Gutshaus Warchau

Herrenhaus im zu Rosenau gehörenden Dorf Warchau im Westen des Landes Brandenburg

Das Gutshaus Warchau (auch Herrenhaus) ist das zum ehemaligen Rittergut Warchau gehörende Herrenhaus im zu Rosenau gehörenden Dorf Warchau im Landkreis Potsdam-Mittelmark im äußersten Westen des Landes Brandenburg. Es ist als Baudenkmal ausgewiesen.[1] Zum Baudenkmal gehören ebenfalls die angebauten Nebengebäude und der Gutspark. Mit seinen Aufbauten aus dem späten 19. Jahrhundert wird es dem Heimatstil zugerechnet.

Gutshaus Warchau
Links das Gutshaus Warchau, rechts ein angebautes Nebengebäude

Links das Gutshaus Warchau, rechts ein angebautes Nebengebäude

Daten
Ort Warchau
Baustil Heimatstil
Koordinaten 52° 21′ 36,2″ N, 12° 20′ 48,2″ OKoordinaten: 52° 21′ 36,2″ N, 12° 20′ 48,2″ O

Geschichte Bearbeiten

 
Rittergut Warchau um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Seit dem 15. Jahrhundert war die Familie von Schildt Besitzer eines beziehungsweise zweier Rittergüter. Sie erhielt es als Lehen vom Erzbischof von Magdeburg Johann von Pfalz-Simmern. Nach 1650 ließ Chrysostomus von Schildt[2] das Gutshaus im Sil des Barock erbauen. Im Jahr 1820 kamen beide Rittergüter in Warchau an die Familie von Britzke. Diese ließ das bestehende Herrenhaus nach 1871 um einen Holzfachwerkaufbau im historistischen Heimatstil erweitern[3] und erfolgreich Landwirtschaft betrieb.[4] Namhafte Vertreter dieses Adelsgeschlechts vor Ort waren Bernhard Adolf Franz von Britzke, liiert mit Ida von Ziegler, dann deren Sohn Friedrich von Britzke mit seiner Ehefrau Lucie von Pieschel-Altenplatow sowie deren ältester Sohn Bernhard von Britzke, verheiratet mit in zweiter Ehe mit Franziska von Lübeck. Gutserbe wurde Bernhard jun. von Britzke, der 1941 im Krieg starb.[5] Die jeweiligen Gutsbesitzer übernahmen auch Aufgaben als Kommunalpolitiker[6] und stellten den Kirchenpatron.[7]

Bis 1945 blieben Rittergut und Gutshaus im Besitz der Familie von Britzke. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gutshaus samt Ländereien mit einer Fläche von 764 Hektar im Zuge der Bodenreform durch die sowjetische Verwaltung enteignet.[8] Die Ländereien wurden unter landloser und landarmer Bevölkerung aufgeteilt. Das Gutshaus und Nebengebäude wurden als Wohngebäude und als Kindergarten genutzt.[9][10] Aufgrund ausgebliebener Sanierungen sind die Gebäude in einem schlechten Zustand und sollen an private Investoren verkauft werden.

Bauwerke Bearbeiten

Gutshaus Bearbeiten

 
Die Nordfassade des Gutshauses

Das zweistöckige Gutshaus steht nach Süden traufständig an der Warchauer Dorfstraße 83. Das Gebäude besitzt einen Sockel, der noch teilweise einen Quaderputz zeigt. In ihm befinden sich einige rechteckige Kellerfenster. Das barocke Untergeschoss ist grau verputzt. Über einen einseitigen seitlichen Aufgang ist das zentrale Portal zu erreichen. Die Tür ist zweiflügelig mit einem Oberlicht. Das Portal ist vorspringend umrandet und ist mit einem klassischen Dreiecksgiebel überdacht. Beidseits dieses Giebels befindet sich ein Relief, das sich bis über die ersten Fenster zieht. Die beidseits zweiten Rechteckfenster befinden sich in leichten Vorsprüngen aus der Flucht. Diese und die seitlich des Hauptportals ersten Fenster besitzen gerade Überdachungen, die auf Konsolen ruhen. Die Oberkanten diese Überdachungen und die Unterkante des Dreiecksgiebels über dem Portal bilden mit einer schlichten Gesimskante eine horizontale Linie.

