 72, Nr. 12, 2002, S. 913–914; PMID 12523356, doi:10.1046/j.1445-2197.2002.02339.x.
  3. Dante Allen Pappano, Ellen Sofia Bass: Referred shoulder pain preceding abdominal pain in a teenage girl with gastric perforation. In: Pediatric Emergency Care, Band 22, Nr. 12, 2006, S. 807–809; PMID 17198213, doi:10.1097/01.pec.0000248691.19305.ec.
  4. Christopher G. Eden, T. G. Williams: Duodenal perforation after laparoscopic cholecystectomy. In: Endoscopy, Band 24, Nr. 9, 1992, S. 790–792; PMID 1468400, doi:10.1055/s-2007-1010586.
  5. Oliver Kloeters, Michael W. Müller: Crashkurs Chirurgie. Urban & Fischer, München u. a. 2004, ISBN 3-437-43230-3, S. 222.
  6. Volker Klimpel: Stammt das „Kehrsche Zeichen“ von Hans Kehr? In: Chirurg, Band 75, 2004, S. 80–83; PMID 14740133, doi:10.1007/s00104-003-0796-2.