Justus von Gebhard

Jurist und Gesandter Kaiser Ferdinand II

Justus von Gebhard, auch Just Gebhard(t) (* 1588 in Kamenz als Justus Gebhard; † 8. November 1656 in Wien) war Jurist und Gesandter Kaiser Ferdinand II.[1]

Justus von Gebhard
Ehefrau Gertrud Maria, geborene von Ryssel

Justus Gebhard war der Sohn des Jobst (Justus M.) Gebhardt (um 1560–1602)[2], einem Archidiakon von Kamenz[3], und der Katharina Bulling.[4] Gebhard besuchte als Kind protestantische Schulen in Österreich und Ungarn, und danach die Fürstenschule Meißen.[5] 1591 zog die Familie nach Königsbrück, weil der Vater dort eine Pastorenstelle erhalten hatte.[6] Nach der Schulausbildung nahm Justus Gebhard ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Jena auf. Als Absolvent wurde Justus Gebhard zunächst Syndicus in Kamenz. Dort heiratete er am 28. Februar 1614 Gertraude Marie (auch Gertrud Maria geschrieben) von Ryssel (* 1592; † 1624).[7][8]

Ab 12. August 1619 übernahm Gebhard die Stelle des Syndicus der Stadt Zittau.[9] 1622 wurde er vom Markgrafentum Meißen nach Prag und Ödenburg delegiert, um Kaiser Ferdinand II. nach der Schlacht am Weißen Berg bei Prag, durch die das Markgrafentum Meißen in Ungnade gefallen war, gnädig zu stimmen. Kaiser Ferdinand II. lernte bei dieser Gelegenheit den talentierten Rechtskundigen kennen und bot 1625 Gebhard eine Anstellung am kaiserlichen Hof in Wien an. Gebhard wurde in die Kaiserliche Doktorenbank aufgenommen[10] und bekam als Reichshofrat die Güter Petschkau (Červené Pečky, Bezirk Kolín), Nebowid (Nebovidy, Bezirk Kolín), Krasitz (Kralice, Bezirk Kutná Hora) und Cottochow (Chotouchov, Bezirk Kolín) übertragen. Im selben Jahr konvertierte er zur Römisch-Katholischen Kirche.[11]

Um 1634 wurde Gebhard von Wallenstein mit klärenden Aufgaben zu Geschehnissen betraut.[12][13] Briefe Gebhards aus dieser Zeit wurden in Wallensteins Dokumenten gefunden.

Beim Abschluss des Prager Friedens nahm Gebhard 1635 als Gesandter teil.[14] Im Jahr darauf, am 20. März 1636 erhob ihn der Kaiser in Wien in den Ritterstand auf Petschkau[15] (Červené Pečky, Bezirk Kolín). Die Ernennung zum Reichshofrat erfolgte am 15. April 1637. Schon zwei Jahre später erfolgte 1639 die Bevollmächtigung für den Zugang zum Geheimen Rat.

In der Zeit von Februar bis April 1647 reiste Justus Gebhard als kaiserlicher Sondergesandter zu den Ulmer Waffenstillstandsverhandlungen.[16] 1655 wurde Gebhard schließlich in den Dokumenten offiziell als Kaiserlicher Geheimer Rat genannt, gefolgt von der Notiz vom 30. Juli 1656 über die Verleihung des Freiherrenstandes. Am 8. November 1656 verstarb Justus von Gebhard in Wien, er hinterließ eine Witwe namens Carlshouerin.

Einzelnachweise

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  1. Adels-Lexikon: oder Handbuch über die historischen, genealogischen und diplomatischen, zum Theil auch heraldischen Nachrichten vom hohen und niedern Adel, besonders in den deutschen Bundesstaaten, so wie von dem östreichischen, böhmischen, mährenschen, preußischen, schlesischen und lausitzischen Adel. A bis K. Voigt, 1825 (google.de [abgerufen am 3. Oktober 2017]).
  2. Eintrag auf GEDBAS
  3. Des Heil. Röm. Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon: Darinnen die älteste und ansehnlichste adeliche, freyherrliche und gräfliche Familien nach ihrem Alterthum, Ursprunge, Vertheilungen in unterschiedene Häuser [et]c. nebst den Leben derer daraus entsprossenen berühmtesten Personen, insonderheit Staats-Minister ... mit bewährten Zeugnissen vorgestellet werden .... 2. Gleditsch, 1747 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2017]).
  4. Die gesamte der ungeänderten Augsb. Confeßion zugethane Priesterschaft in dem Marggrafthum Oberlausitz. Im Verlag Johann Christoph Wirthgens, Buchhändlers, 1777 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2017]).
  5. Lexikon der seit dem funfzehenden Jahrhunderte verstorbenen und jetztlebenden Oberlausizischen Schriftsteller und Künstler. 2. Aufl. Anton, 1801 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2017]).
  6. Johann Benedict Carpzov: Analecta fastorum Zittaviensium, oder historischer Schauplatz der löblichen alten Sechs-Stadt des Marggraffthums Ober-Lausitz Zittau. J.J. Schöp, 1716 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2017]).
  7. GEDBAS: Justus JUD GEBHARDT. Abgerufen am 4. Oktober 2017.
  8. Gebhard, Gertrud Maria von, geb. von Ryssel Portraitsammlung der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel
  9. Christian Adolph Pescheck: Handbuch der Geschichte von Zittau. in Commission der J. D. Schöpfischen Buch- und Kunsthandlung, 1837 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2017]).
  10. Martin Opitz: Briefwechsel und Lebenszeugnisse: kritische Edition mit Übersetzung. Walter de Gruyter, 2009, ISBN 978-3-11-017907-1 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2017]).
  11. Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins. In Kommission bei H. Haessel, 1965 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2017]).
  12. Blätter für literarische unterhaltung. 1834 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2017]).
  13. Friedrich Christoph Förster: Wallenstein, Herzog zu Mecklenburg, Friedland und Sagan, als Feldherr und Landesfürst in seinem öffentlichen und Privat-Leben: eine Biographie ; nach des Herzogs eigenhändigen Briefen und aus den Acten und Urkunden der Geheimen Staats-Archive zu Wien, Berlin, München, und der vornehmsten Landes-Archive des Königreichs Böhmen. Riegel, 1834 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2017]).
  14. Martin Espenhorst: Frieden durch Sprache?: Studien zum kommunikativen Umgang mit Konflikten und Konfliktlösungen. Vandenhoeck & Ruprecht, 2012, ISBN 978-3-525-10194-0 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2017]).
  15. Karl Friedrich von Frank: Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich: i.e. für das Heilige Römische Reich und die Österreichischen Erblande bis 1806, sowie kaiserlich österreichische bis 1823, mit einigen Nachträgen zum "Alt-Österreichischen Adels-Lexikon" 1823-1918. Selbstverlag, Schloss Senftenegg, Niederösterreich, 1970 (google.de [abgerufen am 4. Oktober 2017]).
  16. BSB: APW - Suche / Gebhardt, Justus - 26 Dokumente. Abgerufen am 4. Oktober 2017.