Groupe d’exploitation de Lens-Liévin

Das Verbundbergwerk Lens-Liévin (fr: Groupe d'exploitation de Lens-Liévin) entstand 1953 sieben Jahre nach der Verstaatlichung der französischen Steinkohlenindustrie durch die Houlliers Bassin Nord – Pas-de-Calais (HBNPC) aus den bis dahin selbstständig arbeitenden Bergwerken Lens und Liévin unter Einbeziehung des Grubenfeldes von Vimy-Fresnoy.

Schacht Lens 18

Die Ausgangssituation

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Bis zur Zusammenlegung der Bergwerke von Lens (ursprüngliche Berechtsame 89,24 km²) und Liévin (ursprüngliche Berechtsame 41,45 km²) gab es nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bei beiden Bergwerken keine nennenswerten Still- und Zusammenlegungen von Schachtanlagen. Deshalb umfasste das Verbundbergwerk bei seiner Gründung folgende Betriebe zur Gewinnung und Förderung der Steinkohle:

 
Lens 11/19
Tabelle 1: Bergwerke und Schachtanlagen von Lens-Liévin 1952
Schacht Gemeinde Förderbeginn Förderende Übernahme durch Schachtanlage
Bergwerk Lens[1]
1 „Ste Élisabethe“ Lens 1852 1960 -
2/2bis „Grand-Conde“ Lens 1857 1972 11/19
3/3bis/3ter „St Amé“ Lens 1860/61 1960 -
4 „Louis Bigo“ Lens 1864 1961 11/19
5/5bis „Antoine Scrive“ Avion 1872/1897 1932 4
7/7bis „Léonard Danel“ Wingles 1879 1958 18
8/8bis „Auguste Descamps“ Vindin-le-Vieil 1883 1958 2
9/9bis „Théodore Barrois“ Lens 1884 1960 19
11 „Pierre Destombes“ Loos-en-Gohelle 1891 1986 -
12 „Edouard Bollaert“ Loos-en-Gohelle 1891 1967 11/19
13 „Élie Reumaux“ Hulluch 1902 1955 18
12 „Edouard Bollaert“ Loos-en-Gohelle 1891 1967 11/19
16/16bis „Albert Motte“ Loos-en-Gohelle 1909 1956 3
Bergwerk Liévin[2]
1/1bis/1ter Liévin 1858 1955 6
3/3bis/3ter Éleu-dit-Leauwette 1872 1958 6
4/4bis Avion 1890 1955 7
5/5bis Calonne-sur-Liévin 1858 1956 6
6/6bis Angres 1901 1984 -
7/7bis Avion 1914 1986 -

Wie die Vielzahl der 1952 aktiven Schachtanlagen zeigt, gab es in der Zeit des Wirtschaftswachstums und Energiehungers nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs seitens der HBNPC nur das Ziel, letzteren unter Beibehaltung der vorgefundenen Strukturen durch eine hohe Produktion von Steinkohle zu befriedigen.

Erweiterungen und Modernisierungen

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Deshalb standen nach der Fusion Modernisierungen und Straffungen bei den Förderstandorten im Fokus der HBNPC. Es waren die Ziele,

  • im Nordfeld von Lens die Magerkohle auf Schacht 18 zu Tage zu heben,
  • im Südfeld von Lens die Förderung der Fettkohle auf der Doppelschachtanlage 11/19 zu konzentrieren,
  • im Westfeld von Liévin die Kohle auf Schacht 6 und
  • im Ostfeld die auf Schacht 7 zu Tage zu heben.

Hierzu wurden zahlreiche Modernisierungen und Neubauten getätigt:

  • Im Jahr 1952 wurden die Fördergerüste über den Schächten 6 und 7 durch Vollwandgerüste mit übereinanderliegenden Seilscheiben und Koepeförderung ersetzt. Auf „Schacht 6“ wurden die Kohlen der Anlagen 1 (ab 1955), 5 (ab 1956) und 3 (ab 1958) zu Tage gehoben und per Transportband zur nahegelegenen Wäsche befördert[3]. „Schacht 7“ hob auch die auf 4/4bis geförderte Kohle zu Tage, bereitete diejenige mit einem Durchmesser von mehr als 20 mm vor Ort auf und transportierte die übrige in Waggons zur Zentralwäsche von Liévin[4].
  • Schon 1947 fasste die HBNPC den Plan, im Nordfeld des Bergwerks Lens eine Schachtanlage zu errichten, die die Magerkohle dieses Feldes zu Tage heben und die Schächte 3 und 4 von Meurchin, 7 und 7bis in Wingles, 13 in Hulluch und 8 von Bethune abzuwerfen. Als Fördergerüst war ein Doppelbock der deutschen Firma Seibert vorgesehen, die Teufe betrug 600 m. Das Projekt wurde einschließlich einer neuen Aufbereitung bis 1955 umgesetzt und danach bis 1976 betrieben[5].
  • „Schacht 19 Pierre Destombes“ im Südfeld wurde mit einem Durchmesser von 6,65 m und einer Teufe von 815 m in unmittelbarer Nähe zu „Schacht 11“ in Turmbauweise neu errichtet und übernahm sukzessive die Förderungen der Schächte 2, 3, 4 und 9 von Lens. Parallel hierzu wurde auf dem Gelände der Schachtanlage eine neue Wäsche für Fettkohle errichtet[6].
  • Bereits 1892 war durch Lens in Vendin-le-Vieil eine Zentralkokerei errichtet worden. Dieser günstig am Kanal der Deûle gelegene Standort wurde auch nach der Fusion mit Liévin beibehalten und die Kokerei 1963 auf neun Batterien mit insgesamt 193 Öfen modernisiert und erweitert. Damit konnten täglich 2700 t Koks hergestellt werden[7]
  • Hingegen wurde in den Neubau oder die Modernisierung von Elektrokraftwerken nicht mehr investiert. Das Kraftwerk von Liévin in Éleu-dit-Leauwette wurde bereits 1951[8] und das von Lens in Vendin-le-Vieil 1973 stillgelegt[9]

Die Situation im Jahr 1963

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Mit der Reduktion auf vier Förderstandorte, fünf Aufbereitungsanlagen und eine Kokerei war die Konsolidierung des Verbundbergwerkes abgeschlossen. Im Jahr 1964 wurden folgende Zahlen veröffentlicht[10]

Tabelle 2: Förderung 1963
Schacht Bergwerk Standort Übernahme von den Schächten Belegschaft unter Tage durchschnittl. Fördermenge pro Tag Nettoförderung pro Bergarbeiter und Tag
18 Lens Hulloch 7 und 13 2266 2947 t 1629 kg
19 Lens Loos-en-Gohelle 2, 3, 4, 12 5582 7978 t 1801 kg
6 Liévin Angres 1 und 5 2454 2815 t 1435 kg
7 Liévin Avion 4 2073 3256 t 1049 kg

Die Aufbereitung der geförderten Kohle erfolgte an vier Standorten[11]. Für das Jahr 1963 ergaben sich folgende Zahlen:

  • In der Zentralwäsche von Lens in Vendin wurden 2,506 Mio. t Fett- und Magerkohle aufbereitet.
  • Die Zentralwäsche von „Liévin 6“ in Angres verarbeitete 2,850 Mio. t Fettkohle.
  • In diesem Jahr bereitete die Wäsche von „Liévin 7“ 2,850 Mio. t Fettkohle auf.
  • Im mNordfeld gewonnene Magerkohle wurde nur in der Wäsche von „Lens 18“ in Hulluch aufbereitet. Die Produktion betrug dort 457.111 t.
  • Die Kapazität der Wäsche von „Lens 19“ in Loos-en-Gohelle für die Aufbereitung von Fettkohle betrug 1,238 Mio. t.

Die Fusion mit Bethune

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Im Jahr 1967 erfolgte der Zusammenschluss des Verbundbergswerks Lens-Liévin mit der Gruppe Bethune zum neuen Bergwerk Lens-Liévin-Bethune. Diesem Verbund, der nur einen Bestand von drei Jahren hatte, waren die Stilllegungen der Schachtanlagen von Béthune und Nœux vorausgegangen. In den neuen Zusammenschluss wurden daher nur das Chemiewerk in Mazingarbe und die Zentrale von Violaines übernommen[12].

Literatur

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  • Jean-Marie Minot, Didier Vivien: Pays & paysages industriels – Le groupe d'exploitation de Lens-Liévin, Les Editions de l’Escaut, o. O., 22023.

Einzelnachweise

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  1. Minot & Vivien, S. 168–220
  2. Minot & Vivien, S. 262–289
  3. Minot & Vivien, S. 274
  4. Minot & Vivien, S. 281
  5. Minot & Vivien, S. 318
  6. Minot & Vivien, S. 326 ff
  7. Minot & Vivien, S. 238
  8. Minot & Vivien, S. 296
  9. Minot & Vivien, S. 250
  10. Notre Mine. Jour & nuit, Nr. 134, November 1964, abgedruckt in: Minot & Vivien, S. 316 f
  11. Notre Mine. Jour & nuit Nr. 134, S. 5, in: Minot & Vivien 317
  12. Minot & Vivien, S. 315