Die Holland-Serie der Leeraner Jansen-Werft war eine Baureihe von Küstenmotorschiffen, die größtenteils im Auftrag niederländischer Reedereien gebaut wurde.

Holland-Serie
Die Johanita in IJmuiden
Die Johanita in IJmuiden
Schiffsdaten
Schiffsart Küstenmotorschiff
Bauwerft Martin Jansen, Leer
Bauzeitraum 1955 bis 1958
Gebaute Einheiten 10
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 48,82–53,11 m (Lüa)
Breite 8,38–8,50 m
Tiefgang (max.) 3,20 m
Vermessung ~500 BRT
Maschinenanlage
Maschine 1 × Dieselmotor
Propeller 1 × Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 550–650 tdw
Sonstiges
Klassifizierungen Bureau Veritas

Geschichte Bearbeiten

Die Baureihe wurde in den Jahren 1955 bis 1958 in zehn Einheiten gebaut. Der Schiffstyp wurde von verschiedenen Reedereien geordert. Den ersten Bauauftrag gab der Kapitänseigner Ruurt Fekkes aus Delfzijl. Nach einer Besichtigung des Typschiffes Marco Polo, vergaben die Gebrüder van der Schoot aus Harlingen und die Gebrüder Holwerda aus Heerenveen weitere Bauaufträge. Später orderten auch deutsche Reedereien den Schiffstyp, die meisten Bauaufträge kamen aber aus den Niederlanden, weshalb man die Schiffe unter dem Begriff „Holland-Serie“ zusammenfasste. Zunächst wurden die Schiffe vorwiegend in der kleinen und mittleren Fahrt und in der Linienfahrt im Rhein-See-Verkehr betrieben. Später wurden mehrere Schiffe des Typs verlängert und meist ohne Ladegeschirr in der weltweiten Küstenfahrt eingesetzt.

Technik Bearbeiten

 
Heckansicht der Johanita nach ihrer Hebung in IJmuiden

Die Schiffe der Baureihe besaßen je nach Bauvariante einen oder zwei Laderäume ohne Zwischendeck und mit einem Rauminhalt von 878 m3 Kornraum und 838 m3 Ballenraum. Durch die weitestgehend unverbaute Form des Laderaums mit geringem Unterstau verfügt der Schiffstyp über ein Holzladevermögen von rund 220 Standards und wurde häufig in der Zellulose- oder Paketholzfahrt eingesetzt. Darüber hinaus besitzen die Schiffe eine ebene Tankdecke durch den durchgehenden Doppelboden. Es wurden einfache Lukendeckel aus Holz mit seefester Abdeckung aus Persenning verwendet. Serienmäßig erhielten die Schiffe zwei Ladebäume mit einer Tragkraft von jeweils zwei Tonnen.

Angetrieben werden die Schiffe der Baureihe von Viertakt-Dieselmotoren verschiedener Hersteller, die bei der Mehrzahl der Schiffe auf einen Festpropeller wirken. Am häufigsten wurden Motoren des Kieler Herstellers MaK verwendet.

