Hotel Prinz Albrecht
Das Hotel Prinz Albrecht war ein bekanntes erstklassiges Hotel in der deutschen Reichshauptstadt Berlin. Es wurde 1881 erbaut. Seit 1919 diente es häufig als ein wichtiger Versammlungsort nationaler Politiker und Unternehmer. Seit 1933 war es Sitz des Führungsstabes der SS von Reichsführer Heinrich Himmler. 1945 wurde das Gebäude in der damaligen Prinz-Albrecht-Straße (heute Niederkirchnerstraße) zerstört.
Ursprünge
BearbeitenIm Jahr 1891 ließ der Grundstückseigentümer, Rittergutsbesitzer H. von Westernhagen, anstelle des Römerbad-Hotels auf der Parzelle Prinz-Albrecht-Straße 9 ein Geschäftshaus errichten und nannte es Hotel zu den vier Jahreszeiten.[1] Von Westernhagen verkaufte die Immobilie nach rund zehn Jahren an Ernst und Franz Brandt, die die Herberge neu gestalteten und im Jahr 1902 wieder eröffneten – als Hotel Prinz Albrecht, in Anlehnung an das benachbarte Prinz-Albrecht-Palais. Im Jahr 1909 wurden einige Innenräume des Hotels durch den Berliner Architekten Bruno Möhring (1863–1929) im Jugendstil neu ausgestattet.
Standard und Leistungen
BearbeitenDas Prinz-Albrecht-Hotel war ein erstklassiges Hotel mittlerer Größe. Nach Angaben des Baedeker-Reiseführers verfügte das Hotel im Jahr 1910 über 100 Zimmer.[2] Daneben bot es seinen Kunden auch „elegante Festsäle für Hochzeiten, Familientage, Bälle etc.“ an. 1911 erhielt das Hotel einen Garagenanbau.[3] Weiterhin befanden sich in dem Gebäude einige Geschäftslokale und eine Weinhandlung.[4]
Bei der Leitung des Hotelbetriebes arbeiteten die Hauseigentümer eng mit dem Hoftraiteur A. Huster zusammen, der auch die traditionelle und renommierte Gaststätte Englisches Haus führte und eine sehr bekannte Stadtküche betrieb, die vorbereitete Speisen außer Haus verkaufte.
Das Hotel bezeichnete sich selbst in Anzeigen als „Haus ersten Ranges“ und warb zunächst mit seiner Nähe zum Anhalter und Potsdamer Bahnhof. Ein Berlin-Reiseführer von 1905 beschreibt das Hotel Prinz Albrecht als „stiller als die erstrangigen“,[5] die Hotelwerbung griff diese Einschätzung später selbst auf, man inserierte als „Familien-Hotel ersten Ranges“ und als Haus „in ruhiger, zentraler Lage bei den Museen, Abgeordnetenhaus, Kriegsministerium, Potsdamer Platz“. Durch direkte Hinweise auf die Nähe des Völkerkundemuseums an der Prinz-Albrecht-Straße Ecke Königgrätzer Straße (heute: Stresemannstraße) und des benachbarten Kunstgewerbemuseums versuchte das Hotel Gäste anzulocken, die an deutscher und ostasiatischer Kunst interessiert waren.
Das Hotel in den 1920er Jahren
BearbeitenNach dem Ersten Weltkrieg, in den 1920er Jahren, diente das Hotel als Treffpunkt nationaler Kreise, darunter wiederholt auch dem Chef der NSDAP, Adolf Hitler, zu Zusammenkünften mit Industriellen, Vertretern des Adels und hohen Beamten.
Seit Februar 1932 führten Hitler, Joseph Goebbels und nationalsozialistische Abgeordnete des Preußischen Landtages im Hotel Prinz Albrecht wiederholt Kundgebungen und Versammlungen durch. Im selben Jahr wurde die 1922 von Franz Brandt gegründete Hotelindustrie AG in die A. Huster AG umgewandelt. Im März 1932 ging das Unternehmen in Konkurs.
Nach 1933 übernahm die SS mehrere Gebäude in der Prinz-Albrecht-Straße. Die Straße, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Regierungsviertel in der Wilhelmstraße, wurde damit zur „Schaltzentrale des SS-Staates“.[6]
Das Hotelgebäude als SS-Residenz
BearbeitenAm 8. November 1934 zogen verschiedene hohe Stellen der SS in das Hotel Prinz Albrecht ein: Heinrich Himmlers persönlicher Stab (Adjutantur), die Verwaltungszentrale der SS, das SS-Hauptamt und die SS-Personalkanzlei.
