Ich hab mich ergeben ist ein 1820 von Hans Ferdinand Maßmann gedichtetes und unter dem Titel Gelübde veröffentlichtes patriotisches Volks- und Studentenlied.

Melodie
Deutschlandfunk Pausenzeichen

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Bundesrepublik Deutschland in Ermangelung einer deutschen Nationalhymne bis zur Festlegung auf das Lied der Deutschen bei feierlichen Anlässen häufig Ich hab mich ergeben gesungen, so zum Beispiel bei der Verkündung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949,[1] ebenso bei der konstituierenden Sitzung des ersten Bundestages am 7. September 1949. Der Deutschlandfunk verwendete die fünfte Melodiezeile („dir, Land voll Lieb’ und Leben“) als Pausenzeichen.

Die Nationalhymne der Föderierten Staaten von Mikronesien Patriots of Micronesia verwendet dieselbe Melodie. Ihr englischer Text ist eng an den von Ich hab mich ergeben angelehnt.

Das Lied verwendet in etwas abgewandelter Form die „Thüringer Volksweise“, die August Daniel von Binzer seinem 1819 gedichteten burschenschaftlichen Lied Wir hatten gebauet ein stattliches Haus zugrunde legte.[2] Sie wurde auch von Johannes Brahms als Leitmotiv in seiner Akademischen Festouvertüre verwendet.

 
 
Ich hab mich ergeben, Druckfassung 1823

Die dritte Strophe wird häufig ausgelassen, so auch im Allgemeinen Deutschen Kommersbuch.[3] Der Grund dürfte das konfessionelle Bekenntnis zu Martin Luther sein, aber auch die dritte Zeile, wo das Wort Volkstum in die schon seit mittelhochdeutscher Zeit nicht mehr selbständigen Bestandteile „deines Volkes Tume“[4] zerlegt wird, zudem in der Dativform statt des von der Präposition verlangten Akkusativs.


1. Ich hab mich ergeben
mit Herz und mit Hand
dir, Land voll Lieb’ und Leben,
mein deutsches Vaterland!

2. Mein Herz ist entglommen,
dir treu zugewandt,
du Land der Frei’n und Frommen,
du herrlich Hermannsland!

3. Du Land, reich an Ruhme,
wo Luther erstand,
für deines Volkes Tume
reich ich mein Herz und Hand!


4.[5] Will halten und glauben
an Gott fromm und frei,
will, Vaterland, dir bleiben
auf ewig fest und treu.

5. Ach Gott, tu erheben
mein jung Herzensblut
zu frischem freud’gen Leben,
zu freiem frommen Mut!

6. Lass Kraft mich erwerben
in Herz und in Hand,
zu leben und zu sterben
fürs heil’ge Vaterland!

Literatur

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  • Joachim Burkhard Richter: Hans Ferdinand Maßmann: Altdeutscher Patriotismus im 19. Jahrhundert. Walter de Gruyter, Berlin 1992, ISBN 3-11-012910-8, insbesondere S. 111–121.
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Commons: Ich hab mich ergeben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bundeszentrale für politische Bildung: Der Parlamentarische Rat, abgerufen am 21. Mai 2019.
  2. Tobias Widmaier: Wir hatten gebauet ein stattliches Haus (2011). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon
  3. Ich hab mich ergeben im Allgemeinen Deutschen Kommersbuch
  4. Hilkert Weddige: Mittelhochdeutsch: eine Einführung. Beck, München 1999, ISBN 3-406-45744-4, S. 88 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Diese Strophe erstmals (?) im Deutschen Turn-Liederbuch 1868, S. 79. Da Maßmann das Vorwort schrieb, dürfte sie von ihm selbst ergänzt sein.