Die Schiffe (Auswahl) Bearbeiten

Jansen-Werft Holland-Serie
Bauname Baunummer IMO-Nummer Ablieferung Auftraggeber
Bereederung
Spätere Namen und Verbleib
Marco Polo 25 5221099 23. Mai 1956 Ruurt Fekkes, Delfzijl 1963 Hasin Ul Bahr, seit 5. Januar 2012 im Register gelöscht
Harlingen 28 5142932 17. Juli 1956 Gebr. van der Schoot, Harlingen
Gebr. Holwerda, Heerenveen
Im Mai 1959 bei Jansen um 5,6 m verlängert, am 2. März 1972 auf einer Reise von Singapur nach Tandjung Priok in der Malakkastraße durch übergehende Ladung gesunken
Helvetia S. 29 5147384 20. Oktober 1956 N.V. Maatschappij tot exploitatie van schepen "Helvetia", Arnhem
Dammers & v/d Heide
Am 18. Juni 1970 auf einer Reise von Talamone über Ceuta nach Assab und Dammam mit 515 Tonnen Sprengstoffen nordwestlich Sardinien gekentert
Drenthe 30 5093753 31. Januar 1957 E. Holwerda
Wagenborg Shipping
1970 Rotha Lynn, 1973 John P. McGoff, am 2. Mai 1973 auf einer Reise von Freeport (Texas) nach Tuxpan südlich von Tampico im Nebel bei Cabo Rojo aufgelaufen und gesunken
Nelly[1][2] 31 5248803 3. Juni 1957 Paul Antonie Galenkamp, Delfzijl
Gruno
Am 23. April 1967 nach einer Kollision mit dem schwedischen Erzfrachter Mertainen etwa 15 Seemeilen südwestlich des Feuerschiffs Goeree gesunken
Hendrik Holwerda 32 5147566 Sommer 1957 Gebr. Holwerda, Heerenveen 1971 Frisian, 1973 Amar, 1974 Deepa Maju, November 1975 bis Januar 1976 bei Central Shipyards in Singapur verlängert, am 17. Februar 1985 auf Grund gelaufen und ab Juni 1985 bei Haji Ismael Sayrif in Medan verschrottet
Tjerk Hiddes[3] 33 5362453 22. Oktober 1957 Gebr. van der Schoot, Harlingen 1972 Deepa Murni, im Januar 1973 in Singapur verlängert und zum Containerschiff umgebaut, 1989 in Medan verschrottet
Siebenbürgen[4] 36 5327104 27. Dezember 1957 Kurt Jansen, Leer
Gottfr. Steinmeyer & Co., Bremen
1987 Linda, 1988 Maryanne, 1993 zum Tiertransporter Haj Anies umgebaut, 1995 Hamamat Al Salam, 1997 Monaco, 2001 Saadallah, seit 5. Januar 2012 im Register gelöscht
Brevedent[5] 37 5051652 1958 Compagnie française d'extraits tinctoriaux et tannants, Paris nach 1975/76 Rita Maria, im Register gelöscht
Thekla[6] 38 5358206 April 1958 Reederei Josef Schöning, Haren/Ems 1967 Heimar, 1976 Delice, 1978 Marieke W, 1979 Valery, 1983 Johanita, am 7. Januar 1984 auf einer Reise vom dänischen Assens nach Rotterdam leckgesprungen und einen Tag später nach IJmuiden geschleppt und auf Grund gesetzt, am 12. Januar 1984 wieder flott aber zum Totalverlust erklärt, bis zum 10. April 1984 bei Stolk Handelsonderneming in Hendrik-Ido Ambacht verschrottet
Daten: Equasis[7], grosstonnage[8]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. „Nelly“ läuft vom Stapel in Hamburger Abendblatt vom 4. April 1957
  2. Probefahrt MS „Nelly“ in Hamburger Abendblatt vom 27. Mai 1957
  3. Siebenter Holland-Neubau von M. Jansen in Hamburger Abendblatt vom 30. August 1957
  4. „Siebenbürgen“ gibt Rätsel auf in: Siebenbürgische Zeitung vom 15. März 2005, Seite 15
  5. MS „Brevedent“ in Hamburger Abendblatt vom 20. Mai 1958
  6. Stapellauf MS „Thekla“ in Hamburger Abendblatt vom 8. März 1958
  7. Equasis-Startseite (englisch)
  8. grosstonnage-Startseite (englisch)

Literatur Bearbeiten

  • Detlefsen, Gert Uwe; Abert, Hans Jürgen: Die Chronik der deutschen Küstenmotorschiffe 1945-1995. 1. Auflage. Verlag Gert Uwe Detlefsen, Bad Segeberg 1995, ISBN 3-928473-24-7 (3 Bände).
  • Detlefsen, Gert Uwe; Abert, Hans Jürgen: Register der deutschen Kümos sowie anderer Fracht- und Containerschiffe von 500 bis 1600 BRT und bis BRZ 5000 1945-1999. 1. Auflage. Verlag Gert Uwe Detlefsen, Bad Segeberg 1999, ISBN 3-928473-54-9 (2 Bände).