Intensionaler Fehlschluss

vorschneller Schluss von gleichen Eigenschaften auf ein identisches Objekt

Der intensionale Fehlschluss ist ein Fehlschluss, der darauf beruht, dass die Ausdrücke der Prämissen durch Ausdrücke gleicher Referenz ersetzt werden, obwohl ein Kontext vorliegt, bei welchem dies zu Abweichungen der Wahrheitsbelegungen führen kann, ein sogenannter intensionaler Kontext.

Der intensionale Fehlschluss ist vom intentionalen Fehlschluss zu unterscheiden. Bei dem einen geht es um die Intension (Bedeutung), beim anderen um die Intention (Absicht).

Ein klassisches Beispiel für einen intensionalen Fehlschluss:[1]

  1. Der Abendstern ist identisch mit dem Morgenstern (der Stern/Planet Venus).
  2. Mike weiß, dass der Abendstern als erster Stern/Planet abends sichtbar wird.
  3. Also: Mike weiß, dass der Morgenstern zuerst am Abendhimmel sichtbar wird.

In diesem Beispiel geht es darum, dass „Morgenstern“ und „Abendstern“ analytisch jeweils der abends am frühesten und morgens am letzten beobachtbare Himmelskörper (unter Ausschluss des Mondes) ist. Wenn Mike die Ausdrücke versteht, hält er Prämisse 2 für wahr, ebenso wie den Satz „Der Morgenstern ist Morgens am längsten sichtbar“. Durch kontinuierliche Beobachtung kann man feststellen, dass „Abendstern“ und „Morgenstern“ dasselbe bezeichnen (den auch als Venus bekannten Planeten). In intensionalen Kontexten kann ein Ausdruck nicht ohne weiteres durch einen anderen, extensionsgleichen ersetzt werden. In unserem Beispiel ist das der Fall, wenn Mike um Prämisse 1. nicht weiß. Dann folgt aus 2. eben nicht 3.

Der Fehlschluss kann in beiden Richtungen zu Irrtümern führen:

  • Entweder man kann folgern, dass dann, wenn eine Person etwas über x weiß, glaubt etc., sie dasselbe über den extensionsgleichen Ausdruck y weiß, glaubt etc.[2]
  • Oder man schließt falsch, dass es sich nicht um extensionsgleiche Ausdrücke handeln kann, wenn eine Person zwar etwas von x, aber nicht von dem Ausdruck y weiß, dessen Extensionsgleichheit infrage steht.[3]

Ein anderes, interkulturelles Beispiel ist die Verwendung des Ausdrucks „Gott“:

1. „Gott“ im Deutschen bezeichnet denselben „Gegenstand“ wie „Deus“ im Lateinischen oder wie „Allah“ im Arabischen.
2. Müller glaubt an Gott.
3. Also: Müller glaubt auch an Allah.
3’. bzw.: wenn die Konklusion 3. nicht zutrifft, kann die Prämisse 1. nicht zutreffen.

Siehe auch

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Extension und Intension

Literatur

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  • Peter Prechtl: Fehlschluss, intensionaler. In: P. Prechtl (Hrsg.): Grundbegriffe der analytischen Philosophie. Metzler, Stuttgart u. a. 2004.
  • Holm Tetens: Philosophisches Argumentieren. Beck, München 2004, S. 126 f.

Einzelnachweise

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  1. Nach Holm Tetens: Philosophisches Argumentieren. Beck, München 2004, S. 126
  2. Dies ansprechend Peter Prechtl: Fehlschluss, intensionaler. In: P. Prechtl (Hrsg.): Grundbegriffe der analytischen Philosophie. Metzler, Stuttgart u. a. 2004
  3. So Holm Tetens: Philosophisches Argumentieren. Beck, München 2004, S. 126 f.