Gustav Selter

Strick- und Häkelnadelhersteller in Deutschland mit Sitz in Altena-Dahle im Märkischen Kreis

Gustav Selter ist der älteste Strick- und Häkelnadelhersteller in Deutschland. Sitz des Unternehmens ist Altena-Dahle im Märkischen Kreis. Selter befindet sich in 6. Generation in Familienbesitz und wird seit 1994 als GmbH & Co. KG geführt. Es werden Strick- und Häkelnadeln im Vollsortiment unter dem Markennamen „addi“[3] gefertigt und in mehr als 50 Länder exportiert.

Gustav Selter

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Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1829
Sitz Altena
Mitarbeiterzahl 150 (1. Juni 2019)[1]
Umsatz 5,3 Mio. EUR (2008)[2]
Branche Nadelproduktion
Website www.addi.de
Verwaltungs- und Versandgebäude Hauptstraße 2–6

Geschichte Bearbeiten

Gegründet wurde das Unternehmen von Peter Heinrich Selter[4] im Jahr 1829 unter der Firma Peter Heinrich Selter als Stahlhäkelnadelhersteller. Die Betriebsstätte befand sich anfangs im Keller des ehemaligen Hauses „Lindenblatt“ nahe dem Brunnenplatz im Zentrum von Altena. Um 1870 erfolgte die Verlegung des Betriebes zur Nettestraße 91 in das Industrietal der Nette[5], die Umfirmierung in Gustav Selter und die Fertigung von nun auch Spezialnadeln und die Vernickelung von Metallen.[4] Am 12. Februar 1920 erfolgte die Eintragung in das Handelsregister des Amtsgerichts Altena.[6] Auslandskontakte knüpfte das Unternehmen in der zweiten und dritten Generation.[2]

Selter baute sich nach dem Zweiten Weltkrieg ab etwa 1950 durch die Produktion von Handwerkzeugen ein zweites Standbein auf. Die Produkte wurden in Folge zu technischen Werbemitteln entwickelt. 1955 erschien unter der Inhaberschaft von Gustav Adolf Selter der erste Unternehmenskatalog für das Strick- und Häkelsortiment, für diese Zeit eine Besonderheit. Es entstand der Markenname „addi“.[2] Addi war der Spitzname von Gustav Adolf Selter. In der Nachkriegszeit war der Vorname Adolf unbeliebt, so dass seine Frau Hella Selter den Markennamen Addi wählte.[7] In den 1960er-Jahren stieg das Unternehmen in die Kunststofffertigung ein.[4] 1971 übernahm Thomas Selter im Alter von 23 Jahren das Unternehmen von seinem Vater. Das Geschäft lief zu dieser Zeit schlecht.

 
Betriebsstätte Hauptstraße 13–15

Ende der 1970er-Jahre gab es einen Aufschwung, da Stricken wieder populär wurde. Thomas Selter verlegte den Sitz des Unternehmens nach Altena-Dahle. Im Jahre 1981 meldete das Unternehmen eine „Handarbeitsnadel zum Stricken und Webstricken, Häkeln und Webhäkeln“ zum Patent an. Diesem Antrag wurde 1985 entsprochen.[8] Mitte der 1980er-Jahre brach der Verkauf von Strick- und Häkelnadeln erneut ein.[9] Der Umsatz fiel um 50 Prozent.[10] Selter stieg Ende der 1980er-Jahre aufgrund der wirtschaftlichen Lage aus der tarifvertraglichen Bindung aus.[2]

Am 4. März 1994 wurde in das Handelsregister des Amtsgerichts Altena die Selter Verwaltungs-GmbH mit einem Stammkapital von 50.000 DM eingetragen.[11]

Bis in die 1990er-Jahre überlebte das Unternehmen durch Personalabbau und den Verkauf der selbst hergestellten technischen Werbemittel. Dann kam es wieder zu einem Aufschwung auf dem Markt für Selbstgestricktes. In den USA entstand die Bewegung „Warming up America“, es wurde ehrenamtlich für Obdachlose gestrickt.[9] Dies belebte auch in Deutschland den Markt durch Projekte wie „Ehrenamtlich für Bedürftige stricken“ oder auch „Frühchenstricken“. In den folgenden Jahren wurde das Personal wieder aufgestockt.

