Imidchloride (auch Imidsäurechloride, Imidoylchloride oder Carbonsäurechloridimide) sind eine Gruppe chemischer Verbindungen, welche die funktionelle Gruppe R1ClC=NR2 besitzen, wobei R1 und R2 dabei beliebige organische Reste oder Wasserstoff sein können. Sie sind Derivate von Carbonsäuren, ähneln den Carbonsäurechloriden und sind seit über 100 Jahren bekannt.[1]

Strukturformel eines Imidchlorids mit blau markierter funktioneller Gruppe

Herstellung

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Die Synthese von Imidchloriden kann durch Zugabe von Phosphorpentachlorid zu Carbonsäureamiden erfolgen:[1]

 
Synthese eines Imidchlorids

Verwendung

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Imidchloride kommen in vielen organische Synthesen – wie zum Beispiel der Nitrilsynthese, Vilsmeier-Haack-Reaktion oder der Von-Braun-Rudolph-Synthese – als Ausgangsstoffe oder Zwischenprodukte vor.

Nitrilsynthese

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Sind die Amide, welche als Ausgangsstoffe für die Herstellung von Imidchloriden genutzt werden, am Stickstoff unsubstituiert, so entstehen nach der Ausbildung des Imidchlorids unter Abgabe von Chlorwasserstoff leicht Nitrile 1:[1]

 
Bildung von Nitrilen nach einer Imidchloridsynthese

Herstellung des Vilsmeier-Reagenz

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Wird die Reaktion zur Herstellung eines Imidchlorids ausgehend von N,N-Dimethylformamid durchgeführt, so entsteht das Vilsmeyer-Reagenz, welches zum Beispiel für die wichtige Vilsmeier-Haack-Reaktion und damit unter anderem für die Vanillin-Herstellung benötigt wird:[1]

 
Synthese der Vilsmeier-Reagenz

Reaktionen

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Imidchloride reagieren mit zahlreichen Reagenzien. Nachfolgend sind einige dieser aufgeführt.

Reaktion mit Wasser

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Imidchloride bilden nach Zugabe von Wasser das entsprechende Amid zurück:[2]

 
Reaktionsübersicht für Imidchloride mit Wasser

Reaktion mit Schwefelwasserstoff

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Unter Zugabe von Schwefelwasserstoff bilden Imidchloride das zum Amid korrespondierende Thionamid aus:[2]

 
Reaktionsübersicht für Imidchloride mit Schwefelwasserstoff

Reaktion mit primären Aminen

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Wird ein Äquivalent eines Imidchlorids mit zwei Äquivalenten eines primären Amins zur Reaktion gebracht, entstehen Amidine:[2]

 
Übersicht der Reaktion zwischen Imidchloriden und primären Aminen

Reaktion mit Chlorwasserstoff

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Unter Zugabe von Chlorwasserstoff reagieren Imidchloride zu Iminiumchloridkationen:[2]

 
Übersicht der Reaktion zwischen Imidchloriden und Chlorwasserstoff

Einzelnachweise

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  1. a b c d Jürgen Falbe, Manfred Regitz (Hrsg.): Römpp Chemie Lexikon. 9. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-13-734809-9, S. 1942.
  2. a b c d Henri Ulrich: The Chemistry of imidoyl halides. In: New York: Plenum Press. 1968, doi:10.1007/978-1-4684-8947-7, S. 55–112.