Gurob

archäologische Stätte in Ägypten

Gurob (auch Medinet Gurob, antiker Name: Merwer) ist eine archäologische Ausgrabungsstätte in Ägypten. Sie liegt am Eingang zum Fayum, nicht weit entfernt von El-Lahun und Hawara. Hier fanden sich Reste aus fast allen Epochen pharaonischer Geschichte. Der Ort besteht aus den Resten der eigentlichen Siedlung und einer umfangreichen Nekropole.

Teje (aus Gurob), Ägyptisches Museum Berlin (Inventar-Nr. 21834)

Gurob in pharaonischer Zeit

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Frau auf einem Sofa in Gurob (18. Dynastie), jetzt im Petrie Museum of Egyptian Archaeology – London

Die ältesten Gräber an diesem Ort datieren in die Zeit der Naqada-Kultur. Aus dem Alten Reich und der Ersten Zwischenzeit stammen Reste eines bescheidenen Friedhofes, der vielleicht einem bäuerlichen Dorf als Bestattungsort diente. Gurob erlangte dann vor allem im Neuen Reich an Bedeutung. Hier wurde unter Thutmosis III. eine bedeutende Palastanlage mit großen Palastgebäuden, großzügigen Wohnquartieren, Säulenhallen und Gartenanlagen errichtet. Diese bestand bis in die Ramessidenzeit und scheint eine Anlage gewesen zu sein, in der die Frauen und Kinder der Könige lebten. In der Literatur wird sie häufig als Haremspalast bezeichnet, in Wirklichkeit handelte es sich aber um einen Landsitz der königlichen Familie.[1]

Hier wurde der berühmte, jetzt in Berlin befindliche Kopf einer Statue von Königin Teje gefunden (siehe Bild). Am selben Ort scheint auch die hethitische Gemahlin von Ramses II. Maathorneferure gelebt zu haben, wie Papyri belegen, die sich hier fanden.

Archäologische Ausgrabungen bezeugen, dass die Palastanlage einst prachtvoll ausgestattet war. So konnten importierte Tongefäße aus der Ägäis und aus Syrien nachgewiesen werden, weitere Funde waren dunkelblaue Fayenceschalen, Alabastergeschirr, Schminkbehälter, Rasiermesser und persönliche Schmuckgegenstände wie Ringe, Halskettenperlen und Skarabäen.[1]

Gurob in späterer Zeit

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Nach dem Neuen Reich verlor der Ort an Bedeutung, die Nekropolen wurden aber noch bis in die römische Zeit benutzt.

Literatur

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  • Flinders Petrie: Kahun, Gurob, and Hawara. Paul / Trench / Trübner, London 1890 (online).
  • Flinders Petrie: Illahun, Kahun and Gurob. 1889-1890. Aris Philips, Warminster 1974, ISBN 0-85668-019-2 (Nachdruck der Ausgabe London 1891 (online)).
  • Guy Brunton, Reginald Engelbach: Gurob (= British School of Archaeology in Egypt / Egyptian Research account. Band 41). Quaritch, London 1927.
  • Darlene Gorzo: Gurob. In: Kathryn A. Bard (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18589-0, S. 358–62.
  • Margaret Serpico: Gurob. In: Janet Picton, Ivor Pridden (Hrsg.): Gurob, Sedment and Tarkhan (= Unseen Images. Archive Photographs in the Petrie Museum. Band 1). Golden House Publication, London 2008, ISBN 978-1-906137-04-5, S. 17–89.
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Einzelnachweise

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  1. a b Thomas Kühn: Amenhotep III. – Könige der Könige. In: Kemet Heft 4/2003. S. 5.

Koordinaten: 29° 12′ 0″ N, 30° 57′ 0″ O