In die Nacht hinein

Gemälde von Marianne von Werefkin

In die Nacht hinein ist der Titel eines Gemäldes, das die russische Künstlerin Marianne von Werefkin spätestens vor Ostern im Jahre 1910 in Litauen in Kownow malte. Das Werk gehört zum Bestand des Lenbachhauses in München. Es wurde durch den „Förderverein des Lenbachhauses“ aus Anlass seines 25-jährigen Bestehens gekauft und dem Museum am Königsplatz geschenkt. Das Bild hatte „seinen ersten großen öffentlichen Auftritt“[1] bereits vor knapp 40 Jahren[2] – am 28. September 1980[3] im Museum Wiesbaden.[4]

In die Nacht hinein (Marianne von Werefkin)
In die Nacht hinein
Marianne von Werefkin, 1910
Tempera auf Karton
75 × 101 cm
Städtische Galerie im Lenbachhaus, München

Technik, Maße und Beschriftungen Bearbeiten

 
Marianne von Werefkin: Sommerbühne, 1910

Es handelt sich um eine Temperamalerei auf Karton, 75 × 101 cm. Unten rechts befindet sich Werefkins ligiertes Monogramm „MW“. Auf der Rückseite befinden sich Etiketten u. a. mit der Aufschrift: „Moderne Galerie Thannhauser, München, Theatinerstr. 7“ und Neue Künstlervereinigung München (NKVM). Eine Skizze in der Fondazione Marianne Werefkin (FMW) in Ascona.zeigt die Vorstufe zu dem Gemälde.[5] Das Pendant zu „In die Nacht hinein“ ist ein Gemälde mit dem Titel „Sommerbühne“.[6] Es gehört zum Bestand der Fondazione Marianne Werefkin.[7]

Ikonographie Bearbeiten

Dargestellt ist eine nächtliche Szenerie in einer Stadt. Auf der rechten Seite führt eine enge Straße perspektivisch auf ein erhelltes Haus mit Giebeldach zu. Der Mittelgrund und die linke Hausfassade erleuchtet eine Lampe bis zum zweiten Stockwerk. Durch eine rundbogige Tür tritt eine weißhaarige Frau mit weißer Schürze heraus. Sie und zwei weitere Personen auf der linken und rechten Straßenseite haben ihre Haustüren geöffnet und blicken in Richtung der linken Bildseite, wo eine Theaterbühne aufgebaut ist. Auf ihr agieren ein Schauspieler und eine Schauspielerin. Er mit rotem, Hermelin verbrämtem Mantel und goldener Krone auf dem Kopf, tritt in Herrscherpose auf und deutet mit einem Zepter in der rechten Hand nach unten. Sie in Schwarz gekleidet mit rotem Federschmuck im Haar, weicht dem König – dem sie den Rücken zukehrt in die Ecke der provisorischen Bühne aus. Zwei Sitzbänke in der vordersten Reihe sind von Zuschauern noch nicht besetzt. Das Theaterstück behandelt offensichtlich ein Drama, das als Titel und Text eventuell in einem der vielen Hefte mit Werefkins Literaturexzerpten zu finden wäre, die ihr Neffe, Alexander von Werefkin (1904–1982), der Fondazione Marianne Werefkin als Stiftung hinterlassen hat.

Datierung Bearbeiten

Zum Drama geriet im Laufe des Jahres 1909 auch das Verhältnis zwischen Werefkin und Alexej Jawlensky. Es gipfelte in Werefkins Entschluss, nach Eröffnung der 1. Ausstellung der Neuen Künstlervereinigung München im Dezember 1909 alleine ohne Jawlensky nach Kownow zu reisen. Dort verbrachte sie im Gouverneurs-Palast bei ihrem Bruder Peter (1861–1946) Weihnachten. Ihr Aufenthalt dauerte durch Krankheit bedingt bis Ostern 1910. Nach München schrieb sie an Jawlensky aufschlussreiche, mit bunten Skizzen illustrierte Briefe.[8] Nach München zurückgekehrt, brachte sie aus Litauen mehrere Bilder mit, die unterschiedliche Ansichten aus Kaunas zeigen. Das Gemälde „In die Nacht hinein“ gehört dazu. Auf der 2. Ausstellung der Neuen Künstlervereinigung München wurde es im September gezeigt und im Katalog abgebildet.[9]

Literatur Bearbeiten

  • Clemens Weiler: Marianne von Werefkin. In Ausst. Kat.: Marianne Werefkin 1860-1938. Städtisches Museum Wiesbaden 1958
  • Bernd Fäthke: Marianne Werefkin und ihr Einfluß auf den Blauen Reiter. In: Ausst. Kat.: Marianne Werefkin, Gemälde und Skizzen. Museum Wiesbaden 1980, Kat. Nr. 35, S. 82 mit s/w-Abb.
  • Bernd Fäthke: Marianne Werefkin. München 2001, ISBN 3-7774-9040-7, Farb. Abb. Nr. 170, S. 147, ISBN 3-7774-9040-7
  • Bernd Fäthke: Marianne Werefkin: Clemens Weiler’s Legacy. In: Marianne Werefkin and the Women Artists in her Circle. (Tanja Malycheva und Isabel Wünsche Hrsg.), Leiden/Boston 2016 (englisch), S. 8–19, ISBN 978-9-0043-2897-6, S. 8–19, hier S. 14–19; JSTOR:10.1163/j.ctt1w8h0q1.7

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Evelyn Vogel: Neuerwerbung, Großer Auftritt am Königsplatz. Seit 25 Jahren engagiert sich der Förderverein des Lenbachhauses für das städtische Museum. Kürzlich hat er das Gemälde von Marianne von Werefkin gekauft, um die Sammlung zu erweitern. Süddeutsche.de Kultur, 29. Januar 2019.
  2. Bernd Fäthke: Marianne Werefkin und ihr Einfluß auf den Blauen Reiter. In: Ausst. Kat.: Marianne Werefkin, Gemälde und Skizzen. Museum Wiesbaden 1980, Kat. Nr. 35, S. 82 mit s/w-Abb.
  3. Bruno Russ: An einer Wendemarke der modernen Kunst, Marianne Werefkin – ihre Wirkung und ihre Bilder. Wiesbadener Kurier 4./5. Oktober 1980, S. 14.
  4. Rudolf Krämer-Badoni: Sie reinigte die Farbe vom falschen Licht, So stürmisch wie im Haushalt mit Jawlensky:Marianne Werefkins Bilder und Skizzen in Wiesbaden. DIE WELT, Mittwoch 8. Oktober 1980, S. 23.
  5. Siehe Skizzenbuch FMW a 13
  6. Bernd Fäthke: Marianne Werefkin und ihr Einfluß auf den Blauen Reiter. In: Ausst. Kat.: Marianne Werefkin, Gemälde und Skizzen. Museum Wiesbaden 1980, Kat. Nr. 36, S. 83 mit s/w-Abb.
  7. Inventarnummer: FMW 0-0-22
  8. Laima Laučkaitė-Surgailienė: Der unbekannte Briefnachlaß von Marianne Werefkin. In Ausst. Kat.: Schriftenreihe Verein August Macke Haus: Marianne Werefkin, Die Farbe beisst mich ans Herz. Bonn 1999, S. 58, 62–64, 108–113.
  9. Rosel Gollek: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München, Katalog der Sammlung in der Städtischen Galerie. München 1974, Kat. Nr. 94, S. 268, s/w-Abb. S. 271.