Mitte 2019 stellte das Unternehmen die Herstellung technischer Werbemittel ein, da es im Betrieb aufgrund der hohen Fertigungszahlen für Strick- und Häkelnadeln hierfür keine freien Kapazitäten mehr gab.[1] Die Beschäftigtenzahl betrug zu der Zeit rund 150 Mitarbeiter an zwei Standorten im Altenaer Ortsteil Dahle.[12]

Literatur Bearbeiten

  • Florian Langenscheidt, Peter Mey: Lexikon der deutschen Familienunternehmen – Rund 1.000 deutsche Familienunternehmen mit allen wichtigen Informationen zu Geschichte und gesellschaftlichem Engagement, Daten und Fakten. ISBN 978-3-8349-1640-2, S. 339/340.
  • Hans-Hermann Stopsack und Ulrich Biroth: Köpfchen zeigen ... Firmenbriefköpfe aus dem Märkischen Sauerland. Hrsg.: Heimatbund Märkischer Kreis. Verlag Fr. Staats GmbH, Lüdenscheid 1997, ISBN 3-926890-11-8, S. 114/115.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Gustav Selter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Selter.com: Abschied vom Werbeartikelmarkt, abgerufen am 25. Januar 2021.
  2. a b c d Lexikon der deutschen Familienunternehmen – Rund 1.000 deutsche Familienunternehmen mit allen wichtigen Informationen zu Geschichte und gesellschaftlichem Engagement, Daten und Fakten (Hrsg.): Florian Langenscheidt, Peter Mey. ISBN 978-3-8349-1640-2, S. 339/340.
  3. Deutsches Patent- und Markenamt: Informationen zur Marke „addi“, abgerufen am 25. Januar 2021.
  4. a b c Hans-Hermann Stopsack und Ulrich Biroth: Köpfchen zeigen ... Firmenbriefköpfe aus dem Märkischen Sauerland. Hrsg.: Heimatbund Märkischer Kreis. Fr. Staats GmbH, Lüdenscheid 1997, ISBN 3-926890-11-8, S. 114/115.
  5. Lokalstimme.de (Bericht von Carsten Menzel vom 16. Oktober 2019): Mörderischer Absturz, verrückter Aufschwung: 50 Jahren Industriegeschichte aus Altena, abgerufen am 25. Januar 2021.
  6. Unternehmensregister: HRA 3714, Amtsgericht Iserlohn (Suchoptionen: Selter, Altena), abgerufen am 25. Januar 2021.
  7. Was bedeutet eigentlich “addi”?, abgerufen am 25. Januar 2021.
  8. Patent DE3126451C2: Handarbeitsnadel. Angemeldet am 4. Juli 1981, veröffentlicht am 7. Februar 1985, Anmelder: Fa. Gustav Selter, Erfinder: Giesela Kretzschmar.
  9. a b Lokalstimme.de (Bericht von Carsten Menzel vom 12. Oktober 2019): Eine eckige Rundstricknadel als Verkaufshit: „Addi“-Nadeln aus Altena hält die halbe Welt in Händen, abgerufen am 25. Januar 2021.
  10. Deutschlandfunk (Firmenporträt vom 2. Mai 2014 von Leila Knüppel):Stricknadeln aus Altena gehen in die ganze Welt, abgerufen am 25. Januar 2021.
  11. Unternehmensregister: HRB 5374, Amtsgericht Iserlohn (Suchoptionen: Selter, Altena), abgerufen am 25. Januar 2021.
  12. Firmenstory: Gustav Selter feiert 190 Jahre. In: Handarbeit! Das Fachmagazin, bit-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen, Ausgabe 2-2019 (Sommer), E-Book, S. 32/33. Abgerufen am 26. Januar 2021.

Koordinaten: 51° 17′ 58″ N, 7° 45′ 8″ O