Grün, grün, grün sind alle meine Kleider

deutsches Volkslied

Grün, grün, grün sind alle meine Kleider ist ein bekanntes deutschsprachiges Volkslied aus dem 19. Jahrhundert.[1]

Herkunft und Geschichte

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Das Lied ist seit dem 19. Jahrhundert in vielen Text- und Melodievarianten aus verschiedenen Gegenden des deutschsprachigen Raums bekannt. In der heute verbreiteten Form ist es seit 1870 überliefert.[2]

Die Textstrophen sind auch in dem Lied Liebe in allen Farben enthalten, das Hoffmann von Fallersleben und Ernst Richter in ihren Schlesischen Volksliedern (1842) veröffentlichten.[3] Beigegeben sind verschiedene Melodien, die sich von der heute bekannten Fassung unterscheiden, davon zwei mit den Herkunftsangaben „Bogschütz bei Oels“ bzw. „Aslau bei Bunzlau“.[3] Johann Lewalter veröffentlichte das Lied um 1890 mit ebenfalls abweichender Melodie in seinen Deutschen Volksliedern aus Niederhessen mit der Herkunftsangabe „aus Rengershausen“ (= Rengershausen (Baunatal)?).[4] Ein ähnliches Lied mit dem Textanfang Rot, rot, rot sind alle meine Kleider und anderer Melodie aus der Gegend von Kassel ist bei Erk-Böhme im Deutschen Liederhort überliefert.[5] Auch Abdrucke ähnlicher Volksliedtexte in Kärntner,[6] Schweizer[7] und ostpreußischen[8] Quellen (jeweils ohne Melodien) bezeugen die weite Verbreitung des Liedes.

Das Lied verbindet Liebeslyrik mit dem Lob auf verschiedene Berufsstände. Farbsymbolik in Liebeslyrik ist seit dem Spätmittelalter bekannt, etwa in dem Lied Nach grüner Farb mein Herz verlangt aus dem 15. Jahrhundert[9] oder in dem Lied Eyn suberlich lytlin.[10] Weitverbreitet sind auch Volks- und Kinderlieder über die Arbeitswelt,[11][12][13] obwohl Lieder, die mehrere Berufsgruppen behandeln wie Wer will fleißige Handwerker sehen,[14] eher selten sind. Grün, grün, grün verbindet beide Traditionen und ordnet den Berufen jeweils typische Farben zu. Somit dient das Lied pädagogisch der Farberkennung und deren Zuordnung. So wird in der 1. Strophe bei grünen Kleidern der Jäger, oder in der 2. Strophe bei roten Kleidern der Reiter genannt. Es gibt noch vier weitere Strophen.

Die Assoziation von Farben zu Berufen ist motivisch verwandt mit den Liedern Die liebe Farbe[15] und Die böse Farbe[16] aus dem Zyklus Die schöne Müllerin von Wilhelm Müller (Text, 1821) und Franz Schubert (Musik, 1823).[17]

Rezeption

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Das Lied diente im 19. Jahrhundert häufig als Tanzlied.[2] Heute wird es in Kindergärten und Grundschulen gesungen, oftmals als bewegtes Singspiel in der Form, dass einem Kind eine Farbe zugeteilt wird und dieses singt (bei Grün): Grün, grün, grün sind alle meine Kleider. Das nächste Kind, dem Rot zugeteilt wird, singt: Rot, rot, rot sind alle meine Kleider.

Melodie und Text

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1. Strophe
Grün, grün, grün sind alle meine Kleider;
grün, grün, grün ist alles was ich hab.
Darum lieb ich alles was so grün ist,
weil mein Schatz ein Jäger ist.

2. Strophe
Rot, rot, rot sind alle meine Kleider,
rot, rot, rot ist alles was ich hab.
Darum lieb ich alles was so rot ist,
weil mein Schatz ein Reiter ist.

3. Strophe
Blau, blau, blau sind alle meine Kleider,
blau, blau, blau ist alles was ich hab.
Darum lieb ich alles was so blau ist,
weil mein Schatz ein Matrose ist.

4. Strophe
Schwarz, schwarz, schwarz sind alle meine Kleider,
schwarz, schwarz, schwarz ist alles was ich hab.
Darum lieb ich alles was so schwarz ist,
weil mein Schatz ein Schornsteinfeger ist.

5. Strophe
Weiß, weiß, weiß sind alle meine Kleider,
weiß, weiß, weiß ist alles was ich hab.
Darum lieb ich alles was so weiß ist,
weil mein Schatz ein Müller ist.

6. Strophe
Bunt, bunt, bunt sind alle meine Kleider,
bunt, bunt, bunt ist alles was ich hab.
Darum lieb ich alles was so bunt ist,
weil mein Schatz ein Maler ist.

Literatur

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Fußnoten

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  1. Grün, grün, grün sind alle meine Kleider. In: lieder-archiv.de. Abgerufen am 14. Juli 2013 (deutsch).
  2. a b Theo Mang, Sunhilt Mang (Hrsg.): Der Liederquell. Noetzel, Wilhelmshaven 2007, ISBN 978-3-7959-0850-8, S. 673 f.
  3. a b August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Ernst Richter: Schlesische Volkslieder mit Melodien: aus dem Munde des Volks. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1842, S. 104 f. (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  4. Johann Lewalter: Deutsche Volkslieder. In Niederhessen aus dem Munde des Volkes gesammelt, mit einfacher Klavierbegleitung, geschichtlichen und vergleichenden Anmerkungen. 5 Hefte in einem Band. Hamburg 1890–94. Reprint: Olms, Hildesheim 1982, ISBN 3-487-05369-1, Heft 2, S. 60 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Ludwig Erk, Franz Magnus Böhme (Hrsg.): Deutscher Liederhort. Band 3. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1894, (Nachdruck: Olms, Hildesheim 1963), S. 568 f. (Digitalisat).
  6. Valentin Pogatschnigg, Emanuel Herrmann: Deutsche Volks-Lieder aus Kärnten. 2. Band. Pock, Graz 1870, S. 185 f. (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  7. Ludwig Tobler: Schweizerische Volkslieder mit Einleitung und Anmerkungen. Band 1. Huber, Frauenfeld 1882, S. 163 (online).
  8. Elisabeth Lemke: Volkstümliches in Ostpreussen. Band 1. Harich, Mohrungen 1884. Reprint: Olms, Wiesbaden 1978, ISBN 3-487-06585-1, S. 147 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Nach grüner Farb mein Herz verlangt
  10. Johann Karl von Fichard: Frankfurtisches Archiv für ältere deutsche Litteratur und Geschichte. Band 3. Gebhard und Körber, Frankfurt am Main 1815, S. 287–289 (Digitalisat).
  11. Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Kinderlieder. Melodieausgabe. Schott, Mainz 1997, 2010, ISBN 978-3-254-08370-8, S. 178–210.
  12. Anton Hofer: Sprüche, Spiele und Lieder der Kinder (= Corpus musicae popularis Austriacae. Band 16). Böhlau, Wien 2004, ISBN 3-205-98857-4, S. 116–128.
  13. Anne Diekmann (Hrsg.), Tomi Ungerer (Illustr.): Das große Liederbuch. Diogenes, Zürich 1975, ISBN 3-257-00947-X, S. 30–43.
  14. Wer will fleißige Handwerker sehn
  15. Wilhelm Müller: Die liebe Farbe
  16. Wilhelm Müller: Die böse Farbe
  17. Heinz Rölleke (Hrsg.): Das Volksliederbuch. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1993, ISBN 3-462-02294-6, S. 335.