Goreangab-Damm

Talsperre in Namibia

Der Goreangab-Damm (englisch Goreangab Dam) ist eine Talsperre im Nordwesten von Windhoek, der Hauptstadt von Namibia. Sie ist Teil der Vorstadt Goreangab. Der Stausee wird vom Trockenfluss bzw. Rivier Arebbusch River gespeist. Der Abfluss wird Otjiseru genannt.

Goreangab-Damm
Goreangab-Damm
Goreangab-Damm
Goreangab-Damm
Lage Windhoek, Namibia Namibia
Zuflüsse Arebbusch River
Abfluss Otjiseru
Größere Orte am Ufer Windhoek
Goreangab-Damm (Namibia)
Goreangab-Damm (Namibia)
Koordinaten 22° 31′ 43″ S, 17° 0′ 33″ OKoordinaten: 22° 31′ 43″ S, 17° 0′ 33″ O
Daten zum Bauwerk
Sperrentyp Gewichtsstaumauer
Kraftwerksleistung kein Kraftwerk
Daten zum Stausee
Speicherraum 3,6 Millionen m³
Goreangab-Damm aus der Vogelperspektive
Goreangab-Damm aus der Vogelperspektive

Der Goreangab-Damm entstand im Jahr 1958[1][2] und hat ein Stauvolumen von 3,6 Millionen Kubikmetern[1].

Seit 1967 steht der Goreangab-Damm in unmittelbarem Zusammenhang mit einer Wasseraufbereitungsanlage, der Goreangab Water Reclamation Plant, welche damals durch die Stadt Windhoek in Auftrag gegeben und finanziert wurde, um den knappen Wasserressourcen der Stadt entgegenzuwirken. Diese, dem Stausee vorgelagerte, Wasseraufbereitungsanlage ist bis heute die einzige Anlage ihrer Art weltweit, welche kommunale Abwässer für deren unmittelbare Nutzung als Trinkwasser aufbereitet.[2][3][4] Die Anlage wurde zuletzt 2002 auf den technologisch neuesten Stand gebracht.[3] 2006 erhielt die Goreangab Water Reclamation Plant die Zertifizierung nach ISO 9001.[5]

Vorgeschichte und Entstehung Bearbeiten

Der ursprüngliche Grund für die Entstehung einer Siedlung an Stelle des heutigen Windhoek war unter anderem die Tatsache, dass es hier sowohl kalte als auch heiße Wasserquellen gab. Mit zunehmendem Bevölkerungswachstum nahm auch die Ausbeutung dieser Wasserressourcen zu. Außerdem wurden über die Jahrzehnte hinweg viele neue Brunnen gegraben. Als Folge hieraus sank der Grundwasserspiegel bald ab, so dass, bereits 1912, noch zur Zeit von Deutsch-Südwestafrika, ein erster Brunnen mittels Tiefenbohrung hergestellt werden musste.[2]

Bevor der Avis-Damm im Jahr 1933 mit einem Wasservolumen von 2,4 Millionen Kubikmetern geschaffen wurde, blieb das Grundwasser die einzige Wasserressource Windhoeks. Weil der Avis-Damm jedoch über ein sehr kleines Einzugsgebiet verfügt und daher in vielen Jahren witterungsbedingt überhaupt kein Wasser zur Verfügung stellen konnte, wurde 1958 der Goreangab-Damm angelegt. Heute hat der Goreangab-Damm den Avis-Damm als Wasserspeicher der Stadt Windhoek weitestgehend abgelöst: Der Avis-Damm wird derzeit nur noch als Erholungsgebiet genutzt.[2]

Bis in die Mitte der 1980er Jahre wurde der See vor allem von Windhoekern für Wassersportveranstaltungen, darunter Segeln genutzt.[6] Mit Eingliederung in das Stadtgebiet und Ausbreitung der Wohnviertel ging die Freizeitnutzung jedoch komplett zurück.

Aktuelle Entwicklungen Bearbeiten

Windhoek River Walk Project Bearbeiten

Unter private Initiative ist im Rahmen des Windhoek River Walk Project einen 20 Kilometer langen Wanderweg im Klein-Windhoek-Rivier von Goreangab bis zum Avis-Damm vorgesehen. Dieser soll befestigte Lauf- und Radwege sowie weitere Einrichtungen einschließen. Hierfür sind Ausgaben in Höhe von 150 Millionen Namibia-Dollar eingeplant.[7]

