Halbdackel ist ein Schimpfwort, das als inhaltliche Steigerung des Schimpfworts Dackel („Blödsinniger“, „dummer, unbeholfener Mensch“) im Sinne von „schlimmer als Dackel“ zu verstehen ist[1] und ebenso wie die ungesteigerte Form[2] aus dem württembergischen Kerngebiet des Schwäbischen stammt.[3] Je nach dem situativen Kontext dient es als Ausdruck mitleidiger Geringschätzung oder als beleidigendes Schimpfwort.

Herkunft

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Während Dackel als Schimpfwort seit dem 18. Jahrhundert bezeugt ist[2] und zahlreiche Ableitungen (dackelig, dackelhaft, dackelhäftig, dackelmäßig, Dackelhaftigkeit)[1][2] und andere Steigerungsvarianten (Allmachtsdackel, E[he]dackel, Grasdackel, (im schwäbischen auch Wiese[n]walle[4]) Heudackel, Saudackel)[5] sowie die Verkleinerungsform Dackele (mitleidig für „schwachsinniges Kind“)[1][2] ausgebildet hat, ist die Steigerungsvariante Halbdackel erst in jüngerer Zeit lexikographisch erfasst. Das Wort ist spätestens seit dem Ende des 19. Jahrhunderts belegt[6] und wurde 1906 auch im württembergischen Landtag aktenkundig, als dort das „Hilfsschulwesen für Schwachbegabte“ beraten wurde und in diesem Zusammenhang ein Sachverständiger berichtete, dass die Hilfsschule im Volksmund geringschätzig als „Schule für Halbdackel“ oder „Dackelschule“ bezeichnet werde.[7]

„Ein Halbdackel wiegt entschieden schwerer als ein ganzer.“

Josef Eberle: Schwäbisch (1936)[8]

„Daß der Dackel ein anerkannt pfiffiges Tierchen ist, hindert den Sprecher nicht im geringsten, seinen Namen als Symbol der Dummheit zu gebrauchen. Zuweilen versteigt er sich sogar zu dem Superlativ „Halb-Dackel!“ Ja, Superlativ, denn mit Halbdackel ist nicht etwa ein geringerer Grad von Dummheit gemeint, sondern eine Steigerung.“

Hermann Strehle: Vom Geheimnis der Sprache (1956)[9]
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Wiktionary: Halbdackel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Beispielanalyse ID 0.05 (PDF-Datei; 22 kB) auf www.alternativ-grammatik.de, S. 5 mit Erklärung von „halb“ in steigernder Bedeutung

Einzelnachweise

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  1. a b c Hermann Fischer / Hermann Taigel, Schwäbisches Handwörterbuch, 3. erw. Aufl., Laupp / Mohr Siebeck, Tübingen 1999, S. 219 s.v. „Halb-dackel“, vgl. S. 481 s.v. „Blödsinniger“, S. 192 s.v. „Dackel“
  2. a b c d Hermann Fischer, Schwäbisches Wörterbuch, Band II, Laupp, Tübingen 1908, Sp. 11f. s.v. „Dackel“
  3. Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften: Werkzeug Sprache. Georg Olms Verlag, Hildesheim 1999, ISBN 3-487-10773-2, S. 124.
  4. Wiese-Walle gleich Gras-Dackel, Stuttgarter Nachrichten vom 15. Mai 2013
  5. Hermann Fischer / Hermann Taigel, Schwäbisches Handwörterbuch, 3. erw. Aufl., Laupp / Mohr Siebeck, Tübingen 1999, S. 28 s.v. „Allmachts-“, S. 128 s.v. „E-dackel“, S. 208 s.v. „Gras-dackel“, S. 235 s.v. „Heu-dackel“, S. 358 „Sau-dackel“
  6. „Wenn einer, wie er, ideale Gedanken habe und 'Halbdackel' vor sich sehe, müsse man irrsinnig werden“: am 18. April 1897 protokolliert bei der Aufnahme eines Patienten der Tübinger Psychiatrie, der den Ausdruck für die aus seiner Sicht geistig minderbemittelten Personen seines familiären Umfelds verwendet, wiedergegeben von R. Meyer, Beitrag zur Kenntniss der acut entstandenen Psychosen und der katatonischen Zustände, in: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten 32 (1899), S. 780–902, S. 824
  7. Verhandlungen der Württembergischen Kammer der Abgeordneten auf dem 36. Landtag in den Jahren 1904/1906, Protokoll-Band VII, Königliche Hofdruckerei zu Gutenberg (Carl Grüninger), 1906, S. 4669b (201. Sitzung, 23. Oktober 1906): „Ich muß da leider eine Bezeichnung zu ihrer Kenntnis bringen, die freilich nicht ganz schicklich ist, die aber das Urteil des Volkes über diese Schulen recht prägnant zum Ausdruck bringt. An manchen Orten wird nämlich gesagt, es sei eben eine Schule für Halbdackel, von einer anderen Gegend, wo solche Schulen ebenfalls eingeführt sind, wurde mir mitgeteilt, daß man sie 'Dackelschulen' nennt.“
  8. Sebastian Blau [d.i. Josef Eberle]: Schwäbisch, R. Piper & Co., München 1936 (Reihe Was nicht im Wörterbuch steht), S. 58
  9. Hermann Strehle, Vom Geheimnis der Sprache. Sprachliche Ausdruckslehre – Sprachpsychologie, Reinhart, München / Basel 1956, S. 135