Oettingen (fränkisch-schwäbisches Adelsgeschlecht)

edelfreies fränkisches und schwäbisches Adelsgeschlecht im Riesgau
(Weitergeleitet von Haus Oettingen)

Oettingen ist der Name eines edelfreien fränkischen und schwäbischen Adelsgeschlechts im Riesgau. Bereits 1147 gehörte es dem Grafenstand an. Die reichsunmittelbare Grafschaft Oettingen hatte im Reichstag bis 1803 Anteil an der Kuriatstimme der Grafenbank des Schwäbischen Reichskreises. Als regierende Grafen zählten die Oettinger zum Hochadel. Im Jahre 1674 wurde eine erste Linie des Hauses in den Fürstenstand erhoben, später folgten die anderen.

Stammwappen der Grafen und Fürsten von Oettingen

Geschichte

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Die Oettingischen Landen im 18. Jahrhundert mit den Grafschaften:
  • Oettingen-Oettingen
  • Oettingen-Wallerstein
  • Oettingen-Baldern
  • Oettingen-Spielberg
  • Das Geschlecht der Oettingen leitet seine Abkunft zurück auf den 987 urkundlich erwähnten Fridericus comes und dessen vermuteten Sohn Sieghard V. (Sigehardus comes in pago Riezzin – Sieghard, Graf im Riesgau) aus dem Geschlecht der Sieghardinger, urkundlich 1007. Die Sieghardinger gelten auch als Vorfahren der Staufer, doch ist weder über die Vorfahren noch über etwaige Nachfahren der Grafen Fridericus und Sigehardus urkundlich irgendetwas bekannt. Eine entsprechende Abkunft der Oettingen ist daher rein spekulativ.

    Die Stammreihe als Grafen von Oettingen beginnt (urkundlich 1147) mit Ludovicus comes de Otingen, der in diesem Jahr die alte staufische Gaugrafschaft im Ries als Lehen übertragen bekam, oder (urkundlich um 1150)[1] seinem Bruder Chuno comes de Othingen.[2] Die Verwandtschaft der Oettinger mit den Staufern wird durch Urkunden belegt, ohne dass der genaue verwandtschaftliche Zusammenhang deutlich wird. Die Oettinger saßen auf ihrer Stammburg an der Stelle des späteren Alten Schlosses Oettingen und erbauten als Vasallen der Staufer um 1200 die Burg Steinsberg.

    Vom 12. bis zum 14. Jahrhundert gewann die Familie das größte weltliche Territorium in Ostschwaben. Die Grafschaft Oettingen lag um die Reichsstadt Nördlingen im heutigen Bayern bzw. Baden-Württemberg. Am Ende des Alten Reiches 1806 umfasste das Gebiet rund 850 km² und hatte rund 60.000 Einwohner.

    Teilungen und Linien

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    Ludwig I. wird erstmals urkundlich im Jahr 1141 erwähnt.

    Im Jahr 1410 kommt es zur ersten großen Teilung des Hauses Oettingen zwischen den Brüdern:

    • Friedrich III. († 1423)
    • Ludwig XI. († 1440), dessen Gebiete gingen an seinen Sohn Ludwig XII. (1380–1422) über, der ohne Erben starb.

    Nach dem Tod Friedrich III. teilt sich das Haus Oettingen im Jahr 1442 auf seine Söhne in die:

    Linie Wallerstein

    • Johann I. († 1449)
      • Ludwig XII. († 1489)

    Linie Flochberg

    • Ulrich († 1477)
      • Joachim († 1520)
        • Martin (1500–1549)

    Linie Oettingen, welche sich im Jahr 1485 weiter teilte

    • Wilhelm I. († 1467)
      • Johann II. (1457–1519), Herr zu Condé
      • Wolfgang I. (1455–1522), dessen Söhne Karl Wolfgang und Ludwig XV. teilten sich die Regentschaft über die Grafschaft auf.
        • Karl Wolfgang (1484–1549), regierte über das Gebiet südlich der Eger. Er entschied sich für den evangelischen Glauben und wählte als seine Residenz Burg Harburg. Dort starb er ohne Erben. Seine Gebiete gingen erst an Friedrich V. aus der katholischen Linie Oettingen-Alt-Wallerstein über. Zwei Jahre später gingen die Gebiete vollständig dann an seinen Bruder Ludwig XV., der sie wieder reformierte.[3]
        • Ludwig XV. (1486–1557), Stammvater der nachfolgenden Linien, trat zum Protestantismus über

    Unter den Söhnen Ludwigs XV. spaltete sich das Haus 1522 in zwei Linien:

    • die evangelische Linie Oettingen-Oettingen
      • Ludwig XVI. (1508–1569) blieb evangelisch und gründete die Linie, die sieben Zwölftel der Besitzungen erhielt. Oettingen-Oettingen wurde im Jahr 1674 in den Reichsfürstenstand erhoben. Mit dem Tod Fürst Albrecht Ernsts II. (1669–1731) im Jahr 1731 erlosch sie. Das Erbe wurde aufgeteilt zu zwei Drittel an die Linie Oettingen-Wallerstein und zu einem Drittel an die Linie Oettingen-Spielberg.
    • die katholische Linie Oettingen-Alt-Wallerstein
      • Friedrich V. (1516–1579), jüngerer Bruder Ludwigs XVI., bekannte sich zum Katholizismus und gründete die katholische Linie, die fünf Zwölftel der Besitzungen erhielt.
        • Wilhelm II. (1544–1602)

    Die Linie Oettingen-Alt-Wallerstein teilte sich 1623/1694 in die drei Linien:

    • Oettingen-Spielberg, in den Fürstenstand erhoben 1734 – sie erhielt 1731 beim Aussterben von Oettingen-Oettingen ein Drittel von deren Besitzungen. Im Besitz der Spielberger Linie war die Burg Spielberg von 1363 bis 1983. Bis heute sind Schloss Oettingen und Schloss Hirschbrunn im Besitz der Linie.
    • Oettingen-Wallerstein, in den Fürstenstand erhoben 1774 – sie erhielt 1731 zwei Drittel der Besitzungen von Oettingen-Oettingen. Diese Linie besaß auch die Herrschaft Dagstuhl (heute zu Wadern im Saarland), für die sie 1803 mit kirchlichem Besitz in Bayern und Württemberg entschädigt wurde (Kloster Maihingen, bis 1946 im Besitz, und Kloster St. Mang in Füssen, bis 1839 im Besitz). Bis heute befinden sich die Schlösser Wallerstein, Baldern und Hohenaltheim im Besitz der Linie Oettingen-Wallerstein. Die Burg Harburg ist seit dem Jahr 2000 im Eigentum der Gemeinnützigen Fürst zu Oettingen-Wallerstein Kulturstiftung.
    • Oettingen-Baldern, sie starb 1798 aus und ihre Besitzungen, darunter Schloss Baldern und Burg Katzenstein, gingen an die Linie Oettingen-Wallerstein über.


    Übersicht über die Teilungen und Linien des Hauses Oettingen:

    Oettingen Teilung
    Flochberg Wallerstein Oettingen
    konfessionelle Teilung 1522
    Oettingen-Alt-Wallerstein (katholisch)

    erhielt fünf Zwölftel der Besitzungen

    Oettingen-Oettingen (evangelisch)

    erhielt sieben Zwölftel der Besitzungen

    Teilung 1623/1694 in die drei Linien:
    Oettingen-Baldern Oettingen-Wallerstein Oettingen-Spielberg erlischt 1731

    Erbe aufgeteilt zu

    Linie Baldern Zweig Katzenstein
    zwei Drittel einem Drittel
    beerbt von Zweig Katzenstein 1687
    beerbt von Oettingen-Wallerstein 1798

    Blasonierung des Stammwappens: „Auf rot-goldenem Eisenhutfeh ein blauer Herzschild, alles belegt mit einem durchgehenden silbernen Schragen. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender goldener Brackenrumpf, dessen beide rote Ohren belegt mit dem Schragen.“

    Persönlichkeiten

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    aufgeführt nach der jeweiligen Linie

    • Oettingen-Oettingen
     
    Christine Luise von Oettingen-Oettingen (1671–1747), durch Heirat Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel
    • Oettingen-Wallerstein
     
    Ludwig Ernst Fürst von Oettingen-Wallerstein (1791–1870), bayerischer Innen- und Außenminister, Kronobersthofmeister

    Burgen und Schlösser

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    Die folgenden Schlösser und Güter befinden sich bis heute im Besitz der Familie:

    Oettingen-Spielberg

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    Oettingen-Wallerstein

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    Zu den ehemaligen Besitzungen gehören:

    Ehemals Oettingen-Spielberg

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    Ehemals Oettingen-Wallerstein

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    Altes Schloss Oettingen, 1848

    Archive und Bibliothek

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    Bestattungsorte

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    Oettingen

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    Oettingen-Oettingen

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    Oettingen-Wallerstein

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    Oettingen-Spielberg

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    Siehe auch

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    Literatur

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    Commons: Oettingen (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern

    Einzelnachweise

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    1. Württembergisches Urkundenbuch, Bd. III, S. 472, Nr. N11 http://www.wubonline.de/?wub=533
    2. Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1, S. 490 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
    3. Meilensteine der Stadtgeschichte - Stadt Harburg. Abgerufen am 14. März 2021.
    4. Vgl. BSLK, S. 16 und S. 764.
    5. Bertold Picard: Mitten unter uns der tote Prinz. Franz Ludwig zu Öttingen-Wallerstein, gefallen in der Schlacht bei Hanau, bestattet in Großauheim. In: Hanauer Geschichtsverein 1844 1844 e. V.: Hanau in der Epoche Napoleons = Hanauer Geschichtsblätter 47. Hanau, o. J. [ca. 2015]. ISBN 978-3-935395-21-3, S. 279–293.