Wasserqualität Bearbeiten

 
Agglomeration um den Goreangab-Damm

Im Zuge des schnell voranschreitenden Bevölkerungswachstums in der Agglomeration Windhoek ist es in letzter Zeit zu einer immer größeren Herausforderung geworden, die hohe Wasserqualität des Goreangab-Damms zu bewahren. Insbesondere die rasante Ausdehnung von großflächigen Slums in der Peripherie der Großstadt tragen hierbei zur verstärkten Belastung des Wassers bei[8]. Seit etwa 1990 ist eine kontinuierliche Verschlechterung der Wasserqualität des Stausees zu beobachten.[9]

Goreangab Waterfront Projekt Bearbeiten

Seit Mitte 2009 planen Investoren den Bau einer Waterfront am Goreangab-Damm. Diese soll Restaurants, Geschäfte, Schulen und Ärzte beheimaten.[10] Laut Projektleitung soll diese wirtschaftliche Aufwertung des Stausees angeblich mehr als 4000 Arbeitsplätze innerhalb von 4 Jahren schaffen und maßgeblich zum Prestige des unmittelbar benachbarten, dicht bevölkerten Windhoeker Stadtteils Katutura beitragen. Als Kunden der neuen Einkaufszentren sollen besonders die Bewohner Katuturas, welche derzeit ihren Einkäufen vor allem im Stadtzentrum von Windhoek nachgehen, gewonnen werden, indem diesen Menschen eine nahe an ihrem Wohnort gelegene Alternative geboten wird.[11]

Penduka Cultural Centre Bearbeiten

Am Goreangab-Damm befindet sich seit mehr als 20 Jahren das Selbsthilfe-Zentrum Penduka Cultural Centre, wo Frauen Handarbeiten, Kunstgegenstände sowie Möbel aus Pappmaché zum Verkauf anbieten. Zur Zeit beschäftigt der Penduka Cultural Centre 100 Mitarbeiter, wobei mehr als 4000 Menschen von der Arbeit dieses Selbsthilfe-Zentrums auf finanzieller Ebene profitieren (2010).[12] Der Penduka Cultural Centre wurde ursprünglich von einer Holländerin gegründet und hilft Frauen, ein finanziell unabhängiges Leben zu führen. Unter anderem sind hier viele Frauen mit Gehbehinderungen beschäftigt. Außerdem tut das Zentrum viel für AIDS- und Tuberkulose-Kranke, also im Hinblick auf die beiden Krankheiten, welche in Namibia derzeit das größte Gesundheitsproblem darstellen.

Der Penduka Cultural Centre ist ein erklärter Gegner der geplanten Goreangab Waterfront, da die gemeinnützige Organisation negative Auswirkungen der geplanten Entwicklungen auf ihre Arbeit befürchtet. Die Leitung des Goreangab Waterfront-Projektes vertritt hingegen die Auffassung, dass auch der Penduka Cultural Centre von den geplanten Entwicklungen rund um den Goreangab-Damm nachhaltig profitieren wird. In jüngster Zeit wurde von Seiten des Penduka Cultural Centre vergeblich versucht, das Land, auf welchem sich das Zentrum befindet, zu kaufen.[12]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Francois van Rensburg: Urban Water Security in the City of Windhoek. Sustainability Institute, 2006, (Masterarbeit). (online abrufbar).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Namweb.net: Chronology of Namibian History@1@2Vorlage:Toter Link/www.namweb.net (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. a b c d P.L. Du Pisani: Direct Reclamation of potable water at Windhoek's Goreangab reclamation plant. 2005, PDF
  3. a b City of Windhoek: Water Reclamation. (Memento vom 28. Oktober 2008 im Internet Archive)
  4. M. Boucher u. a.: Worcester Polytechnic Institute: Public Perception of Windhoek's Drinking Water and its sustainable Future. 2011.
  5. Vorzeigemodell für Wasseraufbereitung. In: Allgemeine Zeitung. 2006.
  6. #Albi Brückner – Der Süden Namibias lag ihm besonders am Herzen. Gondwana Collection Namibia, 4. Februar 2017.
  7. New urban design for Goreangab Dam. New Era, 28. Oktober 2014, abgerufen am 31. Oktober 2014.
  8. Allgemeine Zeitung (Namibia, 2003): Schwer belastet [1]
  9. J.G. Menge u. a.: Occurence and removal of Giardia and Cryptosporidium at Goreangab Reclamation Plant. 2001, PDF
  10. Goreangab.co.tv@1@2Vorlage:Toter Link/goreangab.co.tv (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. abgerufen am 22. Juni 2011
  11. Informanté (Namibia, 2010): Goreangab waterfront to create more than 4,000 jobs. (Memento vom 21. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
  12. a b Goreangab 'waterfront' project not well received. In: The Namibian. Namibia, 2010.