Friedhof Eyüp

Friedhof in Istanbul, Türkei

Der Friedhof Eyüp (türkisch Eyüp Mezarlığı; auch Friedhof Eyüp Sultan) ist ein historischer Friedhof im Istanbuler Stadtbezirk Eyüp im europäischen Teil der Stadt. Verwaltet wird er von der türkischen Generaldirektion für Stiftungen (türkisch Vakıflar Genel Müdürlüğü). Der Friedhof gehört zu den ältesten muslimischen Friedhöfen Istanbuls. Hier ruhen osmanische Sultane und deren Familienmitglieder sowie Mitglieder des Hofes, darunter Großwesire, hochrangige Religionsgelehrte, Beamte und Militärkommandeure, aber auch Wissenschaftler, Künstler und Dichter.

Blick über das Goldene Horn zum Friedhof Eyüp

Lage Bearbeiten

Der Friedhof Eyüp befindet sich im europäischen Teil von Istanbul am Westufer des Goldenen Horns an der historischen Stadtmauer Konstantinopels. Er erstreckt sich vom Ufer des Goldenen Horns über den Karyağdı-Hügel bis nach Edirnekapı. Straßen- und Wohnungsbau haben den parkähnlichen Friedhof in den letzten Jahrzehnten stark verkleinert. Im Osten begrenzt die Bahariye Caddesi am Ufer des Goldenen Horns den Friedhof, im Norden und Westen Wohnviertel und im Süden das Gelände der Eyüp-Sultan-Moschee.

Geschichte Bearbeiten

 
Historische Grabsteine

Der Friedhof war in osmanischer Zeit sehr beliebt, weil viele Menschen gern in der Nähe des Grabes von Abū Ayyūb al-Ansārī (türkisch Eyüp Sultan) bestattet werden wollten. Abū Ayyūb al-Ansārī war ein Gefährte des islamischen Propheten Mohammed. Er starb während der ersten Belagerung von Konstantinopel (674–678) in einer Schlacht gegen das byzantinische Reich und wollte so nah wie möglich an den Stadtmauern beerdigt werden. Nach der Eroberung von Konstantinopel (1453) durch die osmanischen Sultane soll das Grab von dem islamischen Gelehrten Akşemseddin entdeckt worden sein.[1] Es wurde eine Türbe über dem Grab errichtet und die Eyüp-Sultan-Moschee zu Ehren von al-Ansārī erbaut.

Zu den Gräbern zählen auch jene der öffentlichen Henker aus osmanischer Zeit. Sie durften nicht auf öffentlichen Friedhöfen beigesetzt werden. So wurde auf dem Karyağdı-Hügel neben dem Eyüp-Friedhof mit dem „Henkerfriedhof“ (türkisch Cellat Mezarkığı) eine separate Grabstätte geschaffen. Die Beerdigung der Henker fand nur auf zwei Friedhöfen in Istanbul statt und dies auch nur heimlich in der Nacht. Auf den Grabsteinen waren weder Name noch Lebensdaten eingemeißelt, um Vergeltungsmaßnahmen der Angehörigen der hingerichteten Personen zu vermeiden. Nur wenige der Henkergräber sind heute erhalten.[2][3][4]

Kriminalfälle Bearbeiten

In den Abendstunden eines Novembertages im Jahr 1994 wurde eine 45-jährige Professorin angegriffen, ermordet und ausgeraubt, als sie nach einer Kaffeepause im beliebten „Café Pierre Loti“ vom Gipfel des Hügels über den Friedhof spazierte.[5]

In den frühen Morgenstunden des 25. August 2001 wurde der prominente jüdische Geschäftsmann und Mitbegründer der Alarko Holding, Üzeyir Garih, von Friedhofswächtern neben dem Grab von Fevzi Çakmak tot aufgefunden. Die Polizei verhaftete nach zwei Stunden einen Verdächtigen, der das Verbrechen gestand und aussagte, er habe den Mord aus Habgier begangen.[6] Der eigentliche Mörder, der Garihs Geld geraubt und sein Handy gestohlen hatte, wurde zehn Tage später gefasst.[7] Berichten zufolge besuchte Garih alle zwei Wochen das Grab des ersten Generalstabschefs der Republik Türkei.[6]

Kurz nach dem Mordfall von 2001 gab die Staatsanwaltschaft des Bezirks Eyüp zu, dass der Friedhof zu einem Ort der Prostitution und des Drogenkonsums geworden war.[5][8] Medien berichteten, dass seit dem Mord im Jahr 1994 die Polizei keine gesteigerte Präsenz auf dem Friedhof gezeigt hatte, obwohl der Friedhof häufig von Touristen besucht wird, die auch zu dem Café auf dem Gipfel des Hügels spazieren.[9]

Bestattete Persönlichkeiten Bearbeiten

 
Grabstätte von Fevzi Çakmak

Auf dem Friedhof sind rund 12.000 Gräber erhalten. Viele davon gelten als klassische Beispiele für osmanische Architektur und Bildhauerkunst.[1]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Friedhof Eyüp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Eyüp Mezarlığı. In: İslâm Ansiklopedisi, Türkiye Diyanet Vakfı, abgerufen am 27. März 2021
  2. Ömer Erbil: Cellat mezarlıkları kayıplara karıştı. In: Radikal. 11. August 2011, abgerufen am 27. März 2021 (türkisch).
  3. Cellat mezarlığı yok oluyor! In: Habertürk. 9. November 2011, abgerufen am 27. März 2021 (türkisch).
  4. a b c d e f g h İstanbul’a hürmet Eyüp’ten başlar. Aksiyon, archiviert vom Original am 29. Oktober 2013; abgerufen am 27. März 2021 (türkisch).
  5. a b Şenay Ordu, Taner Yener: Tanıklar susuyor. In: Hürriyet, 1. September 2001
  6. a b Üzeyir Garih öldürüldü. In: Hürriyet. 25. August 2001, abgerufen am 27. März 2021 (türkisch).
  7. Eyüp canavarı kıskıvrak. In: Sabah. 5. September 2001, abgerufen am 27. März 2021 (türkisch).
  8. Eyüp Mezarlığı fuhuş yeri. In: Hürriyet. 20. August 2001, abgerufen am 27. März 2021 (türkisch).
  9. Atilla Toygun, Ali Aksoyer, Asım Güneş, Taner Yener: Suçlayacak delil bulunamadı. In: Hürriyet, 27. August 2001
  10. Eyüp: Mezar mezarlığı. In: Dünya Bülteni. 1. Januar 2010, abgerufen am 27. März 2020 (türkisch).
  11. Mareşal Fevzi Çakmak Eyüp Mezarlığı'ndaki Kabri Başında Anıldı. Eyüp Kaymakamlığı, 10. April 2012, archiviert vom Original am 19. Oktober 2013; abgerufen am 27. März 2021 (türkisch).
  12. Ören Eyüp Sultan Mezarlığı’na Defnedilecek. In: Habertut. 23. Februar 2013, archiviert vom Original am 29. Oktober 2013; abgerufen am 27. März 2021 (türkisch).
  13. Murat Öztürk son yolculuğuna uğurlandı. In: Sabah. 21. Mai 2013, abgerufen am 27. März 2021 (türkisch).

Koordinaten: 41° 3′ 10″ N, 28° 56′ 3″ O