Unter Funktionalstilistik ist derjenige Zweig der linguistischen Stilistik zu verstehen, der sich der Beobachtung und theoretischen Begründung der Funktionalstile widmet. Funktionalstile sind dabei die spezifischen Verwendungsweisen von Sprache, die sich in einer Sprachgemeinschaft unter bestimmten Kommunikationsbedingungen ergeben. So ist generell festzustellen, dass sich die Ausdrucksweisen der Alltagssprache von denen der Sprache der Wissenschaft unterscheiden. Da also Funktionalstile sich in Abhängigkeit von den Kommunikationsbereichen entwickeln, sprechen Fleischer, Michel und Starke lieber von Bereichsstilen.[1]

Funktionalstile Bearbeiten

 
Vorkommenshäufigkeit von freien Relativsätzen (2–10%) in einem Korpus von Relativsätzen im Serbokroatischen

Die Funktionalstilistik ist aus der Prager und der sowjetischen funktionalistischen Linguistik (Elise Riesel) hervorgegangen. Sie stellt fest, dass sich in einer Sprachgemeinschaft in unterschiedlichen Kommunikationsbereichen verschiedene typische Ausdrucksweisen, Stile, entwickeln. Insgesamt werden 4 bis 5 solcher Kommunikationsbereiche angenommen: die Kommunikation im Alltag, in Presse und Publizistik, in der Wissenschaft, im öffentlichen Verkehr (= Stil der Behörden und Gerichte) und in der Belletristik. Abgrenzung, Benennung und Zahl dieser Stile unterscheiden sich bei den verschiedenen Autoren. Untersuchungen zu stilistischen Phänomenen orientieren sich oft an einem der Modelle der Funktionalstilistik.[2]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Wolfgang Beutin: Sprachkritik – Stilkritik. Eine Einführung. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1976, S. 88–101. ISBN 3-17-001888-4.
  • Wolfgang Fleischer, Georg Michel, unter Mitarbeit von Rosemarie Gläser, Wolfgang Heinemann, Ursula Kändler und Günter Starke: Stilistik der deutschen Gegenwartssprache. 2, unveränderte Auflage. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1977, S. 23–27. (Erste Auflage 1975)
  • Bernd Spillner: Linguistik und Literaturwissenschaft. Stilforschung, Rhetorik, Textlinguistik. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1974, vor allem S. 56–58. ISBN 3-17-001734-9.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wolfgang Fleischer, Georg Michel, Günter Starke: Stilistik der deutschen Gegenwartssprache. Peter Lang, Frankfurt/Main und andere 1993, S. 30. ISBN 3-631-44771-X.
  2. Cornelia Schindelin: Die quantitative Erforschung der chinesischen Sprache und Schrift. In: Reinhard Köhler, Gabriel Altmann, Rajmund G. Piotrowski (Hrsg.): Quantitative Linguistik – Quantitative Linguistics. Ein internationales Handbuch. de Gruyter, Berlin/ New York 2005, S. 947–970, S. 960f. zu Untersuchungen zum Chinesischen, orientiert an der Funktionalstilistik. ISBN 3-11-015578-8.