Kaufenschleife

Methode zur Überprüfung der Funktions­fähigkeit von Fernschreib­verbindungen

Eine Kaufenschleife (auch: Kaufen-Schleife) war eine aus einem ringförmig zusammengeklebten Lochstreifen bestehende Endlosschleife. Sie wurde früher (etwa 1920 bis 1990) im deutschsprachigen Raum zur Überprüfung der Funktions­fähigkeit von Fernschreib­verbindungen benutzt.

Hierzu diente der Satz: „KAUFEN SIE JEDE WOCHE VIER GUTE BEQUEME PELZE XY 1234567890“.

Hintergrund

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Dieser Satz enthält neben den zehn Ziffern (0–9) genau 40 Buchstaben. Das Besondere ist, dass hier alle 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets (A–Z) auftreten, die meisten davon nur ein Mal (1×). Ausnahmen sind das E (12×), das I (2×) und das U (3×).

Dieser relativ kurze und leicht zu merkende Satz ist somit zum Test der korrekten Übermittlung für sämtliche Buchstaben und Ziffern geeignet, die im Baudot-Code für Fernschreib­strecken verwendet werden beziehungsweise wurden. Man könnte zur Prüfung zwar auch alle 26 Buchstaben hintereinander senden, die Erfahrung zeigt jedoch, dass das menschliche Auge einen „sinnvollen“ Satz schneller und zuverlässiger auf Tippfehler überprüfen kann als eine „sinnlose“ Buchstabenfolge.

Sätze dieser Art werden als Pangramme bezeichnet (von altgriechisch πᾶν γράμμα pān grámma, deutsch ‚jeder Buchstabe‘). Ein bekanntes englischsprachiges Pendant ist der Satz: „THE QUICK BROWN FOX JUMPS OVER THE LAZY DOG“, der mit nur 35 Buchstaben auskommt.

Geschichte

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Stück eines Lochstreifens, hier mit dem Text „zczc wikipedia 1234567890 nnnn“

Im Fernschreibbetrieb der Wehrmacht (1935–1945) gab es eine besondere Q-Gruppe, nämlich QEX,[1] mit der die Gegenstelle aufgefordert werden konnte: „Geben Sie Kaufenschleife!“.[2]

Während der erste Wortteil „Kaufen“ offenbar nach dem Anfangswort des Prüfsatzes benannt ist, stammt der zweite Teil „Schleife“ davon, dass zum automatisierten Geben dieses Satzes er zuvor auf ein Stück Lochstreifen (Bild) einmal oder mehrfach hintereinander gestanzt wurde. Anschließend wurden die beiden Enden des Streifens zusammengeklebt, so dass ein geschlossener Ring wie ein „endloses Band“ entstand. Diese Papierschleife wurde in den Loch­streifen­leser gegeben, der sie wiederholt abtastete und „in Schleife“ immer wieder den genannten Text sendete. (Siehe auch: Video unter Weblinks, das den fünfminütigen Empfang einer Kaufenschleife zeigt.)

Im Fernschreibnetz der Deutschen Reichsbahn der DDR war es in den 1970er-Jahren möglich, zur Überprüfung des eigenen Fernschreibers einen Zentralprüfsender (über die Telex-Rufnummer 96) anzurufen. Dieser sendete dann die Kaufenschleife zurück, und zwar unverzerrt sowie mit 10 %, 20 % und 30 % Verzerrung. Falls auch der mit 30 % Verzerrung gesendete Text noch einwandfrei empfangen wurde, konnte man sicher sein, dass der eigene Fernschreiber korrekt eingestellt war.[3]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. BP’s Sturgeon – The FISH That Laid No Eggs. In: The Rutherford Journal. Dezember 2005, abgerufen am 13. Juli 2024 (englisch). S. 12.
  2. Verkehrsabkürzungen. In: Tagebuch der deutschen Jugend. 23. Februar 2014, abgerufen am 11. Juli 2024. S. 19.
  3. Fernschreibvorschrift. In: Dienstvorschrift für die Benutzung von Fernmeldeanlagen. 1. März 1974, abgerufen am 13. Juli 2024.