Der Aufbau mit dem Obergeschoss ist weitgehend mit Holzfachwerk gestaltet. Zentral über dem Südportal und den mittleren Fenstern befindet sich eine auffällige Loggia mit zwei Säulen. Diese Loggia weist kein Fachwerk auf und besitzt einen kombinierten Schweif- und Stufengiebel in dem zentral ein Ochsenauge eingearbeitet wurde. Seitlich der Loggia gibt es beidseits Fenster, die deutlich niedriger als jene im Untergeschoss gestaltet sind. Die Fenster wurden in einem mit Holzfachwerk konstruierten Bereich eingearbeitet. Oberhalb dieses und der Fenster befindet sich ein hölzernes Traufgesims. Unterhalb gibt es eine weitere schmale Dachschräge mit drei Lagen Biberschwänzen. Gleiches befindet sich unterhalb der Loggia. Diese schmalen Dachschrägen bilden eine zweite Traufe. Das zugehörige Traufgesims ist steinern.

An den Seiten der Südfassade wurden im Obergeschoss auffällige Fachwerkerker angebracht. Der westliche besitzt ein Walmdach und in der südwestlichsten Ecke einen turmartigen Aufsatz. Dieses Türmchen hat ein Zeltdach, welches stumpf endet und auf dem eine Laterne mit Haube aufgebracht wurde. Der östliche Erker hat einen überkragenden Dreiecksgiebel. Beide Erker werden von hölzernen und geschnitzten Konsolen getragen.

Die Fassade der Nordseite zum ehemaligen Gutshof beziehungsweise zum Gutspark ist beim Umbau im 19. Jahrhundert weniger verändert worden. Ein zentrales Portal wird über eine Freitreppe erreicht. Über dem Portal und den seitlich angrenzenden Fenstern befindet sich eine verzierte Überdachung, die ebenfalls von Konsolen getragen wird. Darüber gibt es ein Zwerchhaus mit einem Schweifgiebel als Teil des Obergeschosses. Holzfachwerk wurde auf dieser Hausseite nicht verbaut. Das Dach des Gebäudes ist mit Biberschwänzen eingedeckt. An den Giebelseiten wurden Nebengebäude angebaut.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Gutshaus Warchau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Denkmalliste Potsdam-Mittelmark (Memento vom 6. Januar 2016 im Internet Archive) (PDF; 21 kB). Eingesehen am 24. Dezember 2013.
  2. Ad. M. Hildebrandt: Vierteljahresschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. Hrsg.: Herold Verein. XI. Auflage. v. Schildt. Warchau. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1883, S. 36 f. (google.de [abgerufen am 13. Juni 2023]).
  3. Eintrag zu Herrenhaus Warchau in der privaten Datenbank Alle Burgen. Abgerufen am 16. September 2015.
  4. A. Delius: Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central-Vereins der Provinz Sachsen etc. 35. Auflage. Nr. № 1. 1878. Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1878, S. 11 (google.de [abgerufen am 13. Juni 2023]).
  5. Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert) 1973. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2014; Nachfolgeschaft des Gotha; Vorgänger des GGH ab 2015. Band XII, Nr. 55. C. A. Starke, 1973, ISSN 0435-2408, S. 82–83 (d-nb.info [abgerufen am 7. Januar 2022]).
  6. Handbuch der Provinz Sachsen. 1877. Band II, Kries Jerichow II. E. Baensch jun., Magdeburg 1877, S. 130 (google.de [abgerufen am 13. Juni 2023]).
  7. Haase, Hilbert (Hrsg.): Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen, der Grafschaften Wernigerode, Roßla und Stolberg. Mit Benutzung amtlicher Quellen. 10. Auflage. XXXX. (I. und II. Jerichow`scher Kreis), Ephorie Ziesar. Selbstverlag, Magdeburg 1882, S. 114 (google.de [abgerufen am 13. Juni 2023]).
  8. Schwarzbuch der Bodenreform – Enthaltene Gemeinden und Orte (Memento vom 6. Juni 2011 im Internet Archive)
  9. S. Kinder, H. T. Porada (Hrsg.): Brandenburg an der Havel und Umgebung. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Brandenburg an der Havel, Pritzerbe, Reckahn und Wusterwitz. Böhlau, Köln; Weimar; Wien 2006, S. 275 f. ISBN 3-412-09103-0.
  10. Frank Wängler: Feldsteinkirche, Herrenhaus und Tulpenbaum in Warchau. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Juli 2015; abgerufen am 25. April 2015.