Florentinerhut

ein flacher, breitkrempiger, mit Blumen oder einem Schleier verzierter Strohhut

Der Florentinerhut ist ein flacher, breitkrempiger, mit Blumen oder einem Schleier verzierter Strohhut. Im Original wurde er aus Weizenstroh hergestellt. Häufig wurde der Hut durch Hutbänder aus Rips, Chiffon oder Seide dekoriert. Am hinteren Hutteil wurden häufig lange Bindebänder aus Seide oder Rips angebracht.[1]

Kaiserin Eugénie mit Florentinerhut. Franz Xaver Winterhalter, 1857

Er wurde hauptsächlich Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts als Sommerhut getragen und gehörte zeitweise auch in den 1930er und 1950er Jahren zum modischen Accessoire der Damenbekleidung.

Materialität

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Der Begriff Florentiner beschreibt einer Verarbeitungsweise von Strohborten zu einem Hut. Aus schneckenförmig gefädelten Weizenstrohborten können unterschiedliche Hutformen gepresst und geformt werden, sodass sich der Begriff nicht auf eine einzige Hutform beschränken lässt.[2]

Bei einem „echten Florentiner“[3] handelt es sich um einen Strohhut, der durch die Technik des „Ramaillierens“ hergestellt wird.[4] Dieser Vorgang beschreibt das Flechten von Strohborten, die anschließend Kante an Kante nebeneinandergelegt werden und ein Faden abwechselnd durch die aneinanderstoßenden Kantenflechtungen der Borten gefädelt wird. Es entsteht ein schneckenförmiger Verlauf der Borte des „gefädelten“ Strohhutes.[5] Vereinzelt wird auch von besonders feiner Stroharbeit berichtet, sodass statt mit einem Faden ebenfalls Stroh zum Verbinden der Borten genutzt wurde. Die Technik wird auch als „fädeln“ oder „ramayieren“ bezeichnet.

Eine besonders feine Qualität eines Hutrohlings kann durch die Verwendung von Weißenstroh, das nicht bis zur Ährenreife gereift ist, erreicht werden. Dieses ist weniger brüchig, dünn und flexibel, was eine besondere Feinheit im Flechtwerk ermöglicht. Dreizehn-Vollhalmgeflechte galten als Standard für die Florentinerhutherstellung. In dieser Verarbeitung werden Strohhalme nicht durch einen sogenannten Halmspalter in schmalere Flechtstreifen zerteilt, sondern sehr feine, aber komplette Halme verflochten.[6]

Geschichte

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Die Herstellung und der Handel mit Strohhüten ist für das Großherzogtum der Toskana seit 1575 belegt.[7] Bereits in der Antike wurden in der Region Strohhüte getragen und ab dem 15. Jahrhundert ist der sogenannte „Florentinerhut“ in der Kleidung der gehobenen Gesellschaft bekannt.[8] Die aufwendige Herstellung durch das Ramaillieren erfolge etwa bis in die 1930er Jahre.[2]

Literatur

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  • Eintrag Hut. In: Meyers Enzyklopädisches Lexikon. Bibliographisches Institut, Lexikonverlag, Mannheim/Wien/Zürich 1975, Band 12, S. 365.
  • Erika Thiel: Geschichte des Kostüms. Henschel-Verlag, Berlin, 8. Auflage 2004, ISBN 3-89487-260-8, S. 352.
  • Rose Müller-Windorf: Die Putzfibel. Das Buch der Warenkunde für Putzmacherinnen. Alfeld 1950.
  • Cornelius Trebbin: Strohgeflecht – Heimarbeiten im Ost-Erzgebirge und in anderen Gebieten, Hennef 1999.
  • Roswita Zwerger: Stroh – ein seltener Werkstoff der Alltagskultur in Rusch, Waltraud (Hrsg.) Schriftreihe Textil – Kultur – Mode Band 1 Fachverband …textil..e.V. Wissenschaft – Forschung – Bildung, Norderstedt 2016.
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Commons: Florentine straw hat – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Hüte. Hüte – Historische Kopfbedeckungen 1800–1960. Archiviert vom Original am 8. November 2010; abgerufen am 23. Januar 2016.
  • Florentiner. In: Hut-Lexikon. Gemeinschaft Deutscher Hutfachgeschäfte e. V., 23. April 2017, abgerufen am 24. September 2024.

Einzelnachweise

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  1. Europeana.eu: Florentinerhüte aus dem Stadtgeschichtlichen Museums in Leipzig, abgerufen am 29. Dezember 2013
  2. a b Florentiner. In: Hut-Lexikon. Gemeinschaft Deutscher Hutfachgeschäfte e. V., 23. April 2017, abgerufen am 24. September 2024.
  3. Cornelius Trebbin: Strohgeflecht – Heimarbeiten im Ost-Erzgebirge und in anderen Gebieten. Hennef 1999, S. 50.
  4. Cornelius Trebbin: Strohgeflecht – Heimarbeiten im Ost-Erzgebirge und in anderen Gebieten. Hennef 1999, S. 51.
  5. Rose Müller-Windorf: Die Putzfibel. Das Buch der Warenkunde für Putzmacherinnen. Alfeld 1950, S. 238.
  6. Cornelius Trebbin: Strohgeflecht – Heimarbeiten im Ost-Erzgebirge und in anderen Gebieten. Hennef 1999, S. 51.
  7. Cornelius Trebbin: Strohgeflecht – Heimarbeiten im Ost-Erzgebirge und in anderen Gebieten. Hennef 1999, S. 49.
  8. Roswita Zwerger: Stroh – ein seltener Werkstoff der Alltagskultur. In Waltraud Rusch (Hrsg.): Schriftreihe Textil – Kultur – Mode Band 1 Fachverband …textil..e.V. Wissenschaft – Forschung - Bildung, Norderstedt 2016, S. 16.