Georg Vischer (Maler)

deutscher Maler

Georg Vischer (* vor 1595 in Riedlingen; † nach 1637 in München) war ein deutscher Maler und Hofmaler von Maximilian I. in München.

Dürer-Vischer-Vergleich, Geißelung Christi

Mit seinen Kopien und zeitgemäßen Interpretationen der Werke von Dürer gehört er (neben Hans Hoffmann u. a.) zu jener Gruppe, welche die Kunsthistoriker heute unter dem Begriff der „Dürer-Renaissance“ zusammenfassen und sich im Zeitraum von ca. 1575 bis 1650 manifestierten.

Leben Bearbeiten

Seine Vita ist in der Literatur schwer zu fassen, zumal er oft mit dem zeitgleichen Maler Johann Georg Vischer (1580–1643) aus Augsburg verwechselt wird.

Die erste nachweisliche Arbeit von Vischer ist eine datierte Zeichnung aus dem Jahr 1613 nach Bartholomäus Spranger, welche er in München als Schüler angefertigt hat. Seine Meistertitel bekam er 1621 in München.[1]

Seine Position als Hofmaler des Herzogs Maximilian I. von Bayern, ist jedenfalls auch mit 1621 gesichert. Maximilian I. war ein bekannter Sammler und Verehrer von Dürer und versuchte mit großen Erfolg seine Sammlung durch Kopien oder durch den Tausch von Kopien gegen die Originale zu erweitern. Der heute so umfangreiche Bestand an Dürer Werken in der Alten Pinakothek geht wohl auf dieses Handeln zurück. Vischer half dabei die gewünschten Werke herzustellen und hatte dazu als einziger Hofmaler auch Zugang zu den vielen Originalen, wodurch sein außergewöhnliches Können als Kopist und Neuinterpret von Dürer unter anderem zu begründen ist. Manche seiner Werke sind so vortrefflich, dass sie lange Zeit als Original galten und es wird auch angenommen, dass nach wie vor Werke die noch heute Dürer zugeordnet werden, von ihm stammen.

In seinen Fähigkeiten ist er mit dem Dürer Kopisten Hans Hoffmann vergleichbar, der in Nürnberg bzw. Prag eine Generation zuvor wirkte. Doch geht Vischer oftmals weiter und erschafft Ölgemälde, welche zuvor nur als Holzschnitt von Dürer bekannt waren, wie es am Beispiel der Geißelung Christi gut nachvollzogen werden kann.

Georg Vischer
Christus und die Ehebrecherin

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In seinem wohl berühmtesten Werk Christus und die Ehebrecherin, aus dem Jahr 1637 geht er sogar noch einen Schritt weiter und schafft durch additive Komposition von meisterlichen Vorbildern und der Verwendung des Selbstbildnisses von Dürer aus dem Jahr 1500 für die Figur von Jesus eine gottähnliche Hochstellung des Meisters. In diesem Bild hat sich Vischer dreimal mit einem Selbstporträt aus verschiedenen Perspektiven verewigt.[2]

Vischer erwarb 1629 ein Haus in der Neuhauser Straße in München, welches später mit zwei andern Häusern links und rechts von ihm, dem Bürgersaal Platz machen musste. Dieses Haus erbte sein Sohn Thomas Vischer, der auch Maler war, im Jahr 1637.[3]

Werke Bearbeiten

 
Kreuztragung Christi
  • Christus wird dem Volk präsentiert, Zeichnung, MET – Inv.Nr.: 1999.309.[4]
  • Ecce homo, Zissska & Lacher, Buch und Kunstauktionshaus, Auktion 71, Lot 3042, 7.–9. November 2018.[5]
  • Ecce homo. Staatsgalerie Stuttgart – Inv.Nr.: C 166.
  • Kreuztragung Christi. Alte Pinakothek – Inv.Nr.: 635.[6]
  • Die Gefangennahme Christi. 1633, Alte Pinakothek – Inv.Nr.: 703.[7]
  • Vier Apostel. 1626, Museen der Stadt Nürnberg, Gemälde- und Skulpturensammlung / Albrecht-Dürer-Haus.
  • Die Geißelung Christi. Dorotheum, Alte Meister, 17. Oktober 2017 Lot 22 / Privatbesitz Wien.[8]
  • Christus und die Ehebrecherin, 1637, Alte Pinakothek – Inv.Nr.: 1411.
  • Die zwölf Apostel. Alte Pinakothek – Inv.Nr.: 1412.[9]

