Hruadlaug war eine austrasische Adelige aus dem Geschlecht der Mattonen. Sie stand 762/763 bis vor 783 dem Frauenkloster Münsterschwarzach als Äbtissin vor und gilt auch als Gründungsvorsteherin der Gemeinschaft.

Über das Leben der Hruadlaug können lediglich indirekte Aussagen getroffen werden. Bereits der Historiker Joseph Ussermann betonte im Jahr 1794, dass die Klöster des Bistums Würzburg kurz nach dessen Gründung von verschiedenen Verwandten des Bischofs Megingaud besetzt gewesen wären. So sollen auch die Schwestern und Nichten des Bischofs als Äbtissinnen gewirkt haben. Während Ussermann noch davon ausgeht, dass unter den Nichten, Juliana als erste Äbtissin von Münsterschwarzach anzusprechen ist und mit der Schwester Hruadlaug gemeint war, wertete der Historiker Franziskus Büll weitere Quellen aus. So betont er, dass Bischof Megingaud in einem Brief an Bischof Lullus von Mainz zwischen 762 und 763 davon sprach, dass Juliana noch zu jung sei, um die Leitung des Klosters zu übernehmen. Der Bischof sprach in dem Brief außerdem davon, dass die amtierende Äbtissin, seine Schwester, im Sterben liege.[1]

Namentlich taucht Hruadlaug in dem Brief allerdings nicht auf. Sie wird lediglich in einer Urkunde des Klosters Fulda, die von Edmund Ernst Stengel ausgewertet wurde, einmal erwähnt.[2] Im Jahr 762/763 erhielt die Äbtissin Hruadlaug zusammen mit Abt Sturmius von Fulda von einem gewissen Hahbert und seiner Ehefrau Hruada zwei Fuder Heuertrag, zwölf Unfreie und zwei Hufen zu Geldersheim und Pfersdorf. Da das Präfix „Hruad-“ eng mit dem Geschlecht der Mattonen in Verbindung stand, so sind der Familie auch ein gewisser Hruadgoz zuzurechnen. Auch Bischof Megingaud wurde in der Forschung als Mattone ausgemacht. Hruadlaug soll einem der Muttergottes geweihten Klösterchen vorgestanden haben (lat. „casa sanctae Mariae“), das Büll als Frauenschwarzach identifiziert. Die ältere Literatur zieht eine Verbindung zwischen Hruadlaug und der legendären Gründerin des Klosters Kitzingen, Hadeloga, die allerdings von Büll bestritten wird.[3][4]

Literatur

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  • Franziskus Büll: Das Frauenkloster Münsterschwarzach. In: Franziskus Büll (Hrsg.): Magna Gratulatio. 1200 Jahre benediktinische Mönchsgemeinschaft von Münsterschwarzach. 816–2016 (= Münsterschwarzacher Studien Bd. 55). Münsterschwarzach 2016. S. 23–42.
  • Franziskus Büll: Das Monasterium Suuarzaha. Ein Beitrag zur Geschichte des Frauenklosters Münsterschwarzach von 788 (?) bis 877 (?) (= Münsterschwarzacher Studien Bd. 42). Münsterschwarzach 1992.
  • Heinrich Wagner: Die Äbte von Megingaudshausen (M) und Münsterschwarzach im Mittelalter. In: Pirmin Hugger (Hrsg.): Magna Gratia. Festschrift zum 50jährigen Weihejubiläum der Abteikirche Münsterschwarzach 1938–1988 (= Münsterschwarzacher Studien Bd. 41). Münsterschwarzach 1992. S. 71–152.
  • Heinrich Wagner: Zur Frühzeit des Bistums Würzburg. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 33. Archiv des Historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg Bd. 104. Volkach 1981. S. 95–121.

Einzelnachweise

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  1. Franziskus Büll: Das Monasterium Suuarzaha. Ein Beitrag zur Geschichte des Frauenklosters Münsterschwarzach von 788 (?) bis 877 (?) (= Münsterschwarzacher Studien Bd. 42). Münsterschwarzach 1992. S. 179 f.
  2. Edmund Stengel: Urkundenbuch des Klosters Fulda. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck Bd. X, 1, Bd. 1. Marburg 1958.
  3. Johann Baptist Stamminger: Franconia sancta. Das Leben der Heiligen und Seligen des Frankenlandes. Würzburg 1881. S. 382.
  4. Franziskus Büll: Das Monasterium Suuarzaha. Ein Beitrag zur Geschichte des Frauenklosters Münsterschwarzach von 788 (?) bis 877 (?) (= Münsterschwarzacher Studien Bd. 42). Münsterschwarzach 1992. S. 211 f.