Güneş (Tageszeitung)

türkische Boulevardblatt

Güneş (deutsch Sonne) ist eine türkische Boulevardzeitung[2] mit Sitz in Istanbul. Sie unterstützt seit der Übernahme durch die Esmedya-Gruppe des Unternehmers Ethem Sancak offen Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan und die Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP).[3][4][5] Das Motto der Zeitung lautet Halkın Cesur Gazetesi (Die mutige Zeitung des Volkes).

Güneş

Beschreibung Türkische Tageszeitung
Verlag Esmedya
Hauptsitz Bahariye Cad. No. 31, Küçükçekmece/Istanbul
Erstausgabe 19. Februar 1982
Erscheinungsweise täglich
Verkaufte Auflage 104.630 Exemplare
(Januar 2017[1])
Chefredakteur Turgay Güler
Herausgeber Ahmet Bayraktutar
Weblink Güneş

Geschichte Bearbeiten

Gegründet wurde Güneş von Ömer Çavuşoğlu und Ahmet Kozanoğlu; die erste Ausgabe erschien am 19. Februar 1982. Später wurde die Zeitung von Asil Nadir aufgekauft. Zum 6. März 1992 wurde das Erscheinen aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.[6]

Çukurova-Ära (1994–2013) Bearbeiten

Am 4. Februar 1997 erschien die Zeitung erneut, nun herausgegeben vom Unternehmer Mehmet Emin Karamehmet und seiner Çukurova Holding.[7] Unter Murat Büyükçelebi, der die Chefredaktion übernahm, bekam das Blatt eine laizistisch-kemalistische Ausrichtung. Zu den prägenden Autoren gehörte der prominente alevitische Autor Riza Zelyut. Nachdem die AKP im Jahr 2002 an die Regierung gekommen war, nahm das Blatt eine oppositionelle Haltung ein.[7]

Als die Çukurova-Gruppe in finanzielle Schwierigkeiten geriet und die Behörden deren Chef Karamehmet Betrug vorwarfen, wurde die Mediensparte im Mai 2013 der staatlichen Treuhandanstalt TMSF übereignet, um so Schulden des Konzerns zu begleichen.[8]

Sancak-Ära (2013–2017) Bearbeiten

Im November 2013 verkaufte die Treuhandanstalt Güneş zusammen mit der Zeitung Akşam und dem Fernsehsender Skyturk 360 für 62 Millionen US-Dollar an den Unternehmer Ethem Sancak,[9][10] der als Vertrauter von Staatspräsident Erdoğan gilt.[5] Die in Sancaks Besitz befindlichen Medien, zu denen ferner die Zeitung Star und der Sender 24 gehören, wurden unter dem Dach der Türkmedya (ab 2016: Esmedya) zusammengefasst.

Bald darauf, anlässlich der Korruptionsermittlungen im Dezember 2013, kam es zwischen der neuen Unternehmensführung und dem langjährigen Chefredakteur Murat Büyükçelebi zu Spannungen über die Ausrichtung des Blattes.[11][12] Im März 2014 wurde dieser schließlich abgesetzt. Anlass war die Beerdigung von Berkin Elvan, einem 15-Jährigen, der im Zusammenhang mit den Gezi-Protesten von einem Tränengasgeschoss der Polizei verletzt worden und nach neun Monaten im Koma verstorben war. Die neue Konzernführung fand die Berichterstattung als zu regierungskritisch.[11][12] Neuer Chefredakteur wurde Murat Kelkitlioğlu, langjähriger Autor der AKP-nahen Tageszeitung Yeni Şafak.

Im Februar 2015 wechselte dieser innerhalb der Esmedya-Gruppe auf den Posten des Chefredakteurs von Akşam,[13] deren Autor Turgay Güler wiederum sein Nachfolger bei Güneş wurde.

Yeşildağ-Ära (seit 2017) Bearbeiten

Der türkische Unternehmer Zeki Yeşildağ, der gute Beziehungen zu Erdogan unterhält[14] kaufte 2017 mehrere Zeitungen, unter anderem Güneş. Der Verkauf der gedruckten Ausgabe wurde am 31. Dezember 2019 eingestellt, obwohl das Blatt noch als Beilage zur Tageszeitung Akşam vertrieben wird. Die Online-Ausgabe wird weiterhin publiziert.[15]

Trivia Bearbeiten

  • Am 7. Juni 2013, zum Höhepunkt der Gezi-Proteste, war Güneş – neben Sabah, Zaman, Habertürk, Star, Türkiye und Yeni Şafak – eine von sieben Tageszeitungen, die mit der identischen Schlagzeile, einer Äußerung des damaligen Ministerpräsidenten Erdoğan zu den Protesten, erschien. Kritiker werteten dies als Zeichen einer direkten Einflussnahme der Regierung.[16]
  • Nach dem Terroranschlag in Manchester am 22. Mai 2017, bei dem ein Attentäter ein Konzert für Kinder und junge Erwachsene als Ziel ausgesucht hatte und 22 Menschen sowie sich selbst tötete, hieß die Günes den Anschlag gut, da der Westen unter anderem Anhänger der Gülen-Bewegung unterstütze.[19]

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Durchschnittlich verkaufte Auflage in der Woche vom 16. bis 22. Januar 2017 gemäß Medya Tava (Memento des Originals vom 2. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.medyatava.com.
  2. Ruken Baris: The Turkish Media Landscape European Media Governance: National and Regional Dimensions Georgios Terzi, Intellect Books, 2007. ISBN 9781841501925
  3. Eren Caylan: Das Medienimperium der AKP, die tageszeitung, 3. Mai 2016.
  4. Aufschrei der Empörung gegen Erdogan, Bild.de, 1. November 2016.
  5. a b Oliver Mayer-Rüth: Türkische Medien – zu nah dran an Erdogan? Tagesschau.de, 27. Oktober 2016
  6. Güneş Gazetesi Hakkında Gazeteler.org
  7. a b Federation of American Scientists: Turkey – Guide to Major Turkish Daily Newspapers 2008
  8. TMSF Akşam Gazetesi ve Digitürk'e el koydu, Radikal, 23. Mai 2013.
  9. Akşam ve Skyturk 360, Ethem Sancak'ın oldu, T24, 21. November 2013.
  10. State-seized media assets of Çukurova conglomerate sold to businessman Ethem Sancak, Hürriyet Daily News, 22. November 2013.
  11. a b "Güneş'te görev değişimi!" Medya Sokağı, 14. März 2014.
  12. a b "Güneş’te 17 Aralık operasyonu", Diken, 15. März 2014
  13. Akşam gazetesinin yeni genel yayın yönetmeni Murat Kelkitlioğlu, T24, 16. Februar 2015.
  14. Zeki Yeşildağ kimdir? Milli Gazete. 5. Juni 2021. Abgerufen am 29. April 2022
  15. | Türk Medya Group Media Ownership Monitor Turkey
  16. 7 Gazete, 1 Genel Yayın Yönetmeni, Bianet, 7. Juni 2013.
  17. Susanne Güsten: Massaker in Nachtclub am Bosporus, Stuttgarter Nachrichten, 1. Januar 2017.
  18. Güneş'in genel yayın yönetmeni Memet Ali Alabora'yı hedef gösterdi, Birgün, 1. Januar 2017.
  19. Erdogan-nahe Zeitungen verhöhnen Terroropfer von Manchester. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 24. Mai 2017, abgerufen am 26. Mai 2017