Literatur Bearbeiten

  • Georg Kaspar Nagler: Vischer oder Fischer, Johann Georg. In: Neues allgemeines Künstler-Lexicon oder Nachrichten von dem Leben und Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinarbeiter, etc. Band 20: Veit, Ph.–Vouet. E. A. Fleischmann, München 1850, S. 368–369 (Textarchiv – Internet Archive – Lebensdaten hier; geboren 1580 zu Augsburg, gestorben 1643).
  • Ernst Förster: Joh. Georg Fischer. In: Geschichte der deutschen Kunst. Leipzig, Verlag, Weigel, 1860, S. 37.
  • Georg Kaspar Nagler: Johann Georg Vischer. In: Die Monogrammisten und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben [und] c. bedient haben. Band 3: GK–DIL. Verlag Georg Franz, München, 1863, S. 134–135.
  • Andreas Andresen: Georg Vischer. In: Der deutsche Peintre-Graveur oder die deutschen Maler als Kupferstecher. Fünfter Band, Verlag Alexander Danz, Leipzig, 1878, S. 123–126 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Vischer, Georg. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 34: Urliens–Vzal. E. A. Seemann, Leipzig 1940, S. 416 (biblos.pk.edu.pl).
  • Gisela Goldberg, Barbara Heine: Georg Vischer. In: Dürer-Renaissance. Sonderausstellung Alte Pinakothek München. 7. Mai – 29. August 1971. Verlag Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, 1971, S. 14, 15, 18–21.
  • Thomas Schauerte, Gewinn im Verlust, Johannes (?) Vischer: Albrecht Dürers „Vier Apostel“ in Kopien von 1627, Die museen der stadt nürnberg präsentieren das Schaustück des Monats, Verlag museen der stadt nürnberg, Nürnberg, August 2012 (museen.nuernberg.de PDF; 693 kB).
  • Stijn Alsteens, Freyda Spira: Georg Vischer. In: Dürer and Beyond: Central European Drawings, 1400–1700. MetPublications, 2012, S. 185–188 (metmuseum.org).
  • Katharina Frank: Georg Vischer. In: Die biblischen Historiengemälde der Cranach-Werkstatt: Christus und die Ehebrecherin als lehrreiche ›Historie‹ im Zeitalter der Reformation. Verlag arthistoricum.net, 2019, ISBN 3-947449-33-X, S. 211, 221, 222, 251.

Mögliche Abgrenzung zu Georg Johann Fischer (Freskenmaler):

  • Joseph von Hormayr: Georg Fischer. In: Die geschichtlichen Fresken in den Arkaden des Hofgartens zu München. Verlag: Mchn Franckh, 1831, S. 26–28.
  • Georg Kaspar Nagler: Fischer Johann Georg. In: Neues allgemeines Künstler-Lexicon oder Nachrichten von dem Leben und Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinarbeiter, etc. Vierter Band: Dument-Gallimard. Verlag E. A. Fleischmann, München 1837, S. 354.
  • Joseph Meyer: Georg Fischer Maler. In: Das große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände. Zehnter Band, Verlag des bibliographischen Instituts, Hildburghausen 1847, S. 363.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Stijn Alsteens, Freyda Spira: Georg Vischer. In: Dürer and Beyond: Central European Drawings. S. 185.
  2. Sabine Engel: Ikonische Grenzverläufe: „Tizians Porträt der Laura Dianti. Aneignung und Transformation zwischen Orient und Okzident“, IMAGE: Zeitschrift für interdisziplinäre Bildwissenschaft, Ausgabe 28, Juli 2018, Seite 135 (Anmerkung S. Engel verweist hier auf die Ähnlichkeit mit dem der „Kartenspielern von Robert Walker“. Dieses Werk, ebenso 1637 entstanden, ist aber in der Qualität minderwertiger, sodass die Herkunft bei Vischer anzusehen ist).
  3. Anton Baumgartner: Polizey-Uebersicht von München: vom Monat Dezember 1804 bis zum Monat April 1805; Erläuterung der Kupferbylagen Nro. L, Bürgersaal in der Neuhausergasse, Verlag Joseph Zängl, München, 1805, S. 307–308.
  4. Christ Presented to the People metmuseum.org.
  5. Vischer, Georg (Riedlingen um 1595 – nach 1637 München). live.zisska.de.
  6. Kreuztragung Christi. sammlung.pinakothek.de.
  7. Die Gefangennahme Christi. sammlung.pinakothek.de.
  8. Die Geißelung Christi. dorotheum.com.
  9. Die zwölf Apostel. sammlung.pinakothek.de.