Die 1911 gebaute Garage des Hotels wurde 1935/1936 durch einen Anbau so verändert, dass eine direkte Verbindung zur ehemaligen Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums entstand, die nun die Gestapozentrale beherbergte.
Zwischen 1943 und 1945 wurde der Gebäudekomplex durch Luftangriffe der Alliierten zerstört.[7]
Die heutige Nutzung des Standorts
BearbeitenHeute existiert keines dieser Gebäude mehr. Soweit sie nach 1945 noch als Ruinen standen, wurden sie Mitte der 1950er Jahre abgerissen. 1962/1963 erfolgte eine Tiefenenttrümmerung des Grundstücks, 1966 kaufte das Land Berlin das Eckgrundstück Wilhelmstraße / Prinz-Albrecht-Straße.[8] Seit Mai 2010 besteht an dem Standort des früheren Hotels Prinz Albrecht das Dokumentationszentrum der Stiftung Topographie des Terrors.[9]
Literatur
Bearbeiten- Berlin und die Berliner. Leute, Dinge, Sitten, Winke. J. Bielefelds Verlag, Karlsruhe 1905.
- Berlin. (= Griebens Reiseführer, Band 25, Kleine Ausgabe). Albert Goldschmidt Verlag, Berlin 1920/1921.
- Karl Baedeker: Berlin und Umgebung. Handbuch für Reisende. 13. Auflage. Verlag Karl Baedeker, Leipzig 1904.
- Karl Baedeker: Berlin und Umgebung. Handbuch für Reisende. 18. Auflage. Verlag Karl Baedeker, Leipzig 1914.
- Bodo-Michael Baumunk: Grand-Hotel. In: Die Reise nach Berlin. (hrsg. i. A. des Berliner Senats für die gleichnamige Ausstellung) Berlin 1987, S. 192 ff.
- Erika Bucholtz: Die Zentralen des nationalsozialistischen SS- und Polizeistaats. Gebäudenutzung und Bauplanung in Berlin 1933–1945. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 52. Jahrgang 2004, Heft 12; bbr.bund.de
- Renate Düttmann: Berliner Gasthöfe des 18. und 19. Jahrhunderts. In: Die Reise nach Berlin. (hrsg. i. A. des Berliner Senats für die gleichnamige Ausstellung) Berlin 1987, S. 181–191.
- Britta Guski, Ingo Schauermann: Topographie des Terrors. Der Neubau Peter Zumthors auf dem Prinz-Albrecht-Gelände in Berlin. In: Wolfram Martini (Hrsg.): Architektur und Erinnerung. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-35420-7, S. 205–230.
- Volker Wagner: Die Dorotheenstadt im 19. Jahrhundert. Vom vorstädtischen Wohnviertel barocker Prägung zu einem Teil der Berliner modernen City (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Band 94). Verlag de Gruyter, Berlin / New York 1998, ISBN 3-11-015709-8.
Weblinks
Bearbeiten- potsdamer-platz.org
- fkoester.de
- Kathrin Chod: Hotel Prinz Albrecht. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2002, ISBN 3-89542-122-7 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Prinz-Albrecht-Straße 9. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1900, Teil II, S. 487.
- ↑ Karl Baedeker: Berlin and its environs. Leipzig 1910, S. 4.
- ↑ Kathrin Chod: Hotel Prinz Albrecht. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2002, ISBN 3-89542-122-7 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
- ↑ Hotel Prinz-Albrecht. potsdamer-platz.org
- ↑ Berlin und die Berliner. Karlsruhe 1905, S. 428.
- ↑ Erika Bucholtz: Die Zentralen des nationalsozialistischen SS- und Polizeistaats. Gebäudenutzung und Bauplanung in Berlin 1933–1945. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 52. Jg. 2004, Heft 12.
- ↑ Erika Bucholtz: Die Zentralen des nationalsozialistischen SS- und Polizeistaats. Gebäudenutzung und Bauplanung in Berlin 1933–1945. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 52. Jahrgang 2004, Heft 12.
- ↑ Die Darstellung folgt den Ausführungen bei Edition Luisenstadt: Kathrin Chod: Hotel Prinz Albrecht. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2002, ISBN 3-89542-122-7 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009). Sowie bei Britta Guski, Ingo Schauermann: Topographie des Terrors. Der Neubau Peter Zumthors auf dem Prinz-Albrecht-Gelände in Berlin. In: Wolfram Martini (Hrsg.): Architektur und Erinnerung. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, S. 206 f.
- ↑ Andreas Nachama: Topographie des Terrors eröffnet neues Dokumentationszentrum. berlin.de, Dezember 2010.
Koordinaten: 52° 30′ 25″ N, 13° 23′ 5″ O